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Kreml wird Soldaten „bereitwillig opfern“ – US-Experte weist auf Probleme bei Frühjahrsoffensive hin

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Von: Felix Durach

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Eine Gegenoffensive der ukrainischen Streitkräfte in der Ost- und Südukraine soll kurz bevorstehen.
Eine Gegenoffensive der ukrainischen Streitkräfte in der Ost- und Südukraine soll kurz bevorstehen. © Adrien Vautier/imago-images

Die ukrainischen Streitkräfte stehen vor einer Gegenoffensive in der Ostukraine. Ein Erfolg könnte den weiteren Kriegsverlauf erheblich beeinflussen.

Washington D.C. – Unterstützer der Ukraine setzten große Hoffnung in die bevorstehende Frühjahrsoffensive der ukrainischen Streitkräfte. Doch der frühere US-General Mark Hertling hat am Donnerstag (30. März) vor Gefahren bei der Gegenoffensive gewarnt und Probleme der ukrainischen Armee in den kommenden Wochen aufgezeigt.

Zum Beginn der Woche hatte der australische Ex-General und Militärexperte Mick Ryan in einer Analyse auf Twitter erklärt, eine erfolgreiche ukrainische Offensive im Frühjahr könnte große Auswirkungen auf den weiteren Verlauf des Ukraine-Kriegs haben. „Aber wenn der Westen die Nerven behält und die Ukrainer ihre Kampfkraft unbeirrt gegen die Russen einsetzen und große Teile ihres Landes zurückerobern kann, könnten die Offensiven der Anfang vom Ende dieses Krieges sein“, schrieb Ryan. Der Australier sagte jedoch auch voraus, dass die kommenden den Monate „herzzerreißend blutig“ sein würden.

Ukrainische Gegenoffensive – russische Armee „an vielen Fronten zerfleischt“

Etwas weniger optimistisch hat sich nun Mark Hertling über die bevorstehende Offensive geäußert. Hertling ist Generalleutnant a.D. und leitete zwischen 2011 und 2012 die US-Streitkräfte in Europa. Der 69-Jährige warnte in seiner Analyse auf Twitter unter anderem davor, die russischen Armee zu unterschätzen. Die Streitkräfte seien zwar „erschöpft und an vielen Fronten zerfleischt“ worden, hätten aber auch mehrere Monate Zeit, Verteidigungspositionen in der Ost- und Südukraine zu errichten.

Neben den russischen Streitkräften hat auch die ukrainische Armee erheblich Verluste erleiden müssen. Die Ukraine verlor vor allem im Ausland ausgebildete Soldaten. Hertling berichtete, er sei selbst in Deutschland an der Ausbildung von ukrainischen Soldaten beteiligt gewesen. „Dies sind Soldaten und Anführer, die durch ihre Anwesenheit die ukrainische Armee verändert haben. Viele von ihnen sind jetzt nicht mehr da, geopfert für ihr Land. Darüber mache ich mir Sorgen“, so Hertling in seiner Analyse.

Kreml wird Soldaten „bereitwillig opfern“ – US-Experte warnt vor Problemen bei ukrainischer Gegenoffensive

In der Frühjahrsoffensive müssten deswegen unerfahrene Rekruten Offensivaktionen durchführen. Hinzu käme, dass viele der Rekruten noch nicht vertraut mit der westlichen Ausrüstung seien. „Die ukrainische Armee ist gut und kampferfahren. Aber wie die russische Armee zu Beginn des Krieges sind sie nicht übermächtig“, erklärte Hertling.

Als weiteres Problem dürfte sich das Gelände in den betreffenden Gebieten erweisen. Die russischen Truppen haben sich im Süden auf das Ostufer des Dnjepr zurückgezogen. Dort konnten die Invasoren seit November ihre Positionen aufbauen und befestigen. Die ukrainischen Streitkräfte müssten also zunächst den Fluss überqueren und dann die feindlichen Reihen durchbrechen. Das Vorhaben würde zusätzlich dadurch erschwert werden, dass der Kreml „bereitwillig Soldaten opfern“ werde, sagte Hertling voraus.

Gegenoffensive im Ukraine-Krieg – „eingefrorener Konflikt“ droht

„Russland wird versuchen, so viel Land wie möglich zu halten, was zu einem weiteren ‚eingefrorenen Konflikt‘ in Europa (Transnistrien, Abkahzien) beiträgt“, zog Hertling sein abschließendes Fazit. Die Ukraine hingegen „wird versuchen, so viel von ihrem souveränen Land zurückzugewinnen wie möglich.“ (fd) 

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