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Nein zu Sanktionen gegen Kirill I.: Ungarn torpediert erneut die EU

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Von: Felix Busjaeger

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Russlands Kirchenführer Kirill I. sollte auf die Sanktionsliste der EU. Ungarns Ministerpräsident Orbán stellte sich allerdings gegen die Pläne.

Brüssel – Ungarn hat es schon wieder getan: Nachdem Regierungschef Viktor Orbán in den vergangenen Wochen die Pläne der EU bezüglich eines Öl-Embargos gegen Russland blockiert hatte, hat sich seine Nation erneut gegen ein Vorhaben der EU-Länder gestellt, dass Wladimir Putin, beziehungsweise seine Vertrauten, einschränken soll. Auch nach über 3,5 Monaten ist die schärfste Waffe des Westens im Ukraine-Krieg die Sanktionierung der Aggressoren. Nun sollte es Patriarch Kirill I. treffen – doch Ungarn stellte sich gegen die Pläne der EU und sprach sich für den Geistlichen aus.

Kirill I. unterstützt Wladimir Putins Ukraine-Krieg: EU will Geistlichen auf Sanktionsliste setzen

Die EU-Staaten hatten geplant, den russischen Patriarch Kirill wegen seiner Unterstützung des russischen Angriffskriegs von Wladimir Putin auf die Sanktionsliste des Westens zu setzen. Schon länger gilt der 75-jährige Kirchenführer als enger Vertrauter des russischen Präsidenten und nutzt seine Auftritte sowie Predigten, um die Propaganda des Kremls zu verbreiten. Über seine politische Ausrichtung wollte zuletzt auf Papst Franziskus mit Kirill I. sprechen, doch das katholische Kirchenoberhaupt blitzte bei dem russischen Glaubensführer ab: Kirill sagte ein geplantes Treffen ab.

Kyrill I., der Patriarch von Moskau
Kyrill I., der Patriarch von Moskau. Die EU wollte ihn auf die Sanktionsliste setzen – Ungarn intervenierte. © IMAGO/Artyom Geodakyan

Wie tief tatsächlich Kirills Verbindungen in die Politik Russlands sind, deckte unter anderem die Neue Zürcher Zeitung vor Kurzem auf. Wie die Schweizer Zeitung schrieb, war der Patriarch auch für den russischen Geheimdienst tätig. Auch Putin, der womöglich an Krebs erkrankt ist, arbeitete früher unter anderem in Deutschland für den FSB. Doch nicht nur die gemeinsame Vergangenheit bei Russlands Geheimdiensten verbindet die beiden starken Russen: Wie die NZZ weiter schreibt, würden beide Männer Russland als Gegensatz zu dem in ihren Augen verkommenen, dekadenten Westen sehen.

Ukraine-Krieg: Kirill sieht Russland nicht im Krieg – EU-Sanktionen sollten Vertrauten Putins treffen

In seinen Predigten verteidigt Kirill immer wieder die russische „Spezialoperation“ in der Ukraine. Seinen Anhängern sagte er zuletzt: „Russland hat noch nie jemanden angegriffen und beabsichtigt auch nicht, gegen jemanden zu kämpfen.“ Wegen dieser Unterstützung des Kremls wollte die EU ursprünglich Kirill sanktionieren. Konkret sei geplant gewesen, dass der Geistliche nicht mehr in die EU einreisen dürfe. Zudem hätte er den Zugriff auf mögliches Vermögen in der EU verloren.

In Ungarn hat dieser Plan wohl wenig Zustimmung gefunden. Schon Anfang Mai hatte der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban Bedenken geäußert. „Ungarn wird seine Zustimmung nicht dazu geben, dass man mit Kirchenführern auf eine solche Weise umgeht“, sagte er. „Aus prinzipiellen Gründen ist das eine noch wichtigere Angelegenheit als das Öl-Embargo.“ Erst in der Nacht zu Dienstag, 31. Mai, war nach einem langen Streit ein Öl-Embargo gegen Russland, das dennoch die EU zum zahnlosen Tiger verkommen lässt, erzielt worden. Ungarn setzte durch, dass Öllieferungen per Pipeline zunächst ausgenommen werden.

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