Russlands Söldner im Ukraine-Krieg: Was über die Gruppe Wagner bekannt ist

Um die Gruppe Wagner ranken sich zahlreiche Mythen. Nun hat Jewgenij Prigoschin bestätigt, die Gruppe von russischen Söldnern gegründet zu haben. Was bekannt ist.
Moskau – Ein offenes Geheimnis wurde nun offiziell bestätigt: Jewgenij Prigoschin, der in Moskau auch unter dem Namen Putins Koch bekannt ist, hat am Montag, dem 26. September, eingeräumt, der Kopf hinter Russlands Söldnern der Gruppe Wagner zu sein. Dass Putins Verbündeter jetzt mit offenen Karten spielt, mag überraschend kommen. Die Gruppe Wagner verliert dadurch allerdings auch einen Teil ihrer Mystifizierung – und kann damit indirekt der Truppen des russischen Präsidenten Wladimir Putin zugeordnet werden.
Russlands Söldner: Gruppe Wagner wurde von Jewgenij Prigoschin gegründet
Um die Gruppe Wagner rankten sich seit knapp einem Jahrzehnt viele Mythen. Unklar war lange Zeit, woher Russlands Söldner kamen und wem sie unterstehen würden. Allerdings tauchten die Kämpfer, die nun „Putins Koch“ Jewgenij Prigoschin zugeordnet werden können, in den vergangenen Jahren in zahlreichen Krisenregionen auf und verbreiteten Schrecken – etwa in Ländern in Europa, Afrika oder im Nahen Osten. Wie jetzt bekannt wurde, hat Prigoschin die Gruppe Wagner im Jahr 2014 gegründet, um eine „Gruppe von Patrioten“ zu versammeln, die etwa in der Ukraine die Interessen von Russen verteidigen sollten.
Im Jahr 2022 ist die Gruppe Wagner erneut in der Ukraine aktiv: Nachdem Wladimir Putin, von dem sich immer mehr Staaten abwenden, im vergangenen Februar den Überfall auf das Nachbarland befahl und die Kämpfe in der Region wüten, gibt es immer wieder Meldungen, dass Russlands Söldner in der Ukraine operieren sollen. Dabei soll die Truppe besonders skrupellos vorgehen und wird immer wieder mit Folter oder Hinrichtungen in Verbindung gebracht. Vor dem Ukraine-Krieg wurden die Söldner aus Russland meist verdeckt und ohne offensichtliche Verbindung zum Kreml eingesetzt. Das hat sich inzwischen geändert: Die Gruppe Wagner operiert Seite an Seite mit den regulären Kampfverbänden Russlands und soll auch über ähnliche Ausrüstung verfügen.
Gruppe Wagner vertritt wohl inoffiziell die Interessen von Wladimir Putin und des Kremls
Offiziell wurden Verbindungen zwischen der Gruppe Wagner und dem Kreml bestritten. Doch eigentlich galt es als offenes Geheimnis, dass die Söldner aus Russland seit Jahren russische Interessen in den Kriegen der Welt vertreten. Auch hiervon rückte die russische Regierung in der Vergangenheit stets ab. Durch Prigoschins Enthüllungen fällt nun ein anderes Licht auf den Kreml: Denn Putins enger Vertrauter bestätigte nicht nur die Gründung der Gruppe Wagner, sondern auch zahlreiche Einsätze der russischen Söldner. Derweil steigt die Gefahr vor dem Einsatz von Atomwaffen im Ukraine-Krieg.
Was verdienen Russlands Söldner bei der Gruppe Wagner?
Die Gruppe Wagner lockt unter anderem auch Häftlinge mit ihrem Sold in den paramilitärischen Einsatz. Wie viel Söldner bei der Gruppe Wagner verdienen, ist nicht genau bekannt. Allerdings deckte die Moscow Times im 2017 auf, dass der Sold zwischen knapp 1400 US-Dollar und 4300 US-Dollar pro Monat liegen könnte.
Ziel war es ursprünglich wohl nur, die Kämpfer der Gruppe Wagner an Konflikten im Donbass in der Ukraine einzusetzen. Von dort aus sollen Russlands Söldner auch in Syrien, andere arabische Länder, in Afrika und Lateinamerika eingesetzt worden sein. Prigoschin wird mit den Worten zitiert, dass die Gruppe Wagner „zu einer Säule unseres Vaterlandes geworden“ sei. Die Gruppe Wagner ist damit auch teilweise dafür verantwortlich, dass ein Ende des Ukraine-Kriegs noch in weiter Ferne liegt.
