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„Unsere tägliche Realität“: Helfer bergen Tote aus zerbombtem Wohnhaus im Donbass

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Von: Stephanie Munk, Fabian Müller

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Kiew warnt vor einer neuen russischen Offensive – in Kramatorsk wird ein Haus zerbombt. Der News-Ticker zur militärischen Lage im Ukraine-Krieg.

Update vom 2. Februar, 7.37 Uhr: Der Raketenangriff in Kramatorsk hat nach Polizeiangaben drei Menschen getötet. Etwa 20 Menschen seien bei dem Beschuss eines Wohngebäudes verletzt worden. Unter den Trümmern könnten sich weitere Opfer befinden. „Das ist die tägliche Realität in unserem Land“, erklärte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. Reporter der Nachrichtenagentur AFP sahen zwei aus den Trümmern geborgene Leichen.

Kramatorsk liegt in der heftig umkämpfte Region Donezk. Ihre komplette Einnahme ist eines der wesentlichen Kriegsziele Russlands in der Ukraine. Die Regionen Donezk und Luhansk bilden zusammen die Region Donbass, die wegen ihrer Rohstoffe und Industrie von großer wirtschaftlicher Bedeutung ist.

Ukraine-Krieg: Ein nach einem Raketeneinschlag zerstörtes Haus in Kramatorsk in der Region Donezk im Donbass.
Aufnahme vom 1. Februar: das zerstörte Wohnhaus in Kramatorsk © YASUYOSHI CHIBA/AFP

Ukraine-News: Russische Rakete trifft Wohnhaus - „Schwere Zerstörungen“

Update vom 1. Februar, 22.30 Uhr: Offenbar ist eine russische Rakete am späten Abend des 1. Februar in ein Wohnhaus in Kramatorsk eingeschlagen. Das meldet der Kyiv Independent mit Verweis auf Telegram-Kanäle. Es gebe „schwere Zerstörungen“. Die Behörden haben die Berichte noch nicht offiziell bestätigt.

Update vom 1. Februar, 17.45 Uhr: Damit sich die ukrainischen Streitkräfte künftig noch besser als bislang gegen die Angreifer aus Russland verteidigen können, soll der Umfang des Ausbildungseinsatzes der EU verdoppelt werden. Demnach sollen weitere 15.000 ukrainische Soldaten ausgebildet werden. So sei das neue Ziel, 30.000 Soldaten in EU-Staaten auszubilden, teilten mehrere EU-Beamte in Brüssel mit. Die Bundeswehr bietet im Rahmen der Mission etwa eine Gefechtsausbildung für Kompanien sowie Taktikübungen für einen Brigadestab und die untergeordneten Bataillonsstäbe an. Auch in Großbritannien werden mithilfe anderer Staaten Tausende Ukrainer ausgebildet.

Ukraine-Krieg: Kiew erwarter „sehr aktive Phase“ der Zusammenstöße mit Putins Soldaten

Update vom 1. Februar, 15.03 Uhr: Laut dem ukrainischen Geheimdienst befindet sich das eigene Militär vor einer „sehr aktiven Phase“ der Zusammenstöße. Für den Februar und März erwarte man schwere Gefechte an den Frontlinien, erklärte der Geheimdienstvertreter Andrii Yusow laut dem militärischen Nachrichtenportal ArmyInform. „Die Situation ist sehr schwierig, der Feind rückt weiter vor“, zitierte das Portal Yusow. Die Verluste des russischen Militärs seien aber höher. Die Motivation der ukrainischen Soldaten, die Ausrüstung und die neuen Waffen würden zudem zu einer Wende führen, betonte der Geheimdienstvertreter.

Ukraine-Krieg: Putins Truppen greifen Bachmut an

Update vom 1. Februar, 12.55 Uhr: Russische Truppen haben in der Region Bachmut innerhalb von 24 Stunden mehr als 150 Attacken gefahren. Dabei seien 360 russische Soldaten getötet und 290 weitere verletzt worden. Das teilte nun ein Militärsprecher im Sender Suspilne mit. Unabhängig prüfen ließen sich die Angaben zunächst nicht.

Kampf um Bachmut: Russland meldet Einkreisung der Stadt

Update vom 1. Februar, 10.29 Uhr: Auch wenn US-Militäranalysten Zweifel haben: Russland vermeldet die Einkreisung Bachmuts. „Unsere Streitkräfte dringen in die Stadt ein“, teilte laut Tass Yan Gagin im russischen Staats-TV. Gagin ist Berater des pro-russische Separatistenführer Denis Puschilin. Die russischen Soldaten konzentrierten sich jetzt darauf, die Autobahn zwischen Bachmut und Chassiw unter ihre Kontrolle zu bringen um die ukrainische Truppenversorgung zu unterbrechen, so Gagin weiter.

