Gerüchte um Wladimir Putin: Wie krank ist der russische Präsident wirklich?
Spekulationen rund um den Gesundheitszustand von Wladimir Putin gibt es en masse. Viel deutet auf eine Krankheit hin, doch die Ungewissheit sorgt auch für Hoffnung.
Moskau – Bäder im Blut sibirischer Hirsche, eine ständige Begleitung von einem medizinischen Team sowie Exkremente, die von loyalen Mitarbeitenden aufgesammelt werden, um Analysen zu entgehen – die Gerüchte, die sich um Wladimir Putin und dessen Gesundheitszustand ranken, sind reichlich wie abenteuerlich. Was am Ende stimmt, dürfte man selbst im Kreml nicht genau wissen.
Unter anderem wurde vermutet, dass Putin an Krebs leide oder von Parkinson geschüttelt wird. Die Behauptungen gehen mitunter auf öffentliche Auftritte Putins zurück, bei denen das Staatsoberhaupt sich an Tischen festklammerte oder sich eine Wolldecke um die Beine legte. Auch Oligarchen befeuerten bereits Krebs-Gerüchte um Putin mit den Worten „Wir hoffen, er stirbt daran“.
Die vielen Behauptungen und Berichte verdeutlichen jedoch, wie wenig tatsächlich über die körperliche Verfassung des russischen Präsidenten bekannt ist. Moskau stellt den 69-Jährigen gerne als „echten Kerl“ dar. Als einen kräftigen Anführer, der oberkörperfrei auf einem Pferd reitet oder problemlos durch eiskaltes Wasser schwimmt. Der Ukraine-Krieg hat den Fokus auf Russland und Wladimir Putin aber verstärkt – und damit auch auf die angeblichen gesundheitlichen Probleme des Kreml-Chefs.

Gerüchte um Wladimir Putin: Präsident könnte inzwischen in Sotschi leben
Zu einem Novum kam es im Herbst 2012, als der Kreml offenbarte, dass der Präsident an einem gesundheitlichen Problem litt. Zuvor hatte Wladimir Putin mehrere Treffen abgesagt und verschwand aus der Öffentlichkeit, nachdem er bei unbeholfenen Bewegungen gesehen worden war. Aus Moskau hieß es damals, Putin habe sich einen Muskel gezerrt. Gegenüber der russischen Nachrichtenagentur sagte Putin selbst später aber, er sei beim Reiten gestürzt. Das russische Investigativmedium Proekt behauptet jedenfalls, dass die größeren Gesundheitsprobleme des Staatsoberhauptes zu diesem Zeitpunkt begannen.
Zehn Jahre später berichtet Proekt, dass die häufigen Reisen von Wladimir Putin in das südliche Sotschi jedes Mal mit einer großen Anzahl von Ärztinnen und Ärzten abgestimmt werden muss. Inzwischen habe der russische Präsident im Ferienort an der Schwarzmeerküste sogar ein zweites Büro einrichten lassen, das dem in seiner Moskauer Vorstadtresidenz nachempfunden sei, um den Anschein zu erwecken, dass er in der russischen Hauptstadt arbeite.
Für weitere Spekulationen sorgte auch Putins Verhalten seit Beginn der Corona-Pandemie. Zwar behauptete der Kreml, Putin sei geimpft worden, jedoch wurden nie Fotos von seiner Impfung veröffentlicht. An sich ist das zunächst einmal nicht ungewöhnlich, allerdings haben viele Staatsoberhäupter, die sich haben impfen lassen, Bilder von ihrer Immunisierung veröffentlicht.
Apropos Staatsoberhäupter: Diejenigen, die Wladimir Putin in den vergangenen Monaten besucht hatten, unterlagen den strengen Auflagen des Kremls. Da sich unter anderem Olaf Scholz und Emmanuel Macron weigerten, sich in Moskau auf Covid-19 testen zu lassen, wurden sie im Gespräch mit Putin an das Ende eines beinahe schon komödiantisch anmutenden langen Tischs verbannt. Und selbst heute, wo sich die Regierungsgeschäfte in den meisten Ländern wieder normalisiert haben, führt Putin die meisten politischen Gespräche nach wie vor per Online-Schalte.
Lukaschenko und Lawrow attestieren Wladimir Putin beste Gesundheit
Obwohl sich die Indizien für eine ernsthafte Erkrankung Wladimir Putins häufen, weist der Kreml jeglichen Verdacht rund um den Gesundheitszustand des russischen Präsidenten nach wie vor ab. Außenminister Sergej Lawrow wies darauf hin, dass Putin „jeden Tag“ in der Öffentlichkeit auftrete. „Ich glaube nicht, dass vernünftige Menschen in dieser Person Anzeichen für irgendeine Art von Krankheit oder Gebrechen sehen können“, sagte Lawrow gegenüber dem französischen Fernsehsender TF1.
Auch der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko meldete sich in einem Interview mit dem japanischen Fernsehsender TBS zu Wort und sagte: „Wenn Sie glauben, dass mit Präsident Putin etwas nicht stimmt oder etwas passiert ist, sind Sie, wie wir sagen, der bedauernswerteste Mensch auf Erden.“
Ungewissheit über Wladimir Putins Gesundheitszustand: „Das Land weiß kein Wort“
Während Kreml-nahe Stimmen die vielen Gerüchte um die angeblichen Erkrankungen des russischen Staatsoberhauptes als westliche Propaganda abstempelten, sei gesagt, dass eine ungewisse Zukunft von Wladimir Putin auch eine ungewisse Zukunft für ganz Russland bedeutet. „Das Land weiß kein Wort über die physische und emotionale Gesundheit desjenigen, der es führt“, sagte Roman Badanin, Chefredakteur von Proekt, gegenüber der Zeitung The Moscow Times.
Offiziell gibt es nicht mal eine Nachfolgereglung. Sollte die tatsächlich nicht existieren, ist es wahrscheinlich, dass nach dem plötzlichen Tod Putins, den ein ehemaliger Geheimagent-Chef sogar für 2023 prognostizierte, im Kreml eine regelrechte Schlacht entwickeln wird. Bereits kurz nach Ausbruch des Ukraine-Krieges soll die russische Elite schon Vorbereitungen für einen Putsch-Versuch getroffen haben. In die Praxis umgesetzt wurde von den angeblichen Plänen aber augenscheinlich bis heute nichts.
„Der ganze Planet weiß nicht, ob eine Person, die mit einem Druck auf einen roten Knopf die gesamte Menschheit vernichten könnte, gesund ist“, sagte Roman Bodanin. Zweifelsohne schwingt bei den Gerüchten daher häufig auch die Hoffnung mit, dass ein russischer Präsident, der nicht Wladimir Putin heißt, auch das Ende des Krieges bedeuten würde.