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Mehr Gas statt Kohle: Schröder mischt Energiestreit auf

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Von: Felix Busjaeger

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Gerhard Schröder (SPD) vor einem Werk des Gaskonzerns Nord Stream 2
Gerhard Schröder (SPD) will auf Gas als Brückentechnologie setzen. (kreiszeitung.de-Montage) © Kay Nietfeld/Stefan Sauer/Stefan Sauer/dpa

In Deutschland ist er eine Reizfigur: Gerhard Schröder. Jetzt warnt der Gazprom-Lobbyist vor der Ampel. Sein Vorwurf: Ohne Erdgas wird die Energiewende scheitern.

Berlin – Erneuerbare Energien, Ausstieg aus der Kohle und mehr Nachhaltigkeit: Schon während des Wahlkampfes vor der Bundestagswahl 2021 war der Klimaschutz ein wichtiges politisches Thema. Und auch danach diskutieren SPD, FDP und Grüne über die Machbarkeit ihrer Klimaideen. Bis sie in einer möglichen Ampelkoalition aber die Geschicke in Deutschland steuern, kann es noch einige Wochen dauern. In die Diskussion um den früheren Kohleausstieg mischt sich nun auch ein Altkanzler und Gas-Lobbyist ein: Gerhard Schröder (SPD) hat angesichts des früheren Kohleausstiegs die Bedeutung von Gas hervorgehoben.

Ehemaliger Bundeskanzler:Gerhard Schröder
Geboren:7. April 1944 (Alter 77 Jahre), Mossenberg, Blomberg
Größe:1,74 m
Partnerin:So-yeon Schröder-Kim

Gas statt Kohle: Ampelkoalition streitet über Nord Stream 2

Der Grund für seine jetzigen Äußerungen ist dabei naheliegend: Auch wenn die Außenpolitik Deutschlands und das Verhältnis zu Russland nur eine untergeordnete Rolle spielten, könnten die Themen im Verlauf der Koalitionsverhandlungen über ein mögliches Ampel-Bündnis aufkommen – die umstrittene Gas-Pipeline Nord Stream 2 war schon in den Wahlprogrammen der Parteien ein Streitpunkt. Nicht alle Parteien setzen sich im Vorfeld der Wahl für den Fortbestand der geplanten Gas-Trasse nach Deutschland ein. Schröder ist unter anderem Präsident des Verwaltungsrats beim Betreiber des Projekts und dürfte dementsprechend ein großes Interesse daran haben, dass Nord Stream 2 wie geplant in Betrieb genommen wird.

„Ob man den Kohleausstieg wirklich vorziehen kann, das wird auch davon abhängen: Wie weit ist man mit den erneuerbaren Energien, und vor allen Dingen, wie weit ist man mit Gas als einer Brückentechnologie, die von den fossilen Energieträgern sicher die umweltpolitisch beste ist“, sagte der Altkanzler in seinem Podcast „Die Agenda“. Seiner Ansicht nach würde Deutschland es in keinem Fall schaffen, eine bezahlbare Energieversorgung für Industrie und Verbraucher zu schaffen, wenn man Gas nicht nutze. „Es liegt wirklich im deutschen Interesse, genügend Gas zur Verfügung zu haben.“

Gas statt Kohle: Schröder kritisiert Annalena Baerbock bei Energiepolitik

In ihrem Wahlprogramm hatten unter anderem die Grünen gefordert, Nord Stream 2 nicht in Betrieb zu nehmen. Für Schröder – wenig überraschend – ein Unding: „Wir haben zu Recht darauf bestanden: Alle Genehmigungen sind in Ordnung, und sie müssen nach Recht und Gesetz behandelt werden und dürfen nicht einer politischen Intervention zum Opfer fallen“, kritisierte er unter anderem Grünen-Chefin Annalena Baerbock. Nicht nur der Gasprom-Lobbyist spricht sich damit deutlich gegen die Politikerin aus, auch wurde sie während des Wahlkampfes häufiger Opfer von russischen Hackerangriffen.

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Während der Bauphase sorgte die Gas-Pipeline immer wieder für hitzige Diskussionen: Während die AfD konsequent forderte, die Anlage in Betrieb zu nehmen, um Deutschlands Energiebedarf nachhaltig abdecken zu können, fürchten andere Parteien die starke Abhängigkeit von Russland. Auch Klimaschutzaspekte werden immer wieder genannt. So sprachen sich die Grünen für einen vollständigen Stopp und für einen konstruktiven Dialog mit Russland über gemeinsame Klimaziele aus.

Gas statt Kohle: Schröder sorgt sich um Deutschland

Seit Anfang des Jahres sind die Energie- und Benzinpreise in Deutschland enorm angestiegen. Nicht nur die Industrie, sondern auch die Endkunden spüren diese Entwicklung deutlich. Gerhard Schröder zeigt sich bezüglich dieses Trends zunehmend besorgt: „Das, was mich umtreibt, ist natürlich das Problem vieler, die vom Land in die Stadt pendeln müssen, weil der öffentliche Nahverkehr bringt sie nicht pünktlich zum Arbeitsplatz. Für die ganz normalen Familien mit ganz normalem Verdienst ist das schon ein Problem.“

Schröder vermisse zunehmend die Nähe der Klimapolitik zu den Menschen in Deutschland. Die Ziele würden zunehmend zu einer Belastung werden: „Und wenn die Belastungen eine Belastungsgrenze für ganz normale Verdiener überschreiten, dann werden die populistischen Strömungen anheim fallen“, warnte er. * kreiszeitung.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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