Karl Lauterbach: Die Baustellen des neuen Gesundheitsministers

Er hat es sich gewünscht – und nun hat er den Posten: Karl Lauterbach ist Bundesgesundheitsminister. Und hat damit jede Menge Arbeit vor sich.
Berlin – Ein Nussknacker als Antrittsgeschenk für den Minister– passender hätte man den neuen Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) wohl nicht in seinem neuen Amt begrüßen können. Denn der Virologe, der während der Coronavirus-Pandemie vor allem durch seine – oft zutreffenden – Prognosen in medialer Omnipräsenz auffiel, hat als neuer Gesundheitsminister Deutschlands viele harte Nüsse zu knacken.
Name: | Prof. Dr. Karl Lauterbach |
Partei: | SPD |
Position: | Bundesgesundheitsminister |
Die wohl größte Aufgabe des Ministers Lauterbach ist dabei natürlich die Bewältigung der Coronavirus-Pandemie. Diese werde uns nach Ansicht des 58-Jährigen noch jahrelang beschäftigen. Der einzig gangbare Weg aus der Krise ist laut Lauterbach die Impfung gegen das Virus. Deshalb hat er bereits wenige Tage nach seinem Amtsantritt eine umfassende Inventur des verfügbaren Impfstoffes angekündigt. Seine Prognose: Es gibt genug Impfstoff für die angestrebten 30 Millionen Impfdosen bis zum Jahresende.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) startet mit großen Plänen in sein Minister-Amt
Vielleicht hat der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach auch aus den anfänglichen Fehlern seines Vorgängers Jens Spahn (CDU) gelernt. Denn der SPD-Politiker und Minister Lauterbach hat nach eigenen Angaben bereits jetzt erste Schritte zur Beschaffung des noch nicht einmal entwickelten Impfstoffes gegen die Omikron-Variante eingeleitet.
Zum Vergleich: Unter Spahn waren Impfstoffe auch mal Mangelware, weil sie nicht rechtzeitig bestellt wurden. Langfristig will Lauterbach sich außerdem um das viel kritisierte Arbeitstempo der Ständigen Impfkommission (Stiko) kümmern. Er fordert vor allem schnellere Entscheidungen für Impf-Empfehlungen – und plant dafür auch mehr Personal ein.
Minister Lauterbach beschäftigt der Personalmangel – vor allem in der Pflege, bei Ärzten und Psycholgen
Massiver Personalmangel beschäftigt den Bundesgesundheitsminister aber nicht nur bei der Stiko. Das gesamte Gesundheitswesen beklagt bereits seit Jahren einen großen Fachkräftemangel und die damit verbundene Überlastung von Pflegern, Ärzten und Psychologen. Probleme, die Minister Lauterbach als Mediziner und Gesundheitsökonom durchaus bekannt sind.
So kündigte der SPD-Politiker an, sich schnellstmöglich um den Pflegebonus zu kümmern. Die Sonderzahlung soll die Zusatzbelastung durch die Corona-Pandemie von Pflegepersonal entlohnen.
Gesundheitsminister Karl Lauterbach fordert mehr Medizinstudierende und Anerkennung für die Pflege
Bei seiner Amtsantrittsrede formulierte Bundesgesundheitsminister Lauterbach dazu sogar ein Versprechen: „Mit uns wird es keine Leistungskürzungen im Gesundheitswesen geben. Ganz im Gegenteil, wir werden das System wieder robuster machen.“ Und die weiteren Ausführungen des Gesundheitsministers Karl Lauterbach zeigen, dass er auch schon den Fahrplan dafür im Kopf hat: Es brauche mehr Medizinstudierende, eine bessere und intensivere Arzneimittelforschung sowie mehr Anerkennung für hausärztliche Versorgung und Pflege. Das beinhaltet auch eine bessere Vergütung und mehr Ausstattung in diesen Bereichen. Besonders in der Altenpflege setzt Minister Lauterbach außerdem auf einen realistischen Personalschlüssel, um die Qualität der Betreuung zu steigern.
Die ersten Pläne von Karl Lauterbach zeigen, dass er bei seiner Politik vor allem an die Belange der Mediziner an der Basis denkt. Deshalb hat er auch viele Fürsprecher aus der Ärzteschaft, die große Hoffnungen in den neuen Gesundheitsminister setzen. Dr. Ulrike Schramm-Häder von der Landesärztekammer Thüringen etwa sagte im MDR über den Gesundheitsminister Lauterbach: „Wir wünschen uns, in einem wirklich ernst gemeinten Dialog partnerschaftlich die Konzepte zu entwickeln, die uns zunächst aus der Corona-Endlosschleife herausführen.“
Talkshow-Dauergast Karl Lauterbach bleibt seinem Pandemie-Hobby weiter treu
Die Arbeit mit der Basis, dafür steht Karl Lauterbach spätestens seit Beginn der Corona-Pandemie. Durch seine vielen Talkshow-Auftritte gilt er seither als engagierter Corona-Erklärer, als Corona-Mahner und jetzt eben auch als Macher. Zwar hat er bereits angekündigt, etwas seltener in Talkshow aufzutreten – aber aufgeben wird er dieses Hobby wohl so schnell nicht. Denn er begreift die Vermittlung von wichtigen Infos an jeden Bürger als Teil seines Jobs.
In die Zuständigkeit des Bundesgesundheitsministers fallen übrigens auch noch einige andere Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung aus SPD, FDP und Grüne unter der Führung von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Demnach ist auch eine umfassende Digitalisierung und Entbürokratisierung des gesamten Gesundheitssystems geplant. Zudem soll es einen Nationalen Präventionsplan zur Vorbeugung von Suizid, Einsamkeit, Diabetes sowie klima- und umweltbedingter Gesundheitsfolgen sowie mehr Angebote und Aufklärung für Menschen mit psychischen Krankheiten geben.
Kann der neue Gesundheitsminister Karl Lauterbach seinen Minister-Vorgänger Jens Spahn in Sachen Fleiß übertrumpfen?
Das Programm ist sportlich, wenn man bedenkt, dass Karl Lauterbach zunächst einmal nur für vier Jahre als Bundesgesundheitsminister gesetzt ist. Bis jetzt gilt sein Vorgänger Jens Spahn als bisher fleißigster Gesundheitsminister der Geschichte. Er hat in dreieinhalb Jahren Amtszeit 38 Gesetze und 148 Verordnungen auf den Weg gebracht.
Aber wer Lauterbach während der Pandemie verfolgt hat, der weiß: Auch der SPD-Politiker kann sich durchaus fleißig nennen. Und dafür braucht er nicht einmal Hilfsmittel, wie er in seiner Antrittsrede verrät: „Den Nussknacker werde ich nicht benutzen.“ *kreiszeitung.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.