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Erschossen auf der Flucht: UN legt Schock-Bericht über tausende Tote in Mariupol vor

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Von: Jens Kiffmeier

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Großes Entsetzen: Im Kampf um Mariupol sollen tausende Zivilisten getötet worden sein. Die UN spricht von Kriegsverbrechen – nicht das erste Mal im Ukraine-Krieg.

Mariupol/Genf – Eine fünfköpfige Familie auf der Flucht im Auto erschossen, Freunde und Verwandte spurlos verschwunden: Die Vereinten Nationen haben erneut massive Menschenrechtsverletzungen im Ukraine-Krieg angeprangert. So sollen insbesondere in der hart umkämpften Stadt Mariupol tausende Zivilisten in Folge von Russlands Invasion ums Leben gekommen sein. Das teilte die UN-Menschenrechtsbeauftragte Matilda Bogner am Dienstag in Genf in einem Bericht mit. Unter den Fällen seien auch viele Kriegsverbrechen, hieß es. Die Organisation kündigte eine genaue Untersuchung an.

Ukraine-Krieg: UN prangert aktuell Kriegsverbrechen Russlands in Mariupol an – Kämpfe im Stahlwerk gehen weiter

Die UN-Kommission für Menschenrechte ist bereits seit der Annektierung der Krim in der Ukraine aktiv. Den Angaben zufolge betreibt die Organisation im Land Büros mit insgesamt 60 Experten. Seit Beginn des von Russlands Präsident Wladimir Putin befohlenen Angriffskrieges versuchen die Mitarbeiter mögliche Kriegsverbrechen zu dokumentieren. Zuletzt hatten sich die Kämpfe dabei auf den Osten konzentriert, insbesondere auch auf Mariupol. Nachdem die Stadt laut Satellitenbildern fast dem Erdboden gleichgemacht worden ist, harren noch einige ukrainische Kämpfer und Zivilisten in einem Stahlwerk aus.

Zerstörung eines Wohnhauses: In Mariupol sind tausende Zivilisten dem Ukraine-Krieg zum Opfer gefallen.
Zerstörung eines Wohnhauses: In Mariupol sind tausende Zivilisten dem Ukraine-Krieg zum Opfer gefallen. © Alexei Alexandrov/dpa

Wegen der Kämpfe fällt die Dokumentation der Menschenrechtsverletzungen in dieser Region derzeit noch schwer. Mariupol sei ein „schwarzes Loch“, räumte Bogner ein. Jedoch gehe man von tausenden Toten aus. Zuletzt habe man von dort viele schockierende Berichte erhalten. „Menschen berichten uns, dass Verwandte, Nachbarn und Freunde getötet, verletzt und festgenommen wurden und einige verschwunden sind“, sagte Bogner weiter.

Russische Soldaten hätten demnach Familien auf der Flucht erschossen. Ein 70-Jähriger habe von seinem Zufluchtsort im Keller einer Schule berichtet, der so überfüllt gewesen sei, dass er im Stehen schlafen musste und sich an ein Geländer band, um nicht umzufallen. Ihr Team habe bislang knapp 4000 Todesfälle dokumentiert, so Bogner. Doch die wahre Zahl liege wahrscheinlich viel höher. Darüber hinaus gebe es lang anhaltende Berichte über Vergewaltigungen und Verschleppungen, auch von Jungen und Mädchen.

Ukraine-Krieg: Außenministerin Annalena Baerbock bezeichnet Russlands Präsidenten Wladimir Putin als Aggressor

Es sind nicht die ersten Hinweise auf etwaige Kriegsverbrechen, die vonseiten Russlands und Präsident Wladimir Putin bekannt geworden sind. Nach der missglückten Offensive auf Kiew waren in den Vororten der ukrainischen Hauptstadt hunderte Leichen gefunden worden – teilweise mit auf den Rücken gebundenen Händen. Am Dienstag machte sich Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) am Rande ihres Ukraine-Besuches auch in Butscha ein Bild von der Lage und griff Russland scharf an: Russland sei ein Aggressor, der keine Regeln achte und Kriegsverbrechen begehe, sagte die Grünen-Politikerin.

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Das litauische Parlament ging einen Schritt weiter und verurteilte den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine als Völkermord. Die Abgeordneten stimmten einstimmig einem Antrag zu. Die Volksvertretung des baltischen EU- und Nato-Landes in Vilnius verwies auf darin auf „massenhafte Kriegsverbrechen“ der russischen Armee und prangerte dabei Mord, Folter und Vergewaltigung von ukrainischen Zivilisten an. 

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