Putin krank? Diese Nachfolger balgen sich um seinen Job
Krankheit, Putsch oder Tod: Wladimir Putin gilt wegen des Ukraine-Konflikts als Präsident auf Abruf in Russland. Die Gerüchte um seine Nachfolger brodeln.
Moskau – Ein Despot im letzten Gefecht: Angesichts der großen Rückschläge im Ukraine-Konflikt scheint die Macht von Russlands Präsidenten Wladimir Putin zunehmend zu bröckeln. So bescheinigte jetzt der frühere britische Geheimagent Christopher Steele dem Kreml ein großes „Durcheinander und Chaos“. Die vielen Gerüchte um eine ernsthafte Krankheit des Kremlherrschers sorgten für eine „fiebrige Stimmung“ hinter den Kulissen, sagte der Russland-Kenner in einem Interview mit dem Radiosender LBC. Scharren die Nachfolger bereits mit der Hufe? Doch wer kommt infrage?
Ukraine-Konflikt: Hat Russlands Präsident Wladimir Putin Krebs? Gerüchte heizen Spekulationen um Nachfolger an
Tatsächlich nehmen die Spekulationen seit Wochen kein Ende. Hartnäckig halten sich die Gerüchte, wonach Russlands Präsident Wladimir Putin unter einer ernsthaften Krankheit leiden soll. Wahlweise handelt es sich dabei um Krebs oder um Parkinson. Gemein ist beiden Diagnosen, dass sie sich nicht wirklich überprüfen lassen. In vielen Fällen werden von Experten Fernsehbilder ausgewertet, die auf äußere Anzeichen hindeuten sollen. Verlässlich ist nur die Recherche der russischen Investigativplattform Proekt, wonach Putin stets von einem Ärzteteam begleitet wird.

Putins Tod: Spekulation um die Nachfolge brodeln
Doch egal, ob Putin jetzt wirklich krank ist oder nicht – die Spekulationen lenken den Blick auf eine ganz bestimmte Frage, nämlich die: Was passiert im Fall von Putins Tod? Auf dem Papier ist die Antwort eindeutig. Wie focus.de berichtet, setzt das russische Verfassungsrecht hier klare Regeln. Sollte der Präsident sterben, zurücktreten, dauerhaft arbeitsunfähig sein oder des Amtes enthoben werden, dann gehen die Kompetenzen stets an den Vorsitzenden der Regierung über.
Derzeit hat Michail Misustin diese Position inne. Doch innerhalb von drei Monaten müssten Neuwahlen durchgeführt werden. Doch wer kommt dann als Nachfolger infrage? Im Kreml geistern immer wieder die gleichen Namen herum. Hier ein Überblick.
Wladimir Putin: Das ist die Liste der potenziellen Nachfolger im Amt von Russlands Präsidenten
- Michail Misustin: Der 56-Jährige ist nur für den Übergang gesetzt. Als Vorsitzender der Regierung müsste er qua Verfassung die Amtsgeschäfte übernehmen und Neuwahlen einleiten. Aussichten auf eine dauerhafte Nachfolge: null. Musustin gilt als fähiger Technokrat und Beamter, aber er besitzt keine eigene Hausmacht im Kreml.
- Nikolai Platonowitsch Patruschew: Er ist der Sekretär des Nationalen Sicherheitsrates und gilt als die rechte Hand Putins. Manche sagen sogar, Patruschew sei der gefährlichste Mann Russlands. In Fachkreisen gilt er dennoch als der Mann mit den größten Chancen auf die Nachfolge. Er ist ein Vertrauter des Präsidenten und löste ihn einst schon als Chef des Inlandsgeheimdienstes FSB ab. Beide kennen sich seit den 1970er Jahren. Patruschew, der als Oberst der Armee mit mehreren Orden ausgezeichnet ist, gilt als absoluter Hardliner.
- Sergej Schoigu: Der Verteidigungsminister stand lange weit oben in der Gunst von Putin. Beide gelten als Freunde und teilen ihre Spleen zum Schamanismus. Doch der Stern von Schoigu sinkt parallel zu Putins. Denn als Chef des Wehrressorts wird auch ihm der verlustreiche Ukraine-Krieg angekreidet. Weiterer Nachteil im Rennen um das Präsidentenamt: Sein Vater war Tuwaner, weswegen Schoigu aus einer ethnischen Minderheit entstammt, was in Russland eher keinen Wahlerfolg verspricht.
- Igor Iwanowitsch Setschin: Der Name des russischen Oligarchen wird auch immer wieder bei der Suche nach dem Nachfolger ins Spiel gebracht. Der Vorstandsvorsitzende von Rosneft ist ebenfalls ein Vertrauter des jetzigen Präsidenten. Jedoch räumen Russlandexperten ihm nur Außenseiterchancen ein. Ähnlich sieht es beim Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin und beim Gouverneur von Tula, Aleksej Djumin, aus.
Ukraine-News: Krankheit oder Putsch – Putin gilt im Krieg als angeschlagen – Gerüchte um Nachfolge
Doch wie realistisch ist ein Machtwechsel? Bislang ist nicht klar, ob hinter den von den Oligarchen befeuerten Krankheitsgerüchten ein Funken Wahrheit oder doch nur eine Wunschvorstellung der westlichen Politik. Doch sicherlich ist der Druck auf Putin durch den Ukraine-Krieg nicht geringer geworden. Die Verluste sind für die russische Armee hoch und die militärischen Ziele wurden bereits mehr als einmal geändert, weswegen Beobachter bereits im Ukraine-Krieg für Putin von einem Fiasko ausgehen. Unabhängig von einem möglichen Tod durch Krebs wächst für Putin die Gefahr des Machtverlustes.
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Russland-Experten sehen bereits erste Anzeichen für die Vorbereitungen eines Putsches. Dieser findet wahrscheinlich weniger vom Druck der Straße, als vielmehr durch den inneren Zirkel des Kremls statt, wie der Bremer Uni-Professor und Kremlkenner Michael Rochlitz im Interview mit kreiszeitung.de vermutete. Doch ein potenzieller Nachfolger tritt seiner Meinung nach ein sehr schweres Erbe an. Denn er erbt nicht nur den schwierigen Ukraine-Krieg, sondern auch eine desolate Wirtschaft, die die durch die Sanktionen auf Jahrzehnte auf den Boden gezwungen wird.