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Geldumschlag für geheime Russland-Infos: Spionage-Affäre beim BND weitet sich aus

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Von: Andreas Schmid

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Geladene Gäste stehen im Besucherzentrum des BND
Neue Details in der BND-Affäre. Der am Flughafen München verhaftete Kurier gibt Auskunft. © Wolfgang Kumm/dpa/Symbolbild

Der BND-Skandal geht in die nächste Runde. Im Blickpunkt: Ein Kurier mit verdächtigem Briefumschlag, zwei Treffen in Moskau und diverse Geheim-Infos.

Berlin – Die Russland-Affäre um einen Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes (BND) weitet sich aus. Nach „Spiegel“-Informationen hat der mutmaßliche Mittäter und Kurier des verdächtigen BND-Mannes Carsten L. eingeräumt, mindestens zweimal nach Moskau gereist zu sein, um geheime Unterlagen des deutschen Auslandsgeheimdienstes an Mitarbeiter des russischen Geheimdienstes FSB zu übergeben.

Zwei Treffen in Moskauer Restaurant – Kurier im Visier

Demnach hätten die konspirativen Treffen in einem Moskauer Restaurant im Oktober und November 2022 stattgefunden. Dort habe er sich mit zwei Männern vom russischen Geheimdienst FSB getroffen, und ihnen „mehrere Dutzend Seiten russischsprachiger Dokumente überlassen“, berichtet das Magazin.

Der mutmaßliche Kurier Arthur E. war am 22. Januar bei seiner Einreise aus den USA am Flughafen München festgenommen worden. Er ist nach Angaben des Generalbundesanwaltes deutscher Staatsangehöriger und kein BND-Mitarbeiter. Brisant: Seine Ehefrau soll Russin sein und als Zahnärztin arbeiten, er selbst habe zudem russische Wurzeln. Der 1991 geborene Mann sei 1999 jedoch die russische Staatsbürgerschaft aberkannt worden. Warum, ist unklar. Er habe einen deutschen Pass und sei zuletzt in München gemeldet gewesen. Die russischen Kontakte habe er jedoch von BND-Mann Carsten L. erhalten.

Die Ermittler gehen scheinbar aber auch der These nach, dass es andersherum gewesen sein könnte. Somit hätte E. BND-Schließstelle L. überredet, Dienstinterna preiszugeben und anschließend selbst den Kontakt zum russischen FSB hergestellt.
Arthur E. ist der Mittäterschaft am Landesverrat dringend verdächtig.

Der BND-Mitarbeiter Carsten L. wiederum war am 21. Dezember in Berlin wegen des Verdachts des Landesverrats festgenommen worden. Er soll nach dem russischen Angriff auf die Ukraine im vergangenen Jahr Informationen, die er im Zuge seiner Arbeit erlangt hat, an Russland übermittelt haben. Beide Verdächtige sitzen in Untersuchungshaft.

Briefumschlag mit Geld für geheime Russland-Infos

Nach Spiegel-Informationen sagte Arthur E. aus, die FSB-Agenten hätten ihm beim zweiten Treffen in Moskau einen Briefumschlag mit Bargeld als Gegenleistung für die geheimen BND-Unterlagen übergeben. Beide Beschuldigte seien ehemalige Bundeswehrsoldaten.

Bei dem in Moskau übergebenen Material handelt es sich nach Spiegel-Informationen unter anderem um ausgedruckte Screenshots geheimer Tabellen und Daten zu russischen Opferzahlen in der Ukraine, die der BND offenbar im Rahmen verdeckter Operationen abgefangen habe.

Laut Spiegel deuten die Aussagen von E. darauf hin, dass Carsten L. möglicherweise weitere Helfer beim BND hatte. So habe E. ausgesagt, er sei nach seiner Rückkehr von der zweiten Moskau-Reise am Münchner Flughafen nicht von L., sondern von einem anderen BND-Mitarbeiter abgeholt worden. Dieser habe auch den Briefumschlag mit dem Bargeld an sich genommen. Die Ermittler hätten hierzu ein Verfahren eingeleitet. Es spreche allerdings viel dafür, dass der zweite BND-Mann unwissentlich eingespannt worden sei, schreibt das Magazin. (as/dpa)

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