Bachmut in der Region Donezk, die Russland nach eigenen Angaben annektiert hat, ist für Moskau von strategischer Bedeutung. Die Stadt gehört zum ukrainischen Verteidigungswall vor dem Ballungsraum zwischen Slowjansk und Kramatorsk. Die Einnahme des Gebiets wäre ein bedeutender Schritt hin zur Eroberung des gesamten Donbass - eines der Kriegsziele des Kremls.

Ein russischer Soldat schießt eine Giatsint-B 152 mm Haubitze in Richtung ukrianischer Stellungen ab. (Archiv)
Ein russischer Soldat schießt eine Giatsint-B 152 mm Haubitze in Richtung ukrianischer Stellungen ab. (Archiv) © IMAGO/Alexander Galperin

Ausreise im Ukraine-Krieg: Ukrainischer Grenzschutz veröffentlicht Zahlen

Update vom 1. Februar, 10.12 Uhr: Der ukrainische Grenzschutz hat seit Kriegsbeginn mehr als 13.000 Ukrainer an der Ausreise gehindert. Mehr als 9100 Personen seien an der grünen Grenze festgenommen worden, der Großteil von ihnen an den Grenzabschnitten zu Rumänien und Moldau, teilte Behördensprecher Andrij Demtschenko mit.

Im Rahmen der allgemeinen Mobilmachung wurde im Februar 2022 für wehrpflichtige Ukrainer im Alter zwischen 18 und 60 Jahren ein Ausreiseverbot mit wenigen Ausnahmen verhängt.

Kampf um Bachmut: US-Militärexperten glauben nicht an russischen Überraschungsschlag

Update vom 1. Februar, 9.39 Uhr: Fällt Bachmut bald an die Russen? Das US-Institus für Kriegsstudien (ISW) hat Zweifel daran. Trotz des Näherrückens auf die seit Monaten umkämpfte ostukrainische Stadt halten deren Militärexperten eine überraschende Einkreisung für „extrem unwahrscheinlich“.

Russische Offensive im Frühjahr: Kiew erwartet „wichtigste Kämpfe

Update vom 1. Februar, 8.33 Uhr: „Russland bereitet sich auf die maximale Eskalation vor“: Olexij Danilow, Sekretär des ukrainischen Sicherheitsrats, erwartet eine neue russische Offensive - und schließt sogar den Beginn in den nächsten zwei bis drei Wochen nicht aus.

Er glaube, „dass die wichtigsten Kämpfe noch bevorstehen und in diesem Jahr, in den nächsten zwei bis drei Monaten stattfinden werden“, sagte er in einem nun im britischen Sky News ausgestrahlten TV-Interview. Danilow schätzte die Zahl der in der Ukraine kämpfenden Soldaten auf etwa 320.000. Etwa die Hälfte davon könnte an der neuen Offensive teilnehmen, warnte er.

Russland räumt im Ukraine-Krieg ein: Mehr als 9000 Männer fälschlicherweise mobilisiert

Update vom 1. Februar, 6.42 Uhr: Moskau hat eingeräumt, seit dem vergangenen Herbst mehrere Tausend Männer zu Unrecht für den Ukraine-Krieg in die Armee eingezogen zu haben. „Mehr als 9000 Bürger, die unrechtmäßig mobilisiert wurden, wurden zurück nach Hause gebracht – darunter auch diejenigen, die aus gesundheitlichen Gründen auf keinen Fall hätten einberufen werden dürfen“, sagte Generalstaatsanwalt Igor Krasnow bei einem Treffen mit Kremlchef Wladimir Putin.

Kritische Beobachter gehen allerdings davon aus, dass bei der von Putin angeordneten Mobilmachung noch deutlich mehr Menschen gesetzeswidrig rekrutiert wurden – und möglicherweise nie zurückkehrten. Insbesondere in den ersten Wochen wurden vielerorts chaotische Zustände in den Kreiswehrersatzämtern geschildert. Diese hatten landesweit insgesamt 300.000 Männer für die Front einzogen.

Menschenrechtler werfen Ukraine Einsatz von Landminen vor

Update vom 31. Januar, 21.52 Uhr: Die Nichtregierungsorganisation Human Rights Watch (HRW) wirft der Ukraine im Kampf gegen den russischen Angriffskrieg den Einsatz verbotener Landminen vor. Kiew müsse den „mutmaßlichen Einsatz Tausender Antipersonenminen durch die eigene Armee“ in und um die im September nach russischer Besatzung zurückeroberte Stadt Isjum untersuchen, erklärte HRW am Dienstag. Die ukrainische Regierung machte die russische Invasion für das „Problem“ mit Minen verantwortlich, die UNO sprach sich für eine Untersuchung aus.

