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Arbeiten für den Wehretat: Dänemark opfert Feiertag

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Von: Jens Kiffmeier

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Der Ukraine-Krieg fordert Tribut: Dänemark hat mit dem „Großen Bettag“ einen Feiertag abgeschafft – zur Finanzierung des Wehretats. Die Wähler sind sauer.

Kopenhagen – Die nationale Sicherheit hat ihren Preis: Zur Finanzierung des Wehretats hat die Regierung in Dänemark mit dem „Großen Bettag“ einen Feiertag abgeschafft – und damit Empörung in der eigenen Bevölkerung ausgelöst. Dennoch verteidigte Ministerpräsidentin Mette Frederiksen die unpopuläre Entscheidung.

„Ich denke nicht, dass es ein Problem ist, einen Tag mehr arbeiten zu müssen“, sagte die sozialdemokratische Politikerin. Es stünden enorme Ausgaben für Verteidigung und Klimaschutz an, sodass es keine andere Möglichkeit gebe. Die Gewerkschaften sind trotzdem empört.

Feiertag abgeschafft: Dänemark streicht den Großen Bettag – für das Nato-Zwei-Prozent-Ziels

Seit dem 17. Jahrhundert feiert Dänemark den „store bededag“ (zu deutsch: Großer Bettag). Der Feiertag fällt auf den Freitag vier Wochen nach Ostern. Doch ab 2024 soll er nicht mehr stattfinden. Das entschied das dänische Parlament am Dienstagabend (28. Februar) mit den Stimmen von 95 Abgeordneten, 68 stimmten gegen die Abschaffung. Nach Regierungsangaben spült der zusätzliche Werktag pro Jahr rund drei Milliarden Kronen (400 Millionen Euro) zusätzlich in die Staatskasse.

Hat in Dänemark einen Feiertag gestrichen: Ministerpräsidentin Mette Frederiksen.
Hat in Dänemark einen Feiertag gestrichen: Ministerpräsidentin Mette Frederiksen. © Michele Tantussi/Bernd von Jutrczenka/dpa/Montage

Die zusätzlichen Mittel sollen in die Verteidigungsausgaben fließen. Die Nato-Staaten hatten sich darauf geeinigt, in Zukunft mindestens zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes in den Wehretat zu stecken. Während Deutschland diesem Ziel noch weit hinterherhinkt, will Dänemark jetzt Tempo machen. Durch den abgeschafften Feiertag soll das Ziel ab 2030 realisiert werden – drei Jahre früher als bislang angedacht.

Feiertag gestrichen: Ukraine-Krieg lässt Regierung in Dänemark keine andere Wahl

Aus Sicht der Politik gibt es keine andere Möglichkeit. Angesichts des Ukraine-Krieges müsse unbedingt mehr in die Rüstung investiert werden. Doch im Haushalt habe man angesichts vieler gewaltiger Aufgaben und Transformationen keinen Spielraum mehr, hieß es.

Der gestrichene Feiertag sorgt aber weiter für Empörung. Laut einem Spiegel-Bericht nannten Oppositionspolitiker die Pläne der Regierung in der Parlamentsdebatte wahlweise „töricht“, „verrückt“ und „völlig falsch“. Bereits Anfang Februar hatten die Gewerkschaften Massenproteste auf der Straße organisiert und eine Online-Petition gestartet, die von 500.000 Menschen unterzeichnet worden war. Die Kirchen sind ebenfalls sauer, sie sprachen von einem Vertrauensbruch.

Feiertage abschaffen? In Deutschland diskutieren die Linken in eine andere Richtung

Doch die Entscheidung ist nun endgültig. Die Frage lautet eher: Kann Dänemark auch anderen Ländern als Vorbild dienen? In Deutschland gibt es ebenfalls immer wieder Diskussionen über die Feiertage. Doch zuletzt verlief sie eher in eine andere Richtung. So hatte sich die Linke dafür starkgemacht, den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einen zusätzlichen freien Tag zu gönnen, wenn ein Feiertag auf ein Wochenende fällt. Doch die Initiative verlief mangels politischer Unterstützung erst einmal im Sande. (jkf)

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