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Bundesregierung will eigenen Raketenschutzschild: So umfassend arbeitet Arrow 3

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Von: Felix Busjaeger

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Raketenabwehrsystem in Israel
Eine „Arrow-3“-Abfangrakete in Israel. Deutschland überlegt wohl den Aufbau eines nationalen Raketenschutzschildes. (Archivbild) © Israeli Ministry Of Defense//ISRAELI MINISTRY OF DEFENSE/dpa

Arrow 3 und Iron Dome: In Deutschland ist eine Debatte um einen Raketenschutzschild entfacht. Nun sollen Israel und die USA einem Verkauf zugestimmt haben.

Update vom 5. April 2022 um 10:40 Uhr: Israel und die USA haben laut einem Zeitungsbericht grundsätzlich einem Verkauf des Raketenabwehrsystems Arrow 3 an Deutschland zugestimmt. Das soll der Inspekteur der deutschen Luftwaffe, Ingo Gerhartz, der israelischen Zeitung „Jerusalem Post“ mitgeteilt haben. Demnach sei Arrow 3 das relevanteste System für die Bedrohungen, mit denen Deutschland konfrontiert sei. Die Bundesregierung sei „wirklich an dem System interessiert“, so Gerhartz. Deshalb würde genau geprüft, ob das Raketenabwehrsystem Arrow 3 den Ansprüchen der Bundesregierung entsprechen würde.

Raketenschutzschild in Deutschland: Was ist Arrow 3?

Das Arrow-System von Israel und den USA ist in der Lage, anfliegende ballistische Langstreckenraketen zu zerstören, und wirkt dazu sehr hoch über der Erde, bis in die Stratosphäre hinein.

Bundesregierung will eigenen Raketenschutzschild: Das ist Arrow 3

Erstmeldung vom 28. März 2022 um 12:00 Uhr: Berlin – Der Krieg in der Ukraine* wirft weiterhin große Schatten und gleichzeitig die Frage auf: Braucht es einen Raketenschutzschild in Deutschland? Während im Krieg in der Ukraine die Kämpfe weiter wüten, liegt in Deutschland offenbar ein Plan auf dem Tisch, der sich explizit mit einem Raketenschutzschild ähnlich dem Raketenschild Iron Dome in Israel.

Dass es bei der deutschen Verteidigungsfähigkeit und vor allem bei der Bundeswehr Handlungs- und besonders Investitionsbedarf gibt, steht nach Ansichten der Politik in Berlin außer Frage. Als Reaktion auf den Ukraine-Krieg kündigte Olaf Scholz bei einer Rede an, in der der Bundeskanzler 100 Milliarden Euro für zusätzliche Verteidigungsausgaben* ankündigte. Ein großes Projekt könnte dabei der Raketenschutzschild für Deutschland sein

Raketenschutzschild in Deutschland: Bundeskanzler Scholz hält sich bei Plänen zu Arrow 3 bedeckt

„Das gehört ganz sicher zu den Dingen, die wir beraten, aus gutem Grund“, sagte Kanzler Scholz am Sonntagabend bei Anne Will. Insbesondere vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs, in dem auch immer wieder vor Chemiewaffen* gewarnt wird, fügte der SPD-Politiker hinzu, dass sich Deutschland darauf vorbereiten müsste, in der Außenpolitik einem Nachbarn gegenüberzustehen, der Gewalt anwenden könnte, „um seine Interessen durchzusetzen“. Zwar wollte sich Olaf Scholz* noch nicht zu Details äußern, allerdings hatte die Bild am Sonntag zuvor über etwaige Pläne der Bundesregierung berichtet, wonach die Anschaffung des israelischen Systems „Arrow 3“ erwogen wird, um einen Raketenschutzschild in Deutschland zu schaffen.

Raketenschutzschild in Deutschland: Was ist Arrow 3?

Raketenschutzschild in Deutschland: Was ist das Abwehrsystem Arrow 3?

Arrow ist der Name eines Raketenabwehrsystems, das seit mehreren Phasen in israelisch-amerikanischer Kooperation entwickelt wird. Vonseiten der Vereinigten Staaten ist der US-Flugzeughersteller Boeing in das Projekt involviert. Seit spätestens Mitte der 2010er Jahre ist Arrow 3 im Einsatz. Entwickelt wird das Arrow-System bereits seit den 1980er Jahren. Arrow 3 ist in der Lage, Langstrecken-Raketen sehr hoch über der Erde abzufangen, und stellt damit einen effektiven Raketenschutzschild vor feindlichen Angriffen dar. Bisher verfügt die deutsche Bundeswehr über keine vergleichbaren Systeme, die als Raketenschutzsxchild in Deutschland dienen könnten.

Raketenschutzschild in Deutschland: Fehlanzeige bei effektiver Raketenabwehr – Sparkurs bei der Bundeswehr

Während Wladimir Putins* Krieg in der Ukraine in den vergangenen Wochen der deutschen Bevölkerung mehrfach schmerzlich vor Augen geführt hat, dass die Bundesrepublik nach Jahrzehnten des Abrüstens und des Sparkurses für die Bundeswehr nur bedingt in allen Bereichen einsatzfähig ist. Von effektiver Luft- oder Raketenabwehr oder gar einem Raketenschutzschild in Deutschland kann keine Rede sein.