HRW erklärte, durch den Einsatz sogenannter Schmetterlingsminen seien in der Region um Isjum mindestens 50 Zivilisten, darunter fünf Kinder, verletzt worden. Russland habe seinerseits „wiederholt Antipersonenminen eingesetzt“ und in der gesamten Ukraine „Gräueltaten begangen“, sagte der HRW-Waffenexperte Steven Goose. Dies rechtfertige aber nicht den Einsatz „verbotener Waffen“ durch die Ukraine.

HRW befragte bei einer Untersuchung in der Region Isjum zwischen dem 19. September und 9. Oktober 2022 eigenen Angaben zufolge mehr als 100 Augenzeugen und identifizierte elf Minen-Opfer. Aus Gesprächen von HRW mit Angestellten im Gesundheitsbereich gehe allerdings hervor, dass etwa 50 Zivilisten während oder nach der russischen Besatzung durch Minen verletzt worden und der Hälfte von ihnen daraufhin Gliedmaßen amputiert worden seien.

Russische Truppen verwandeln Bachmut in „totale Ruine“: „Machen es dem Erdboden gleich“

Update vom 31. Januar, 18.51 Uhr: Russische Truppen haben die ostukrainische Stadt Bachmut in eine „totale Ruine“ verwandelt. Das berichtete der Leiter der Militärverwaltung der Region Donezk, Pavlo Kyrylenko, am Dienstag. In den vergangenen Stunden seien zwei Menschen getötet worden, darunter ein minderjähriger Junge, schrieb Kyrylenko via Telegram. Vier Zivilisten seien verwundet worden, fügte er hinzu.

„Die Russen machen Bachmut dem Erdboden gleich und töten jeden, den sie erreichen können. Wir dokumentieren sorgfältig alle Kriegsverbrechen. Sie werden für alles zur Rechenschaft gezogen werden“, schrieb er auf Telegram.

Update vom 31. Januar, 16.13 Uhr: Russland hat zugegeben, seit dem vergangenen Herbst mehrere Tausend Männer zu Unrecht für den Ukraine-Krieg in die Armee eingezogen zu haben. „Mehr als 9000 Bürger, die unrechtmäßig mobilisiert wurden, wurden zurück nach Hause gebracht - darunter auch diejenigen, die aus gesundheitlichen Gründen auf keinen Fall hätten einberufen werden dürfen“, sagte Generalstaatsanwalt Igor Krasnow bei einem Treffen mit Putin. Landesweit wurden rund 300.000 Männer für die Front einzogen.

Kritische Beobachter gehen allerdings davon aus, dass bei der von Putin angeordneten Mobilmachung noch deutlich mehr Menschen gesetzeswidrig rekrutiert wurden - und möglicherweise nie zurückkehrten. Insbesondere in den ersten Wochen wurden vielerorts chaotische Zustände in den Kreiswehrersatzämtern geschildert. Auch Generalstaatsanwalt Krasnow attestierte den Militärstrukturen seines Landes nun rückblickend „eine Masse an gravierenden Problemen“.

Am Dienstag (31. Januar) wurde auf Telegram zudem eine Videobotschaft verbreitet, die Ehefrauen und Mütter von mobilisierten Russen an Putin richteten. Die Frauen aus der fernöstlichen Region Primorje beklagen darin, dass es ihren Männern an Ausrüstung und Medikamenten fehle. Außerdem gebe es keine Hygieneprodukte, es grassierten Läuse und Krätze.

„Bis an die Zähne bewaffnet“: Putins Truppen setzen wohl Panzerzug gegen ukrainische Armee ein

Update vom 31. Januar, 15.02 Uhr: Das russische Verteidigungsministerium hat darüber informiert, dass im Kriegsgebiet in der Ukraine ein „bis an die Zähne bewaffneter“ Panzerzug eingesetzt werde. Der Panzerzug sei nach dem Fluss Wolga benannt, seine Besatzung solle für die technische Aufklärung und Minenräumung eingesetzt werden - aber auch militärische Ziele in der Luft und am Boden zerstören. Die Soldaten hätten dort einfache Schusswaffen, aber auch großkalibriges Gerät.

