Rente 2022: Das ist der Fünf-Punkte-Plan der Ampelkoalition
Die Rente soll sicher sein. Das ist ein großes Anliegen der Ampel-Parteien. Dafür sieht das Sondierungspapier fünf Punkte vor. Der Plan birgt aber auch Risiken.
Berlin – Was plant die mögliche Ampel-Koalition für die Rente? Im Vorfeld der Bundestagswahl 2021 waren die Versprechen noch groß: Die Grünen von Annalena Baerbock planten eine Grundrente, die SPD um Olaf Scholz wollte die Zahlung der Rente garantierten und FDP-Chef Christian Lindner und seine Partei planten eine moderne Aktienstruktur, die die Rente zukunftsfähig machen sollte. Doch was ist von diesen Ideen geblieben? Mit Blick auf das Sondierungspapier der Partei ist zumindest so viel klar: Eine große Rolle spielt die Rente nicht in den Verschlägen der Sondierer.
Regelmäßiges Einkommen: | Rente |
Eintrittsalter in Deutschland: | 67. Lebensjahr |
Durchschnittsrente Mann: | 1.178 Euro |
Durchschnittsrente Frau: | 768 Euro |
Rente: Das sind die Pläne der Ampel-Koalition
Die Unterhändler konnten sich aber auf einige Punkte einigen: So sollen die gesetzliche Rente sowie die betriebliche und private Altersvorsorge wichtige Eckpfeiler eines guten Lebens im Alter bleiben. Dafür soll die gesetzliche Rente gestärkt und das Mindestrentenniveau von 48 Prozent gesichert werden. Dieses Niveau spiegelt das Verhältnis zwischen der Standardrente und dem Durchschnittseinkommen wider. Zudem planen die Parteien keine Rentenkürzungen und keine Anhebungen des gesetzlichen Renteneintrittalters.

Geplant ist der Einstieg in eine teilweise Kapitaldeckung der gesetzlichen Rente. Große Veränderungen wird es hingegen beim System der privaten Altersvorsorge geben. Dafür soll das Angebot eines öffentlich verantworteten Fonds geprüft werden. Der Sparerpauschbetrag soll auf 1.000 Euro erhöht werden. Veränderungen sind auch bei Hartz IV geplant: Die Unterstützung soll künftig in ein Bürgergeld umgewandelt werden.
Die fünf Punkte zur Rente im Überblick:
- Rentenniveau bei 48 Prozent halten
- Renteneintrittsalter nicht anheben
- Kapitaldeckung der gesetzlichen Rente
- Höhere Erwerbsbeteiligung
- Reform der privaten Altersvorsorge
Zum Start der Koalitionsverhandlungen in Berlin sieht der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, Michael Hüther, einen immensen Handlungsbedarf: „Das ist ein zentrales Thema und bedauerlicherweise ist das auch die größte Enttäuschung in dem Sondierungspapier“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Wir werden aber in der nächsten Dekade bis 2030 einen Verlust von über drei Millionen Erwerbspersonen zu verzeichnen haben. Das führt zu vollkommen anderen Belastungen bei einer gleichzeitig steigenden Anzahl von Rentnern.“ Er beteuerte: „Das kann man nicht mit einer Aktienrente regeln.“
Rente in Deutschland: Ifo-Experte fordert Reform der Rentenversicherung
Der Ifo-Experte Joachim Ragnitz forderte bereits vor dem Bekanntwerden des Sondierungspapiers eine umfassende Reform bei der Rente: Die Rente müsse langsamer steigen als die Löhne, um die Kassen zu schonen und Steuer- und Beitragszahler nicht zu überfordern. Der Konjunkturforscher stützte seine Überlegung darauf, dass viele Babyboomer bald in den Ruhestand gingen. Er sieht die Möglichkeit von gigantischen Finanzlöchern, wenn es keine Veränderungen gibt. Auch beim Klimaschutz ist noch nicht klar, wie die Ziele trotz der Schuldenbremse finanziert werden können.
Auf das Versprechen der SPD und den Grünen im Wahlkampf, das Rentenniveau nicht unter 48 Prozent rutschen zu lassen, sieht er kritisch: „Dann müsste der Beitragssatz auf 25 Prozent im Jahr 2050 steigen.“ Derzeit liegt der Satz bei 18,6 Prozent.
Rente: Verdi-Vorstand rechnet mit steigenden Rentenbeiträgen
Auch Verdi-Chef Frank Werneke rechnet in den kommenden Jahren mit steigenden Rentenbeiträgen. „Der Bundeszuschuss zur Rentenversicherung wird erhöht werden müssen, gar keine Frage. Das ist im Bundeshaushalt auch darstellbar. Und es wird steigende Beiträge zur Rentenversicherung geben müssen“, sagte er der „Rheinischen Post“. Er sieht diesen Schritt aber vertretbar, da der Beitragssatz aktuell unter dem Niveau zu Zeiten von Helmut Kohl liegt.
Der Vorsitzende der Dienstleistungsgewerkschaft zeigte sich aber zuversichtlich, dass die Bevölkerung steigende Beiträge akzeptieren würden. „Wenn die Menschen vor der Wahl stehen, ob sie 30 Euro im Monat mehr in die Rentenkasse zahlen sollen oder ob sie am Ende eine Rente haben, von der sie nicht auskömmlich leben können, dann weiß ich, dass für sie moderat steigende Rentenbeiträge der bessere Weg sind“, sagte er.
Kapitaldeckung der gesetzlichen Rente
Um weiter das Rentenniveau halten zu können und nicht das Renteneintrittsalter anheben zu müssen, soll die gesetzliche Rente um eine Kapitaldeckungs-Komponente erweitert werden. Dem Plan nach soll es der Rentenversicherung möglich sein, einen gewissen Teil am Kapitalmarkt anlegen zu dürfen. Im Sondierungspapier ist hier zunächst eine Summe von zehn Milliarden Euro vorgesehen. * kreiszeitung.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.