Russisches Kriegsschiff kreuzt während Nato-Übung in dänischem Gewässer
Ein russisches Schiff ist vor Abschluss des Nato-Manövers „Baltops“ in dänisches Gewässer eingedrungen. Das Manöver ist nun trotz der Provokation beendet.
Dänemark – Nächtlicher Grenzübertritt eines russischen Kriegsschiffs auf der Ostsee: Der besorgniserregende Vorfall hat sich in der Nacht zu Freitag in der Nähe der dänischen Ostsee-Insel Bornholm ereignet. Dem dänischen Verteidigungskommando zufolge ist nördlich der Insel, die zu dem Nato-Mitgliedstaat gehört, ein russisches Kriegsschiff gleich zweimal in dänische Gewässer eingedrungen, wie die Deutsche Presseagentur (dpa) meldete. Derartige Vorkommnisse sind in der Region derzeit zwar nicht ungewöhnlich, doch während des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine von Wladimir Putin kann ihnen schnell eine besondere Bedeutung zukommen.
Während laufender Nato-Übung: Russisches Kriegsschiff dringt in dänische Gewässer ein

Zumal der Vorfall sich während des jährlichen Nato-Manövers „Baltops“ ereignet hat, einer großangelegten Marine-Übung unter Führung der US-Navy, die regelmäßig seit 1971 dort abgehalten wird. In diesem Jahr hatte Russland jedoch überraschenderweise nahezu zeitgleich selbst ein Manöver in der Region angesetzt – von seiner westlichen Exklave Kaliningrad aus, wo es einen riesigen Marinestützpunkt unterhält. Normalerweise führt Russland erst im September seine Militärübung in der Ostsee durch. Das Vorziehen des Termins während des Ukraine-Kriegs war im Vorfeld von vielen mit Besorgnis aufgefasst worden – noch dazu, weil die zwei Manöver sich auf so engem geografischen Raum abspielten.
Ukraine-Krieg: Nato und Russland halten in der Ostsee zeitgleich Manöver ab – auf engstem Raum
Das russische Kriegsschiff vom Typ „Korvette“ sei laut dpa in der Nacht zum Freitag nördlich der Insel Christiansø bei Bornholm gleich zweimal in Hoheitsgewässer des Landes hineingefahren. Nach einem Funkspruch der dänischen Marine habe das Schiff jedoch beigedreht und das Gebiet direkt wieder verlassen. Ob ein Zusammenhang zu dem laufenden Nato-Manöver besteht oder der Grenzübertritt als bewusste Reaktion darauf zu bewerten ist, ist nicht ersichtlich.
Jedoch hatte der US-Kommandeur der 6. US-Flotte, Vizeadmiral Eugene Black, am Freitag nach Abschluss der Übung in Kiel gesagt, dass „einige ihrer Schiffe auf See“ gewesen seien und die russische Militärpräsenz als „Standardreaktion“ auf die Nato-Truppen gewertet. Eine bewusste Provokation sieht er demnach nicht.
Russisches Kriegsschiff in dänischem Gewässer: US-Kommandeur sieht keine Provokation
Dennoch ist ein solches Ereignis in einer so kritischen Zeit ganz genau zu beobachten. Sowohl die Nato als auch Russland haben die militärische Präsenz an ihren Außengrenzen wegen des Krieges zuletzt stark erhöht. Als eines der schlimmsten Szenarien wird allgemein befürchtet, dass es in der Region durch eine bewusste oder unbewusste Provokation zu einer weiteren Eskalation und Ausweitung des Krieges auf einen Nato-Mitgliedsstaat kommen könnte. Daher sind derartige Zwischenfälle wie der aktuelle derzeit zwar kritisch zu betrachten, aber auch nicht überzubewerten.
Das Nato-Manöver „Baltops“ konnte am Freitag, dem 17. Juni, dennoch ohne besondere Vorkommnisse beendet werden, wie der stellvertretende Inspekteur der Deutschen Marine, Vizeadmiral Frank Lenski, gegenüber dpa mitteilte. Es diene der Nato dazu zu wissen, was in der Ostsee vor sich geht. In diesen Zeiten sei dies überaus wichtig. Darüber hinaus müsse man Verteidigungsfähigkeit demonstrieren, so Lenski. Nur so könne eine glaubwürdige Abschreckung erreicht werden. Das Manöver fand in diesem Jahr zum 51. Mal statt.