Zum Status Quo: Gegenwärtig verfügt die Bundeswehr über mehrere Dutzend leichte Panzer vom Typ Ozelot, die als Teil der leichten Flugabwehr eingesetzt werden können. Leichte Flugabwehr bedeutet in diesem Zusammenhang, dass ein Verband gegen tieffliegende gegnerische Jagdbomber und Kampfhubschrauber vorgehen kann.

Arrow 3 Hersteller: Diese Unternehmen entwickeln den Raketenschutzschild

Welche Unternehmen genau an der Entwicklung des Arrow-Waffensystems, das als Raketenschutzschild genutzt werden kann, beteiligt sind, ist nicht bekannt. Als gesichert gilt, dass diverse Unternehmen in Israel an der Entwicklung beteiligt waren oder sind. Dazu zählen unter anderem Israel Military Industries, Tadiran oder Israel Aircraft Industries. Da es sich bei dem Raketensystem um eine Gemeinschaftsentwicklung mit den Vereinigten Staaten von Amerika handelt, sind auch amerikanische Unternehmen in die Entwicklung von Arrow 3 involviert – etwa der flugzeugbauer Boeing.

Israels Raketenschutzschild Iron Dome: Arrow 3 wäre Patriot und Mantis überlegen

Wie aus Informationen der Bundeswehr hervorgeht, verfügt die Truppe in dieser Kategorie zudem über die Fliegerfaust 2 Stinger, die gegen Flugziele im Tiefstflug und in mittleren Flughöhen in einer Entfernung von bis zu sechs Kilometern eingesetzt werden kann. Darüber hinaus verfügt die Bundeswehr über weitere Abwehrsysteme: das Abwehrsystem Patriot und das Abwehrsystem Mantis. Beide Systeme sind allerdings nicht dafür geeignet, einen strategischen Luftangriff abzuwehren und damit dem System Arrow 3 unterlegen. Das Ziel einer nationalen Verteidigungsstrategie wäre ein Raketenschutzschild, der möglicherweise Israels Iron Dome nahekommen würde, auch wenn man diesem Raketenschutzschild deutlich unterscheiden muss.

Raketenschutzschild: Was ist das?

Ein Raketenschutzschild setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen: Das Arrow-System aus Israel umfasst etwa Arrow 3-Raketen, ein Kontrollsystem und eine Radaranlage. Das Zusammenspiel der verschiedenen Einheiten erfolgt dabei mit höchster Präzision. Die Rakete wird dabei von der Radaranlage namens Green Pine gesteuert und zum Ziel geführt. Hierfür reflektiert die Radaranlage Energie ins Ziel. Auf Grundlage von Berechnungen wird die Rakete mit einem festgelegten Treffpunkt gestartet. Mögliche Kurskorrekturen werden vom Bodenradar an die Arrow 3-Rakete gesendet. Am Beispiel Israel hat sich gezeigt, dass ein Raketenschutzschild ein effektives Mittel in der Abwehr von feindlichen Raketenangriffen darstellt.

Raketenschutzschild: Arrow 3 könnte Luftabwehr für Deutschland verbessern

Bereits seit Jahren wird in Deutschland aufgrund der veralteten Technik der Kauf leistungsfähigerer Abwehrsysteme erwogen, allerdings bisher ohne Erfolg. Angesichts neuster Entwicklungen, wie etwa Hyperschallraketen, die offenbar durch Wladimir Putin bereits im Ukraine-Krieg* eingesetzt worden, scheint Deutschlands Luftabwehr derzeit blank zu sein und sich auf die Abwehr der Nato* zu verlassen. Das amerikanisch-israelische System „Arrow 3“ als Raketenschutzschild in Deutschland könnte dies ändern. Nach Angaben des Raketenschutzschild-Herstellers handelt es sich bei dem System um eines der ersten israelischen Raketen, die in der Lage seien, Boden-Boden-Raketen abzufangen und zu zerstören. Außerdem soll das System bis in die Stratosphäre einsetzbar sein.

Bei aller Euphorie gibt es allerdings auch viele Gegenstimmen: Wie der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter, Oberst a. D, gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland deutlich machte, gibt es gegen Hyperschallraketen derzeit keine effektive Verteidigung. Der Politiker verdeutlichte, dass auch ein Raketenschutzschild nicht helfen würde, da Raketen des Typs Arrow 3 solche Angriffe ebenfalls nicht stoppen könnten.

Raketenschutzschild in Deutschland: System aus Raketen vom Typ Arrow 3 wäre erst 2025 einsatzbereit

Laut Bild am Sonntag wäre ein Raketenschutzschild in Deutschland auf Grundlage der Raketen von Typ „Arrow 3“ frühstens 2025 einsatzbereit und sollte zwei Milliarden Euro kosten. Ob diese Summe der Realität entspricht, ist mehr als fraglich: So schrieb der Journalist und Wehrexperte Thomas Wiegold auf der Newsseite „Augen gradeaus“, die sich vorrangig mit militärischen Themen beschäftigt, dass ein entsprechender Raketenschutzschild für Deutschland wohl deutlich teurer wäre.

