Wladimir Putin: Kremlherrscher schickt arme Minderheiten ins Feuer
Sie töten aus Geldnot für Wladimir Putin: Im Ukraine-Krieg dienen und sterben auffällig viele Soldaten aus ethnischen Minderheiten. Gezielte Strategie des Präsidenten?
Moskau – Er ist gefallen. Für Präsident Wladimir Putin. In einem Land, das von seinem Heimatdorf 6000 Kilometer entfernt liegt. Nurmagomed Gadschimagomedow aus dem Bergdorf Kani in der russischen Teilrepublik Dagestan starb am 24. Februar im Ukraine-Krieg, gleich am ersten Tag von Russlands Invasion. Vier Tage zuvor war seine Tochter geboren worden. Er hat laut Medienberichten das Mädchen nie kennengelernt. Der Kreml hat den 25-Jährigen aber als „Held der Russischen Föderation“ ausgezeichnet. Er sei stolz, sagte Putin bei der Verleihung des Heldenordens, dass Russland ein starkes, multiethnisches Land sei. Für die Familie des Verstorbenen wohl nur ein schwacher Trost.
Ukraine-Krieg: Wladimir Putin macht aus Toten in der Armee Russlands ein Geheimnis
Gadschimagomedow ist das erste Todesopfer, das Russland in dem Ukraine-Krieg zu beklagen hatte und dessen Schicksal öffentlich bekannt wurde. Ansonsten macht der Politik-Apparat von Präsident Wladimir Putin ein großes Staatsgeheimnis aus der Zahl der Toten. Die Ukraine sprach zuletzt von 20.000 russischen Gefallenen, Moskau gestand nach den herben militärischen Rückschlägen in den ersten Kriegswochen lediglich 1351 Todesopfer öffentlich zu.
Die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo in der Mitte.
Putins Todesopfer: Kein toter Soldat stammt aus Moskau
Auffällig ist aber, dass unter den Toten überproportional viele Männer aus verarmten russischen Teilrepubliken stammen, in denen vor allem russische Minderheiten leben. Wie die Welt berichtet, wird die Liste der toten Soldaten angeführt vom iranischsprachigen Volk in Nordossetien (5,5 Gefallene pro 100.000 Einwohner), gefolgt von vom buddhistisch geprägte Burjatien (5,44). Zudem werden auch in Tuwa, Dagestan und Inguschetien viele tote Soldaten beklagt. Aus Moskau, wo zehn Prozent der Russen leben, kam bislang noch kein Gefallener.

Die Analyse beruht auf Berechnungen des US-Politikwissenschaftlers Adam Charles Lenton von der George Washington University. Zuvor hatte die russische Journalistenplattform Mediasona anhand Meldungen in Zeitungen, Mitteilungen und anderen amtlichen Quellen mehr als 1000 Todesopfer der russischen Armee identifiziert, sodass der Forscher die Zahlen hochrechnen konnte.
Krieg in der Ukraine: Tote Soldaten aus Putins Armee stammen aus armen Schichten
Für die Entwicklung werden unterschiedliche Gründe angeführt. So lockt die Aussicht auf den Sold viele Angehörige der ethnischen Minderheiten in die Armee. Während nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung in Dagestan ein durchschnittlicher Monatslohn bei 400 Euro liegt, können die zumeist jungen Männer in Putins Truppe bis zu 2400 Euro verdienen – was für die reicheren Schichten rund um Moskau aber weniger attraktiv ist.
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Ähnliche Phänomene sind auch in anderen Ländern zu beobachten. Auch in den USA wird ein Großteil des Militärs in den ärmeren Bevölkerungsteilen rekrutiert. Insofern ist es kein Wunder, dass auch in Russland die unteren Schichten in den Dienst eintreten. In Putins Armee sollen die Soldatinnen und Soldaten aus Burjatien oder Dagestan aber oftmals wie Männer und Frauen zweiter Klasse behandelt werden. Wie die SZ schreibt, setzen die Kommandanten sie besonders häufig in den aussichtsreichen und gefährlichen Kampfeinsätzen ein – was einmal mehr die hohen Verluste in ihren Reihen erklären würde.
Putins Ukraine-Krieg: Generalmobilmachung am 9. Mai könnte die Zahl der Todesopfer weiter erhöhen
Große Proteste musste Russlands Präsident, über dessen Gesundheitszustand zuletzt viel spekuliert worden ist, deswegen bislang nicht fürchten. Die Teilrepubliken sind weit weg, sowohl von der Ukraine als auch von Moskau. Jedoch musste Russland bei dem Ukraine-Feldzug zuletzt einige Rückschläge einstecken, weswegen gemutmaßt wird, ob der Kreml unter Putin die Generalmobilmachung rund um den 9. Mai ausruft und den Ukraine-Krieg weiter eskalieren lässt.
Mit einer Ausweitung der Gefechte steigt auch die Zahl der Todesopfer. Insofern ist eines klar: Gadschimagomedow war der erste Gefallene in dem Konflikt. Aber ganz sicher nicht der letzte, so bitter wie die Erkenntnis ist. Für die ethnischen Minderheiten. Für Russland. Die Ukraine. Und die ganze Welt.