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Ukraine-Krieg: Chronologie und Hintergründe des Konflikts mit Russland

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Von: Marcel Reich

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Die Ukraine wird seit dem 24. Februar 2022 von Russland angegriffen. Die Folgen des Krieges sind auch in Deutschland gravierend. Lesen Sie hier alle Hintergründe.

Kiew – Der Ukraine-Krieg begann am 24. Februar 2022. Russlands Präsident Wladimir Putin erklärte dort den Beginn einer „militärischen Spezialoperation“ in der Ukraine. Dahinter verbirgt sich der Angriff russischer Truppen auf das Nachbarland. Seitdem erleiden beide Länder hohe Verluste. Der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland spitzte sich in den Jahren davor immer mehr zu.

KonfliktUkraine-Krieg
KonfliktparteienRussland, Ukraine
Beginn24. Februar 2022

Ukraine-Krieg: Die Vorgeschichte und Auslöser des Konflikts mit Russland

Im Dezember 2013 kam es in der ukrainischen Hauptstadt Kiew zu einem Protest auf dem zentralen Platz Maidan. Mehrere Hunderttausend Ukrainer demonstrierten gegen den prorussischen Präsidenten Viktor Janukowitsch, weil dessen Regierung überraschend erklärte, das Partnerschaftsabkommen mit der EU vorerst nicht unterzeichnen zu wollen. Auch Kiews heutiger Bürgermeister Vitali Klitschko war an den Protesten beteiligt.

Zur Eskalation kam es im Februar 2014. Mehr als 100 Menschen starben, als die Proteste blutig niedergeschlagen wurden. Zu diesem Zeitpunkt war der Ukraine-Krieg noch weit entfernt, doch deutete sich eine Verschärfung des Konflikts kurz darauf bereits an. Im selben Monat besetzten russische Truppen die ukrainische Schwarzmeer-Halbinsel Krim.

Warum herrscht Krieg in der Ukraine?

Die Frage nach der geopolitischen Ausrichtung der Ukraine – prorussisch oder prowestlich – steht im Kern des Konflikts. Nach den zunächst gewaltsam niedergeschlagenen Euromaidan-Protesten, die eine weitere Annäherung der Ukraine an die Europäische Union forderten und letztlich zur Amtsenthebung des prorussischen Präsidenten Wiktor Janukowytsch führten, entstand im Donbass ein bewaffneter Konflikt zwischen prorussischen Separatisten und der ukrainischen Armee sowie Freiwilligenmilizen. Russland annektierte zunächst die Halbinsel Krim. 

Der Friedensplan der Minsker Abkommen scheiterte. Der russische Präsident Wladimir Putin fordert die Anerkennung der selbsterklärten Volksrepubliken Donezk und Luhansk als unabhängige Staaten sowie die Anerkennung der Krim als russisches Territorium. Die Ukraine orientierte sich politisch zudem immer weiter Richtung Westen und gegen Russland.

Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, spricht in Kiew bei einer Militärparade vor der Sophienkathedrale zu den Soldaten.
Im Ukraine-Krieg gewann Präsident Wolodymyr Selenskyj an Profil und führt sein Land an. Hier spricht er in Kiew bei einer Militärparade vor der Sophienkathedrale zu den Soldaten. © Kay Nietfeld/dpa

Damit begründet Putin den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine

Russland zog Truppen an der Grenze zusammen und fiel am 24. Februar 2022 mit insgesamt 150.000 Soldaten in der Ukraine ein. Neben territorialen Fragen sei die „militärische Spezialoperation“, wie Putin den Krieg nennt, eine Antwort auf die „Aneignung der Ukraine“ durch die Nato.

Putin behauptet, er wolle die russische Bevölkerung in der Ukraine vor einem „Genozid“ schützen. Russland könne sich nicht entwickeln und sicher fühlen, „wenn es ständig von der Ukraine bedroht wird“, sagte Putin bei seiner Rede zu Beginn der Invasion. Deshalb spricht er von einer geplanten „Demilitarisierung“ und „Entnazifizierung“ der Ukraine, die von Faschisten regiert werde. Die „Volksrepubliken“ Donezk und Luhansk sowie die Gebiete Saporischschja und Cherson hat Russland im September völkerrechtswidrig für annektiert erklärt. 

Hat die Ukraine einmal zu Russland gehört?

Russland und die Ukraine verbindet eine lange Geschichte. 1922 wurde die, wenige Jahre zuvor durch Russland gegründete, Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik offiziell Teil der Sowjetunion, die von Moskau aus regiert wurde.

Mit Zerfall der UdSSR erklärte die Ukrainische Republik 1990 ihre Souveränität, im Jahr darauf schließlich ihre Unabhängigkeit und den Austritt aus der Union. 90 Prozent der Bevölkerung stimmten in einem Referendum der Abspaltung zu.

