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Sie gehen zurück „in einen brutalen Krieg“: Ukrainische Soldaten beenden Panzerkurs in Deutschland

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Von: Katharina Brumbauer

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Ein Kampfpanzer Leopard 2 am 17. Oktober 2022 auf dem Truppenübungsplatz Bergen. Bundeskanzler Olaf Scholz besucht die A
Ein Leopard 2-Kampfpanzer auf dem Truppenübungsplatz Bergen. © IMAGO/Björn Trotzki

Ukrainische Soldaten sind am Nato-Übungsplatz Bergen am Leopard-2-Panzer ausgebildet worden. Im März geht es für die Kameraden zurück an die Front.

Bergen - Sechs Wochen lang haben sie das Feuergefecht mit Leopard-2-Kampfpanzern geübt. Angriff und Rückzug vom Feind getestet. Im Gelände und auch in Dunkelheit. Dann konnten sie die Nachtausrüstung des Waffensystems testen. Tiefe Detonationen waren zu hören, als die Panzer ihre Leuchtspurmunition auf bis zu zwei Kilometern entfernte Ziele verschossen. Einen Panzer-Schnellkurs haben die ukrainischen Soldaten am Nato-Übungsplatz Bergen in Niedersachsen bekommen. Nach dem Intensivtraining in Deutschland sind sie nun bereit für den Einsatz mit dem Kampfpanzer Leopard 2. Noch im März kehren sie an die Front zurück.

Die deutschen Ausbilder betonen, dass die Soldaten aus der Ukraine das Waffensystem beherrschen. Sie seien nicht nur motiviert gewesen, den Umgang mit den Leopard-2-Kampfpanzern zu erlernen. Sondern sie hätten sich auch als sehr fähig erwiesen. Panzer-Kommandant Jörg Junker lobte gegenüber spiegel.de die hohe Trefferquote seiner Schüler „von weit über 80 Prozent. In der kurzen Zeit, das ist beachtlich.“

Brigadegeneral: alles getan, um die ukrainischen Soldaten bestmöglich am Leopard 2 auszubilden

Es sei alles getan worden, um die ukrainischen Soldaten bestmöglich am Leopard 2 auszubilden, betonte Brigadegeneral Björn Schulz, Kommandeur der Panzertruppenschule der Bundeswehr. Mehr hätten die Rahmenbedingungen im Ukraine-Krieg nicht zugelassen. Schulz lässt es nicht kalt, was seinen Panzer-Schülern bevorsteht. „Sie kehren zurück in einen furchtbar brutalen Krieg“, sagte er gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. „Wir müssen davon ausgehen, dass einige Kameraden fallen oder schwer verwundet werden. Das tut uns auch weh.“

Für den Kampf an der Front gegen die russischen Truppen sieht Schulz die ukrainischen Soldaten jetzt gut gerüstet. Der Leopard-2-Panzer gilt als das beste und präziseste Waffensystem im westlichen Panzer-Arsenal. „Es ist eigentlich der modernste Kampfpanzer, den wir zu bieten haben“, sagte der Brigadegeneral. Nach Übungen am Simulator, der Gefechtsausbildung im Gelände und sogenannten Schulschießen durften sich die ukrainischen Panzer-Schüler zum Abschluss ihrer Ausbildung im Gefechtsschießen mit scharfer Munition versuchen. „Das ist die ganz hohe Schule“, sagte Schulz.

Für den Umgang mit dem Leopard 2: Auch Spanien gibt ukrainischen Soldaten einen Lehrgang

Am 24. Februar, dem ersten Jahrestag des Ukraine-Krieges, hatte die deutsche Bundesregierung angekündigt, statt der vorher kommunizierten 14 Leopard 2A6-Panzer 18 Exemplare an die Ukraine zu liefern. Dies ist Teil einer internationalen Militärhilfe, mit der der Westen die Ukraine bei der Verteidigung gegen Russland unterstützen möchte.  Beteiligt an der Initiative sind vor allem Polen sowie Norwegen, Kanada und Spanien. Erste vier westliche Kampfpanzer - des älteren Typs Leopard 2A4 - hatte im Februar Polen in die Ukraine geliefert.

Video: Bundesverteidigungsminister Pistorius: Leopard 2-Kampfpanzer sollen noch diesen Monat kommen

Auch Spanien hatte im Februar die Lieferung von sechs Leopard-2A4-Panzern angekündigt. Später hatte Regierungschef Pedro Sanchez die Lieferung von vier weiteren Panzern in Aussicht gestellt. Genauso wie in Niedersachsen haben in Spanien in dieser Woche ukrainische Soldaten ihre Ausbildung am Leopard A2. Insgesamt 55 ukrainische Soldaten schlossen einen vierwöchigen Lehrgang im Ausbildungszentrum in Saragossa ab, wie ukrainische Medien unter Berufung auf das Verteidigungsministerium in Madrid berichteten.

Effizientes Waffensystem: Leopard 2 soll Ukraine bei der Verteidigung helfen

Im Moment liefern sich Russland in der Region Donezk in der Ost-Ukraine weiter erbitterte Kämpfe um die Stadt Bachmut. Die Lage ist angespannt. Söldner der russischen Privatarmee „Gruppe Wagner“ und die russische Armee kämpfen seit Monaten darum, die Stadt einzunehmen. Die Ukraine hält den Angriffen stand. „Kiew wird seine Truppen nicht abziehen“, erklärte zuletzt Denis Puschilin, Oberhaupt der selbsternannten und international nicht anerkannten Volksrepublik Donezk. Die Schlachten führten zu erheblichen Verlusten auf beiden Seiten.

Die versprochenen westlichen Leopard-2-Panzer sollen der Ukraine bei der Verteidigung helfen. „Die Ukrainer stehen vor der gefährlichsten Phase des Krieges“, sagte der nach Bergen angereiste französische Vizeadmiral Hervé Bléjean, Generaldirektor der EU-Trainingsmission, der Deutschen Presse-Agentur. „Sie sind jetzt in einer Defensiv-Position und stehen mehr als 300.000 russischen Soldaten gegenüber.“ Diese seien vielleicht nicht die am besten ausgebildeten Soldaten, aber dafür stünden die Ukrainer jetzt einem „Tsunami an Soldaten“ gegenüber, so Bléjean weiter. (kb)

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