Wagner-Chef warnt: Ukraine-Krieg ging nach hinten los
Der Blick von Wagner-Chef Prigoschin auf Russlands Krieg in der Ukraine ist alles andere als positiv. Er warnt vor einer Niederlage und teilt erneut gegen den Kreml aus.
Moskau/Frankfurt - Kritik und Drohungen in Richtung Kreml von Jewgeni Prigoschin sind keine Seltenheit. Der Chef der Söldnertruppe Wagner wetterte in der Vergangenheit immer wieder gegen die russische Regierung, drohte Moskau im Zuge der Kämpfe um die ostukrainische Stadt Bachmut gar mit einer drastischen Maßnahme.
In einem Interview, das am Mittwoch (24. Mai) veröffentlicht wurde, hat der Wagner-Chef seine Kritik an der Kriegsführung gegen die Ukraine nun wieder einmal bekräftigt. Im Gespräch mit dem kremlnahen Polittechnologen Konstantin Dolgow warnte er vor einer Niederlage. Geht der Ukraine-Krieg für Russland nach hinten los? „Wir müssen uns auf einen sehr schweren Krieg vorbereiten“, betonte Prigoschin, der auch unter dem Namen „Putins Koch“ bekannt ist.

Ukraine-News: Prigoschin fürchtet offenbar Niederlage Russlands - und fordert neue Mobilmachungen
Damit Russland nicht verliere, müsse es den Kriegszustand ausrufen und die Wirtschaft auf die Produktion von Munition umstellen, sagte der Chef der Wagner Gruppe. In der Vergangenheit hatte Prigoschin an den Kreml um Wladimir Putin immer wieder Forderungen nach mehr Munition gestellt. Zudem sprach er nun die Einleitung neuer Mobilmachungen an. Alle sollte nur für den Krieg arbeiten.
Wie mehrere Medien übereinstimmend aus dem Interview berichteten, nahm Prigoschin das von Diktator Kim Jong-un regierte Nordkorea als Vorbild. Russland müsse mehrere Jahre so leben. Grenzen müssten geschlossen werden, junge Leute aus dem Ausland zurückgeholt und hart gearbeitet werden. „Dann werden wir zu einem Ergebnis kommen“, erklärte er. Erst kürzlich hatte Nordkorea seine Verbundenheit mit Russland betont.
Gleichzeitig erinnerte Prigoschin an die zahlreichen Niederlagen, die die russischen Streitkräfte bis dato einstecken musste. Sie hätten sich beispielsweise vor Kiew und in Cherson in die „Hose gemacht“ und seien dann abgehauen. Hiermit bezog sich der Wagner-Chef auf die verlorene Schlacht um Kiew in den ersten Monaten des Krieges. Damals war unter anderem ein kilometerlanger russischer Konvoi vor der Hauptstadt. Ähnlich erging es Russland später in Cherson. In den ersten Tagen des Krieges hatten Putins Truppen die Stadt erobert. Im November 2022 eroberte die Ukraine Cherson zurück. Nach neun Monaten russischer Besetzung konnte Präsident Wolodymyr Selenskyj die Stadt schließlich für befreit erklären.
Wagner-Chef Prigoschin attackiert Schoigu und Gerassimow
Scharfe Kritik schickte er hingegen erneut in Richtung des russischen Verteidigungsministeriums. Prigoschin meinte, dass der gesamte Donbass heute schon erobert sein könnte, wenn er die 200.000 angeforderten Soldaten als Verstärkung bekommen hätte. Das Hauptproblem seien Verteidigungsminister Sergei Schoigu und Waleri Gerassimow, Chef des Generalstabs der Streitkräfte Russlands. Erst Anfang Mai hatte Prigoschin Schoigu in einem Video, vor Leichen stehend, öffentlich angegriffen.
In der Militärführung gebe es Ängste, die Wagner Gruppe könnten sich gegen den russischen Machtapparat wenden und letztlich in Moskau einmarschieren, sagte er nun in dem Interview. (mbr mit dpa)