Um einen Raketenschutzschild über Deutschland zu schaffen, der effektiv arbeiten könnte, wäre es notwendig, bundesweit an mehreren Standorten Radarsysteme zu installieren, die Flugkörper erfassen können. Hierfür sollen Systeme vom Typ Super Greene Pine im Gespräch sein, die ihre Daten das Combined Air Operations Centre Uedem senden würden. Abgesehen von dieser Erkennungsinfrastruktur müssten für eine effektive Verteidigung mehrere Startgeräte in Deutschland verteilt werden, die Arrow 3-Raketen verschießen können. Nach Angaben von Bild am Sonntag könnte ein deutscher Raketenschutzschirm auch Polen, Rumänien oder das Baltikum bei der Ortung von feindlichen Raketen abdecken.

Israels Raketenschutzschild: Iron Dome ist nur für die Abwehr von Kurz- und Mittelstreckenraketen geeignet

Während der Arrow 3-Raketenschutzschild eine effektive, aber auch kostenintensive, Verteidigung für Deutschland gegen feindliche Raketenangriffe darstellen und hypothetisch den deutschen Luftraum in einen Iron Dome verwandelt könnte, ist ein anderes System eher ungeeignet. Und das, obwohl es einen Namen trägt, der zu Verwechslungen führen könnte: Iron Dome ist ebenfalls ist Israels Raketenschutzschild, das allerdings zur Abwehr von Kurz- und Mittelstreckenraketen eingesetzt werden kann. Während in Israel gegen Langstreckenraketen das Arrow-System im Einsatz ist, wird Israels Iron Dome zur Abwehr von Artillerieraketen mit einer Reichweite von 5 bis 70 Kilometern ausgelegt.

Der Iron Dome Raketenschutzschild in Israel wird unter anderem eingesetzt, um Kassam-Kurzstreckenraketen der Hamas aus dem Gazastreifen abzuwehren. Für Deutschland wäre ein solches Abwehrsystem nur geeignet, wenn etwa die Abwehr von Artilleriegeschossen im deutschen Interesse wäre. Trotz guter Erfolgsquote gibt es immer wieder Berichte, dass der Iron Dome in Israel versagt. Das Problem des Systems: Laut Hersteller des Raktenschutzschildes kann die Raketenabwehr maximal sechs Objekte gleichzeitig erfassen. Sollten also zu viele feindliche Raketen gleichzeitig abgeschossen werden, ist das System überlastet. Der Hersteller versprach bereits Nachbesserung und kündigte für eine neue Generation eine verbesserte Zielerfassung an.

Raketenschutzschild für Deutschland: Politiker informieren sich in Israel über Arrow 3

Wie ernst es die Bundesregierung mit der Anschaffung eines nationalen Verteidigungssystems gegen Raketenangriffe* meint, zeigen Gespräche, die in dieser Woche zwischen deutschen Verteidigungspolitikern und Israel geführt werden sollen. Seit Sonntag sollen sich mehrere Politiker bereits in Israel befinden, um sich über das Arrow-Waffensystem als möglichen Raketenschutzschild für Deutschland zu informieren.

Auch wenn die Regierung in Berlin derzeit mit dem Entlastungspaket 2022* auf die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs in Deutschland mit einem Tankrabatt*, einem Kinderbonus*, einem Zuschuss für Hartz IV* sowie einer Energiepreispauschale* und einem 9-Euro-Ticket für Bus und Bahn* reagieren will, verlangt die außenpolitische Situation weiterhin die volle Aufmerksamkeit der politischen Entscheidungsträger.

SPD-Chefin Saskia Esken setzt sich für Raketenschutzschild in Deutschland ein

Zuletzt hatte sich auch die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, für deutlich mehr Entschlossenheit in der Sicherheitspolitik ausgesprochen. „Wehrhaftigkeit, Wehrwilligkeit, Wehrfähigkeit, das bedingt einander. Wenn ich ein Land wehrfähig mache, also die Bundeswehr entsprechend ausrüste, muss auch der Wille da sein, im Ernstfall das Land zu verteidigen“, sagte die FDP-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur.

Auch SPD-Chefin Saskia Esken* unterstützt die Pläne der Bundesregierung, die weiterhin auch mindestens ein Auge auf das Pandemiegeschehen Omikron* und den Subtyp BA.2 der Corona-Variante* sowie ein neues Omikron-Symptom nach der Corona-Infektion* in Zeiten des Ukraine-Kriegs* werfen muss. Der Aufbau einer neuen Raketenabwehr für Deutschland sei laut der Politikerin eine Reaktion darauf, dass „ein Diktator“ mit militärischer Gewalt versuche, Interessen durchzusetzen. Angesichts des Verhaltens von Wladimir Putin sieht sie Deutschland beim Thema Raketenschutzschild im Zugzwang: „Demgegenüber müssen wir uns wappnen.“ * kreiszeitung.de und fr.de sind ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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