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Spahn zu Corona: „Die vierte Welle rollt mit voller Wucht“

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Von: Felix Busjaeger

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Wie soll mit der gegenwärtigen Corona-Situation umgegangen werden? Jens Spahn (CDU) mahnt zu mehr Vorsicht und warnt: „Die Pandemie ist alles andere als vorbei.“

Berlin – Diskussionen über umfassende 2G-Regeln, belegte Intensivstationen und die Überlegung, Impfzentren wieder zu reaktivieren: Auch wenn leicht sinkende Inzidenzzahlen etwas anderes andeuten, zeichnet sich inzwischen ab, dass Deutschland geradewegs auf eine vierte Coronawelle zusteuert – oder bereits mittendrin steckt. Angesichts der kritischen Lage in der Bundesrepublik mahnt der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn nun zur äußersten Vorsicht und weiteren Schutzvorkehrungen. „Die Pandemie ist alles andere als vorbei“, sagte er am Mittwoch in Berlin. Die vierte Welle rolle mit voller Wucht.

Deutscher Bundesminister für Gesundheit:Jens Spahn
Geboren:16. Mai 1980 (Alter 41 Jahre), Ahaus
Größe:1,92 m
Partei:Christlich Demokratische Union Deutschlands

Corona: Gesundheitsminister Jens Spahn drängt auf schnelle Maßnahmen

Gemeinsam mit dem Präsidenten des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, erklärte der CDU-Politiker, dass nun dringend drei Maßnahmen erforderlich seien, um die Pandemie im Herbst und Winter einzudämmen. So müssen Abstands- und Hygieneregeln weiterhin konsequent eingehalten werden, ebenso wie die 2G-Regeln. Zudem sollen Behörden stärker gegen Verstöße vorgehen und diese bestrafen. Bereits vor einigen Tagen hatten Experten vor einem möglichen Klinik-Kollaps gewarnt. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte sich bereits am Dienstag im CDU-Bundesvorstand dazu geäußert, dass wohl bald Ungeimpfte stärker Einschränkungen bekommen könnten.

Jens Spahn (r.) und Lothar Wieler bei der PK zur Corona-Booster-Impfung.
Jens Spahn (r.) und Lothar Wieler bei der PK zur Corona-Booster-Impfung. © Kay Nietfeld/dpa

Spahn forderte außerdem, dass für Pflegeheime bundesweit strengere und einheitliche Testvorschriften für Personal und Besucher gelten sollen. In Regionen mit sehr vielen Infektionen seien auch Zugangsregeln nur für Geimpfte und Genesene möglich. Weiterhin seien seiner Ansicht nach Boosterimpfungen ein wichtiges Instrument, um Menschen, deren Impfungen bereits länger zurückliegen, weiterhin einen hohen Schutz zu gewährleisten. Das Tempo beim „Boostern“ reiche nicht aus.

Corona in Deutschland: Lothar Wieler betont Bedeutung von Impfungen – über 16 Millionen Menschen ungeimpft

Auch Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts, verdeutlichte erneut, dass Impfungen das beste Mittel zur Bekämpfung der Pandemie seien. Seiner Einschätzung nach gebe es in Deutschland weiterhin 16,2 Millionen Menschen über 12 Jahren, die nicht geimpft seien. Davon 3,2 Millionen über 60 und damit besonders gefährdet. Das Risiko sei hoch, dass sie sich in den kommenden Monaten ansteckten und schwer erkrankten. Es könnten viele Menschen versterben.

Der Impfstoffexperte Leif Sander schätzt die Zahl der Menschen in Deutschland, die zeitnah eine Boosterimpfung gegen das Coronavirus brauchen, auf etwa 30 Millionen. Er sieht aber auch die Gefahr, dass das gegenwärtige Impftempo nicht ausreicht, um die hochgefährdeten Bevölkerungsgruppen bis zum Winter zu erreichen. Der Leiter der Forschungsgruppe für Infektionsimmunologie und Impfstoff-Forschung der Charité sprach sich deshalb für eine koordinierte Booster-Kampagne aus.

Ende der pandemischen Lage: Spahn gibt zu, möglicherweise für Missverständnisse gesorgt zu haben

Bezüglich seines Vorschlags, die pandemische Notlage in Deutschland mit Ende des Monats auslaufen zu lassen, gab der Gesundheitsminister zu, für Missverständnisse gesorgt zu haben. „Wenn Äußerungen von mir so verstanden wurden, dann war ich nicht klar genug. Das sage ich selbstkritisch“, sagte er während der Pressekonferenz. Deutschland würde zwar einen rechtlichen Ausnahmezustand verlassen, die Pandemie sei dennoch nicht vorbei. Auch die mögliche Ampelkoalition hatte einen ähnlichen Weg vorgeschlagen. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach macht sich zwar Sorgen vor dem Winter, befürwortet aber auch das Ende der pandemischen Lage.

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Unter anderem hatte der SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich Spahn für seine Aussagen kritisiert und dem Bundesgesundheitsminister eine chaotische Amtsführung vorgeworfen. „Ausgerechnet jetzt stiftet Bundesgesundheitsminister Jens Spahn mehr Verwirrung, als dass er klärt“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Erst die Forderung nach dem Auslaufen der epidemischen Lage, ohne auch nur den Hauch einer Überlegung, wie das für die Länder praktikabel gemacht werden kann – das haben wir im Parlament dann in die Hand genommen.“

Corona: SPD-Fraktionschef kritisiert Jens Spahn für Krisenmanagement

„Als Nächstes die Forderung nach Boosterimpfungen für alle, zu einem Zeitpunkt, zu dem noch nicht einmal die besonders schutzbedürftigen Menschen eine solche Impfung erhalten haben“, sagte der SPD-Fraktionschef weiter. Ein weiterer Kritikpunkt ist Spahns unklarer Vorstoß für einen erneuten Corona-Gipfel mit Bund und Ländern. „Jens Spahn sollte seine Verantwortung wahrnehmen, klar kommunizieren und als geschäftsführender Gesundheitsminister die Geschäfte auch tatsächlich führen – und nicht sein Amt für Werbeveranstaltungen in eigener Sache mit Blick auf den CDU-Vorsitz missbrauchen.“

Während der Pressekonferenz in Berlin machte sich Spahn erneut für eine zeitnahe Gesprächsrunde stark. Es sei seiner Ansicht nach wichtig, neben den Gesundheitsministern die Ministerpräsidenten ins Boot zu nehmen. Um eine einheitliche Kommunikation und Akzeptanz zu erreichen, sei dieses Vorgeben bis zum Start der neuen Bundesregierung sinnvoll. * kreiszeitung.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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