Falsches Kriegsbild gemalt: Putin lässt Vater verhaften – Kind droht das Waisenhaus
Entsetzen über Putins Russland: Dort hat ein Kind ein Bild zum Ukraine-Krieg gemalt – aber anders als gedacht. Jetzt droht dem Vater eine lange Haftstrafe.
Moskau – Er ist alleinerziehend, doch das schützt ihn nicht vor einer Verhaftung: In Russland ist ein Vater festgenommen worden, weil sein Kind im Unterricht ein vermeintlich falsches Bild zum Ukraine-Krieg gemalt hat. Das Mädchen verewigte mit Papier und Stift nicht die russischen Erfolge, sondern ehrte die ukrainischen Kriegsopfer. Nun droht dem Vater offenbar eine lange Haftstrafe – und der kleinen Künstlerin ein Leben im Kinderheim. Hilfsorganisationen sind entsetzt.
Die Bürgerrechtsorganisation OVD-Info machte den Fall am Mittwoch (1. März) publik. Wie das Nachrichtenportal Meduza berichtet, soll der 54 Jahre alte Alexej Moskaljow aus der Region Tula südlich von Moskau eine Nacht in einer Gefängniszelle verbracht haben. Das bestätigte der Anwalt des Mannes. Seine Tochter Mascha sei in einem Kinderheim untergebracht worden. Ein Video, das auf Telegram veröffentlicht wurde, soll die Teenagerin in Begleitung einer freiwilligen Helferin zeigen, die die Familie betreut.
Russland: Kind malt Bild gegen den Ukraine-Krieg – Vater von Polizei verhaftet
Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben nicht. Hintergrund der Verhaftung ist aber offenbar ein Vorfall, der sich bereits im April des vergangenen Jahres zugetragen haben soll. Nach Recherchen des Nachrichtenportals Spektr sollte die die Sechstklässlerin Mascha kurz nach Beginn von Russlands Angriffskrieg in der Schule ein Bild zur Unterstützung der russischen Soldaten anfertigen. Doch das Mädchen interpretierte die Aufgabe in ihrem Sinn – und malte ukrainische Kriegsopfer. Auf das Bild soll sie dann noch die Worte „Nein zum Krieg“ und „Ruhm der Ukraine“ geschrieben haben. Die Lehrerin und die Direktorin der Schule riefen angeblich umgehend die Polizei.

Mittlerweile ermittelt aber wohl auch der russische Inlandsgeheimdienst FSB in der Sache. Bereits einen Tag nach dem Kunstunterricht kam der Vater das erste Mal in Haft. Wegen „Diskreditierung der Armee“ gab es eine Geldstrafe. Doch der Fall ist offenbar damit noch nicht ausgestanden. Denn danach tauchten Kommentare in sozialen Netzwerken auf, im Winter durchsuchten Ermittler die Wohnung. Mit den neuen Medienberichten erfolgte nun offenbar die erneute Verhaftung.
Nun drohen dem Mann laut OVD-Info bis zu drei Jahren Haft. Auf dem von den Bürgerrechtlern veröffentlichten Video kommt auch die Freiwillige zu Wort: „Das kann jedem passieren“, sagte die Frau laut einem Bericht der Nachrichtenagentur dpa und fügte hinzu: „Jedem von uns, jedem Minderjährigen, jedem der jungen Leute, die irgendwo ihre Meinung sagen.“
Verhaftungen der Bevölkerung: In Russland geht die Polizei für Putin hart gegen Regimegegner vor
Tatsächlich kommt es in Russland immer wieder zu Verhaftungen. Mit rigoroser Härte geht Präsident Wladimir Putin gegen Kriegsgegner und Regimekritiker vor, die mitunter auch zu einem schrägen Nudel-Protest greifen. Zuletzt wurden auch viele Regionalpolitiker verhaftet, die sich offen gegen den Kreml wegen des Ukraine-Krieges stellten.
Um Proteste im eigenen Land zu unterbinden, hatte die Duma den Strafenkatalog für Kritik an dem militärischen Feldzug enorm verschärft. So können Gefängnisstrafen von bis zu zehn Jahren drohen. Erst kürzlich war ein Paar in einem Restaurant von der Polizei in Handschellen abgeführt worden, weil es sich beim Abendessen kritisch über den Ukraine-Konflikt unterhalten hatte. Damals hatte ein anderer Gast des Lokals die Beamten gerufen. (jkf/dpa)