„Dieser gewaltige Rüstungskomplex ermöglicht es den Soldaten, sogar unter den schwierigsten Bedingungen zu arbeiten“, heißt es in der Mitteilung des Ministeriums. „Das ist ein echter Panzerzug, bis an die Zähne bewaffnet.“

Ukraine-News: Russland meldet Einnahme von Dorf bei Bachmut

Update vom 31. Januar, 14.23 Uhr: Im Ukraine-Krieg haben russische Truppen nach eigenen Angaben das Dorf Blahodatne im Gebiet Donezk vollständig unter ihre Kontrolle gebracht. Das teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Zuvor hatte bereits der Chef der russischen Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, den Kampferfolg für seine paramilitärischen Einheiten beansprucht.

Der Ort liegt nördlich der derzeit besonders umkämpften Stadt Bachmut. Bestätigt wurde die Einnahme von ukrainischer Seite nicht. Unabhängig lassen sich die Angaben nicht überprüfen.

Die russische Armee versucht, Bachmut von Norden und Süden zu umzingeln, um die ukrainische Armee zum Rückzug aus der Kleinstadt zu zwingen. Die Hauptversorgungsroute nach Nordwesten ist weiter unter ukrainischer Kontrolle.

Ukraine soll Einsatz von verbotenen Landminen aufklären

Update vom 31. Januar, 12.18 Uhr: Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch kritisiert den breitgefächerten Einsatz verbotener Landminen in der Ukraine - auch durch die Ukraine selbst. „Die Ukraine sollte den mutmaßlichen Einsatz tausender mit Raketen abgefeuerter Antipersonenminen durch ihr eigenes Militär in und um die ostukrainische Stadt Isjum untersuchen“, heißt es in einer Mitteilung. Zugleich kritisiert die NGO auch das russische Militär für das Auslegen solcher Minen. Isjum war von April bis September von Putins Truppen besetzt.

Human Right Watch geht es um die Streuung sogenannter Antischützenminen durch Raketen oder Artillerie. Diese Minen könnten nicht zwischen Soldaten und Zivilisten unterscheiden, erklärt Steve Goose, der Direktor der Abteilung Waffen. „Die russischen Streitkräfte haben wiederholt Antipersonenminen eingesetzt und im ganzen Land Gräueltaten begangen. Das rechtfertigt jedoch nicht den ukrainischen Einsatz dieser verbotenen Waffen.“ Die Minen würden zur Vertreibung von Zivilisten führen, die Landwirtschaft und die Lieferung humanitärer Güter behindern.

Das Abkommen zum Verbot von Antipersonenminen wurde 1997 beschlossen, die Ukraine ist 1999 beigetreten und hat es 2005 ratifiziert. Russland ist dem Vertrag nicht beigetreten, verstößt laut Human Right Watch wegen der wahllosen Wirkung der Minen aber trotzdem gegen das Völkerrecht.

Geheimdienst-Bericht: Russlands Armee im Ukraine-Krieg derzeit mit wenig Chancen

Erstmeldung vom 31. Januar: Donezk/London – Russland hat sich mit dem Ukraine-Krieg überschätzt - zu diesem Schluss kamen Militärexperten schon wiederholt, seit Kremlchef Wladimir Putin vor fast einem Jahr den Angriff auf das Nachbarland startete. Die Experten der US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) kamen erst in ihrer jüngsten Analyse zum Schluss, dass Putin nun auch mit seiner wohl geplanten Großoffensive im Frühjahr einen Fehler begehen könnte: Er überschätze womöglich erneut die Fähigkeit seiner Truppen und die Motivation der russischen Soldaten.

Geheimdienst glaubt nicht an Russland-Durchbruch: Aber „realistische Chance“ auf lokale Gewinne

Auch britische Geheimdienstexperten räumen den russischen Truppen derzeit geringe Chancen ein, einen großen Durchbruch in der Ostukraine zu erzielen. Laut dem täglichen Geheimdienst-Update des britischen Verteidigungsministeriums versuchten die russischen Kommandeure derzeit mit steigender Vehemenz, im von der Ukraine gehaltenen Teil der Region Donezk vorzurücken. Aus einzelnen Sondierungsangriffen seien in den vergangenen drei Tagen konzentriertere Angriffe geworden, heißt es.

Die Russen würden auf diese Weise versuchen, die ukrainischen Truppen von der immer schwer umkämpften Gegend rund um Bachmut zu verdrängen „Es gibt eine realistische Chance, dass Russland lokale Gebietsgewinne macht“, schreiben Experten des britischen Geheimdienstes. „Jedoch ist es unwahrscheinlich, dass Russland genügend ungebundene Truppen in dem Gebiet besitzt, um einen bedeutenden Durchbruch zu erreichen.“ (smu/dpa)

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