Gruppe Wagner im Ukraine-Krieg: Russlands Söldner stehen bei Kämpfen an der vordersten Front
Doch was zeichnet die Gruppe Wagner im Ukraine-Krieg aus? Die Söldner aus Russland stehen in den Kämpfen meistens in der vordersten Linie. Soll heißen: Als sogenannte Schocktruppen bilden sie die Spitze eines Angriffs und rücken selbst unter optimalen Bedingungen mit schweren Verlusten vor. Es ist eine Strategie, die ressourcenintensiv ist und zahlreiche Menschenleben fordert. Da Putins Teilmobilmachung in Russland offiziell nur den regulären Streitkräften des Landes nutzt, muss sich die Gruppe Wagner daher anderer Wege bedienen, um die Verluste auszugleichen.
Was sind die Söldner der Gruppe Wagner aus Russland?
Die Gruppe Wagner ist eine paramilitärische Einheit, die inzwischen Jewgenij Prigoschin zugeordnet werden kann. Russlands Söldner gelten seit ihrer Gründung im Jahr 2014 als Schattenarmee des Kremls sowie Wladimir Putins und sollen in zahlreichen Krisenregionen aktiv gewesen sein. Dabei kann die Gruppe Wagner auch in Zusammenhang mit Folter und Hinrichtungen gebracht werden.
Seit einigen Wochen machen Gerüchte die Runde, dass die Gruppe Wagner aktiv aus den Reihen von Häftlingen rekrutiert – auch Prigoschin soll bei diesem Prozess eine zentrale Rolle spielen. Unter anderem auf der Plattform Telegram kursierten Videos, die ihn (oder einen anderen Mann, der Prigoschin ähnelt) bei der Anwerbung von Söldnern in Gefängnissen zeigen sollen.
Russlands Söldner der Gruppe Wagner: Kampfeinsätze auch in Syrien
Über die Einsätze der Gruppe Wagner ist offiziell nur wenig bekannt. Russlands Söldner sollen aber bereits seit 2014 nicht nur an Einsätzen des reinen Personen- und Objektschutzes eingesetzt worden sein. Das geht unter anderem aus Berichten russischer Journalisten hervor, die seit Jahren zu der paramilitärischen Einheit recherchieren. Nach der Annexion der Krim sollen die Kämpfer in der östlichen Ukraine eingesetzt worden sein. Welche Kampfeinsätze den Söldnern aus Russland zugeordnet werden können, ist weitestgehend unbekannt. Im aktuellen Ukraine-Krieg 2022 steht die Gruppe Wagner allerdings auch in Verbindung zu dem Massaker von Butscha.
Gruppe Wagner: In diesen Ländern sollen Russlands Söldner aktiv gewesen sein
- Ukraine
- Armenien
- Syrien
- Belarus
- Zentralafrikanische Republik
- Sudan
- Mali
- Libyen
- Venezuela
- Mosambik
Während die Gruppe Wagner damit auch mit möglichen Kriegsverbrechen in der Ukraine in Verbindung steht, setzt der Kreml seit Ausbruch der Kämpfe auch auf weitere Militäreinheiten, die nicht den regulären Streitkräften zugeordnet werden können: Neben den russischen Söldnern der Gruppe Wagner ist auch die Nationalgarde im Einsatz, die unter dem Namen Rosgvardia operiert. Zudem kämpfen auf russische Seite wohl die Armeen der sogenannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk sowie tschetschenische Truppen unter Ramsan Kadyrow. Putins „Bluthund“ hatte sich zuletzt allerdings zunehmend zurückgezogen.
Prigoschin lüftet Geheimnis um Gruppe Wagner: Russlands Söldner könnten Putins Koch noch nutzen
Was Prigoschin mit seiner Enthüllung zur Gruppe Wagner bezweckt, kann derzeit noch nicht abgesehen werden. Doch seit Wochen mehren sich die Gerüchte, dass Putins Koch womöglich nach mehr strebt und schlussendlich den Plan verfolgt, für Putins Sturz verantwortlich zu sein. Inwieweit Russlands Söldner in diesem Szenario eine Rolle spielen könnten, ist ungewiss.