Was bedeutet der Ukraine-Krieg für Deutschland?

Russlands Krieg gegen die Ukraine hat in Deutschland vor allem wirtschaftliche Folgen, doch auch außenpolitisch will die Bundesregierung einiges ändern. Außenministerin Annalena Baerbock verurteilte den russischen Angriff mehrfach und kritisierte Präsident Wladimir Putin deutlich.

Deutsche Politik und Wirtschaft hatten sich von Erdgas aus Russland abhängig gemacht, das es auf absehbare Zeit nicht mehr geben wird. Wirtschaftsminister Robert Habeck verkündete eine Abkehr von fossilen Energien. Die Preise für Energie und Lebensmittel sind drastisch gestiegen, was viele Haushalte finanziell belastet. Die Inflation nimmt zu.

Wolodymyr Selenskyj (r), Präsident der Ukraine, begrüßt Bundeskanzler Olaf Scholz (l, SPD) und Emmanuel Macron (M), Präsident von Frankreich in Kiew.
Wolodymyr Selenskyj (r), Präsident der Ukraine, begrüßt Bundeskanzler Olaf Scholz (l, SPD) und Emmanuel Macron (M), Präsident von Frankreich in Kiew. © Kay Nietfeld/dpa

Drei Tage nach dem Überfall sprach Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Bundestags von einer „Zeitenwende“, die gravierende Änderungen mit sich bringe. Die Bundesregierung brachte ein Sondervermögen über 100 Milliarden für die Aufrüstung der Bundeswehr auf den Weg. Zudem wolle Deutschland seine Beziehungen zu einigen Staaten, beispielsweise China, prüfen.

Welche Länder unterstützen und liefern Waffen an die Ukraine?

Im Verteidigungskrieg gegen Russland ist die Ukraine auf Waffenlieferungen anderer Länder angewiesen. Vor allem die Nato-Mitgliedsstaaten spielen eine große Rolle. Die meisten Waffen liefern mit Abstand die USA, unter anderem Mehrfachraketenwerfer, Flugabwehrsysteme, Panzer, Hubschrauber und Drohnen. Es folgt Großbritannien, das ebenfalls nicht nur schwere Waffen, sondern auch Geheimdienstinformationen und Satellitenbilder liefert, die der ukrainischen Armee helfen sollen.

Auch Deutschland liefert Flugabwehrsysteme, Panzer, Haubitzen, Mehrfachraketenwerfer und verschiedene Panzer. Nachbarland Polen, die baltischen und skandinavischen Länder, ehemalige Ostblock-Staaten wie die Slowakei, aber auch Frankreich, Spanien und Kanada beteiligen sich ebenfalls an Waffenlieferungen. Marokko will als einziges afrikanisches Land Panzer an die Ukraine liefern. Es handelt sich dabei um alte sowjetische Modelle.

Warum greift die Nato nicht in den Konflikt ein?

1997 wurde die Nato-Ukraine-Charta verabschiedet, in der eine militärische Partnerschaft, jedoch keine Mitgliedschaft vereinbart wurde. 2014 stimmte das Parlament in Kiew für ein Ende des Blockfreien-Status. Doch unter anderem Deutschland hatte immer wieder einen Nato-Beitritt geblockt, auch um Russland nicht zu provozieren. Die Ukraine strebt also schon seit längerem eine Nato-Mitgliedschaft an.

Will ein Land der Nato beitreten, muss es bestimmte militärische, wirtschaftliche und politische Voraussetzungen erfüllen. So hatte Kiew aber jahrelang mit Korruption zu kämpfen. Monate nach Kriegsbeginn hat die Ukraine einen beschleunigten Nato-Beitritt beantragt. Moskau behauptet hingegen, man sehe eine Osterweiterung der Nato als Bedrohung der Sicherheit Russlands.

Welche Verluste sind im Ukraine-Krieg zu beklagen?

Getötete Menschenüber 42.000
Verletzte Menschen58.000
Vermisste15.000
Geflüchtetca. 14 Millionen
zerstörte Gebäude140.000
Stand: 08.03.2023

Was will Wladimir Putin von der Ukraine

Russlands Präsident Wladimir Putin fordert von der Nato, auf eine Osterweiterung zu verzichten. Die Ukraine solle nicht dem Militärbündnis angehören. Russland versucht, das Narrativ der „Entnazifizierung“ der Ukraine zu etablieren, die mit der „militärischen Spezialoperation“ erfolgen soll. Das Land solle zudem „entmilitarisiert“ werden. Russland zählt die Ukraine zu seinem Einflussbereich und lehnt die Annäherung an westliche Bündnisse ab. Auch die Existenz der Ukraine als eigene Nation hat Putin in einem Aufsatz bestritten.

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