Russlands einziger Flugzeugträger nur noch ein Haufen Schrott
Die „Admiral Kusnezow“ ist ein Wrack. Der einzige Flugzeugträger Russlands fällt auseinander. Moskau sucht Ersatz.
Moskau – Es klingt nach dem Ende einer langen, quälenden Geschichte. Die „Admiral Kusnezow“, der einzige Flugzeugträger im Besitz der Armee Russlands, ist in einem derart schlechten Zustand, dass sich das Schiff weder aus eigener Kraft bewegen noch abgeschleppt werden kann. Das zumindest melden ukrainische Medien über den Flugzeugträger, der sich laut Russlands Armeeführung zu Wartungszwecken im Dock in der Hafenstadt Murmansk befindet.
Der Rumpf des Schiffes soll bereits rosten, an mehreren Stellen Wasser eingedrungen sein. Sollte der Flugzeugträger in diesem Zustand bewegt werden, würde die Gefahr bestehen, dass er auseinanderbrechen könnte, so das Nachrichtenportal RBC Ukraine. Bereits im Sommer vergangenen Jahres meldeten russische Staatsmedien, dass sich die Reparaturarbeiten mindestens bis zum Sommer 2024 hinziehen würden. Außer Gefecht ist die „Admiral Kusnezow“ bereits seit 2017.

Russland soll Flugzeugträger kaufen, den die Ukraine einst an China verscherbelte
Gebaut wurde die sowjetische Antwort auf die großen Flugzeugträger der USA, Großbritanniens und Frankreichs im Jahr 1982. Vollbeladen wiegt die „Admiral Kusnezow“ stolze 61.000 Tonnen. Ihren ersten und einzigen Militär-Einsatz hatte das Schiff im Syrien-Krieg 2016 bis 2017. Eigentlich sollte das Schiff „Sowjetunion“ heißen, während des Baus wurde der Flugzeugträger auf der Namen auf „Leonid Breschnew“ geändert. Vom Stapel lief es unter der Bezeichnung „Tbilissi“. 1990 erhielt das Schiff den heutigen Namen. Unter Matrosen gilt es als schlechtes Omen, den Namen eines Schiffes einmal zu ändern. Vier Namensänderungen dürften demnach den sicheren Untergang bedeuten.
Tatsächlich traten bei dem Flugzeugträger schnell eine Reihe Probleme auf. Mal fiel der Motor aus, mal stürzten Kampfflugzeuge auf das Deck. 2019 und Ende Dezember 2022 brachen Feuer an Deck des Flugzeugträgers aus, der sich da bereits zu Reparaturarbeiten in Murmansk befand.
Aufgrund des katastrophalen Zustands, in dem der über 40 Jahre alte Flugzeugträger ist, rät ein Abgeordneter der Duma nun zu radikalen Schritten. Ginge es nach Sergey Karginow, würde Russlands Präsident Wladimir Putin umgehend in China vorstellig werden, um dort einen neuen Flugzeugträger zu kaufen - wenn auch nicht wiklich neu. Karginow schlug nämlich vor, einfach ein anderes Exemplar aus der alten Sowjet-Flotte zurückzukaufen: die „Warjag“, ein sogenanntes „Schwesternschiff“ der „Admiral Kosnezow“. Die Volksrepublik hatte das Schiff 1998 halbfertig gekauft und es auf den Namen „Liaoning“ getauft. Begonnen wurde der Bau der „Warjag“ nur kurze Zeit nach der „Admiral Kusnezow“, nämlich im Jahr 1985, damals noch unter dem Namen „Riga“.

Verkauft wiederum wurde das Schiff damals pikanterweise von der Ukraine. Die hatte sich nach dem Fall des Eisernen Vorhangs die Hälfte der Schwarzmeerflotte der Sowjetunion gesichert – darunter auch die noch nicht fertig gestelle „Warjag“. Für 20 Millionen US-Dollar ging der Flugzeugträger in den Besitz Pekings über. Beim Transport nach China soll das Schiff damals nach Informationen der Economic Times beinahe gesunken sein.
Kann ein 40 Jahre alter Flugzeugträger Russland im Ukraine-Krieg helfen?
China wiederum beendete den Bau 2012 und die „Liaoning“ wurde der erste Flugzeugträger Pekins. Es folgten 2019 die Shandong und 2022 der erste in China entwickelte Träger, die „Fujian“. Beide sind deutlich modernere Varianten, die für Peking aufgrund der anhaltenden Spannungen im südchinesischen Meer als besonders wichtig gelten. Die „Liaoning“ wird laut Angaben des chinesischen Verteidigungsministeriums vor allem für Trainingszwecke von Kampfpiloten verwendet.
Geht es nach Sergey Karginow, soll die „Admiral Kusnezow“ nun wieder ihren Weg nach Russland finden. „Das Schiff sollte eines der wichtigsten in der UdSSR werden. Nach dem Zusammenbruch des Landes zog es die Ukraine vor, es für ein paar Flaschen Wodka zu verkaufen, zum Preis von Schrott“, so der Abgeordnete. Nach dem Rückkauf soll der Flugzeugträger ins Schwarze Meer verlegt werden und dort die russischen Streitkräfte im Ukraine-Krieg unterstützen. Dort hat die Flotte Russlands bislang herbe Verluste einstecken müssen. Ob aber ein 40 Jahre alter Flugzeugträger daran etwas andern könnte, zweifeln US-Experten der Magazine Foreign Policy und Forbes gleichermaßen an. (dil)