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Annexion vergeigt? Darum droht Putins Schergen im Donbass ein Fiasko

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Von: Jens Kiffmeier

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Ein Bataillon bei einer Flussüberquerung ausgelöscht, Angriffspläne zurückgelassen: Putins Truppen verpatzen im Ukraine-Krieg die Annexion. Das ist kein Zufall.

Moskau – Gesprengte Brücken, hohe Verluste in den Bataillonen und verratene Angriffspläne: Bei der Annexion der Ost-Ukraine erleidet Russland viele Rückschläge. Dabei hatte Präsident Wladimir Putin die Eroberung des Donbass als das Minimalziel in dem Krieg ausgegeben. Doch stattdessen wächst der Widerstand der ukrainischen Armee von Tag zu Tag. Dass die Truppen die vermeintlichen Besatzer in Schach halten können, ist kein Zufall. Ist ein Sieg drin? Oder schlägt Moskau noch einmal kräftig zurück?

Ukraine-News: Annexion mit Problemen – Russland verliert Bataillon bei Flussüberquerung

Tatsächlich offenbarte Russland im Ukraine-Krieg zuletzt viele Schwächen. In den vergangenen Tagen stockte die Offensive in den östlichen Landesteilen massiv. Am Donnerstag gelang der ukrainischen Armee wieder ein empfindlicher Schlag gegen die von Präsident Wladimir Putin befohlenen Invasoren. So verhinderte die Ukraine nach eigenen Angaben an zwei Stellen die Flussüberquerung russischer Bataillone und zerstörte dabei bis zu 60 Panzer der Angreifer.

Ein zerstörter Panzer: Russland erleidet im Ukraine-Krieg gerade herbe Verluste.
Ein zerstörter Panzer: Russland erleidet im Ukraine-Krieg gerade herbe Verluste. © Ukrinform/dpa

Satellitenbilder zeigen das Ausmaß der Zerstörung. Die Stelle am Siverskyj-Donets-Fluss nahe Bilohorivka glich einem Trümmerfeld. Als die russischen Soldaten dort mithilfe zweier Pontonbrücke übersetzen wollten, wurden sie von schwerer Artillerie angegriffen. Die Fahrzeuge waren ein leichtes Ziel. Angeblich sollen bis zu 1500 Soldaten ums Leben gekommen sein. Man habe dem russischen Sturm standgehalten und zurückgeschlagen, verkündete der Militärgouverneur Serhij Hajdaj laut der Nachrichtenagentur dpa und bestätigte damit den Angriff, der für Russland ein empfindlicher Rückschlag ist.

Stimmt der Bericht, dann wurde eins von insgesamt 100 Bataillonen komplett ausgelöscht. Putin, für den die Gefahr für eine Entmachtung mit einem Putsch zuletzt enorm gestiegen ist, gerät damit weiter unter Druck. Ursprünglich hatte der Kremlherrscher die Eroberung der kompletten Ukraine als Kriegsziel ausgerufen. Doch nachdem bereits der angesetzte Sturm auf die Hauptstadt Kiew gescheitert war, ließ er die Strategie ändern. Seit dem konzentriert sich die russische Armee auf die Eroberung des Ostens.

Ukraine-Krieg: Russlands Präsident Wladimir Putin muss Rückschläge hinnehmen – das ist kein Zufall

Doch die Ukraine ist erstaunlich gut vorbereitet und weiß die russischen Schwächen massiv auszunutzen. Mithilfe von Drohnen, teils im Besitz von Privatleuten, und wahrscheinlich auch mithilfe von westlichen Geheimdiensten haben die Verteidiger ein sehr gutes Luftlagebild über die russischen Truppenbewegungen. Die Panzer, auf die Russland vorwiegend setzt, werden gezielt von schwerer Artillerie beschossen. Dabei machen sich die Verteidiger zunutze, dass die russischen Kriegsgeräte eine bekannte Schwäche vorweisen, der sogenannte Jack-in-the-box-Effekt.

Westliche Militärexperten zeigten sich zuletzt verwundert darüber, dass Russland zwar in den ersten Kriegstagen die ukrainsiche Luftwaffe auschaltete, aber die eigenen Panzer ohne zusätzliche Luftunterstützung durch den Donbass fahren lässt. Denn dadurch würden die russischen Kriegsgeräte zu einem leichten Ziel, sagte der US-Militärexperte Michael Kofman dem Spiegel.

Ukraine-Konflikt: Wann endet der Krieg? Putin könnte noch Genralmobilmachung anordnen

Mittlerweile gelang es den ukrainischen Verteidigern, die russischen Panzerkollonnen auf schwierige Routen im Gelände abzudrängen und ihnen mit gezielten Nadelstichen teilweise den Nachschub und die Versorgung abzuschneiden. Innerhalb der russischen Armee sorgt diese Zermürbungstaktik für viel Frust – und teilweise bereits zu Auflösungserscheinungen. So häuften sich zuletzt auch die Berichte, wonach Putins Soldaten bereits selber die Panzer zerstörten, um nicht weiter in die die Kämpfe ziehen zu müssen.

Dennoch bleibt der Ausgang des Krieges ungewiss. Zwar sehen Militärexperten durchaus die Möglichkeit, dass die Ukraine den Kampf gegen den vermeintlich übermächtigen Gegner gewinnen kann. Jedoch steht weiterhin zu befürchten, dass Putin erneut zu einem größeren Gegenschlag ausholen und die Generalmobilmachung anordnen könnte. Erst vor wenigen Tagen warnte Präsident Wolodomyr Selenskyj davor, den russischen Präsidenten zu unterschätzen. Zwar habe man die Offensive auf Kiew gestoppt. Doch niemand, so der ukrainische Regierungschef, könne voraussagen, ob Russland nicht irgendwann einen neuen Anlauf nehmen werde.

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