Massenproteste in Großbritannien bremsen Sunak und die Tories aus

Die Massenproteste in Großbritannien erreichen vor Weihnachten ihren Höhepunkt. Die Unzufriedenheit wächst, eine Lösung des Konflikts bleibt aus.
London – Kurz vor Weihnachten rollt eine Protestwelle auf Großbritannien zu. Die Streiks bremsen das Land aus und könnten sich bis über die Festtage hinziehen. Auch Touristen sind von den Protesten betroffen. Klinikpersonal, Gewerkschaften und Beamte gehen auf die Straßen und protestieren gegen Niedriglöhne und schlechte Arbeitsbedingungen. Premierminister Rishi Sunak und seine Regierung bekommen immer mehr den Unmut der Arbeitnehmer zu spüren. Trotzdem bleiben die Fronten verhärtet.
Massenproteste in Großbritannien gegen Tories bremsen das Land vor Weihnachten aus
Im Dezember gibt es keinen Tag, an dem keine Ruhe unter den Protestierenden einkehrt. Am Dienstag, dem 20. Dezember, streikt das Klinikpersonal in Großbritannien. Die Pflegekräfte des Gesundheitsdiensts National Health Service (NHS) protestieren zum ersten Mal in ihrer Geschichte. Am Mittwoch werden die Rettungswagenfahrer ihre Arbeit niederlegen und am Freitag werden es laut Angabe der Deutschen Presse-Agentur (dpa) die Rettungswagenfahrer sein. Für die Touristen bedeutet dies: Längere Warteschlangen bei der Einreise bis Silvester, teilweise könnten auch Flüge gestrichen werden. Ab Heiligabend könnt es tagelang zu Zugausfällen kommen.
Die Massenproteste sind Folgen eines länger andauernden Konflikts. Arbeitnehmer sind wegen der niedrigen Löhne und der Wirtschaftskrise in Großbritannien unzufrieden. Das Land steckt schon jahrelang in einer wirtschaftlichen Krise. Auch jetzt leidet die britische Wirtschaft unter den hohen Energiepreisen und der Inflation. Laut Experten der Confederation of British Industry (CBI) rutschte das Land in eine Rezession, die bis 2023 andauern wird. Selbst wenn die Wirtschaft wachse, würden Produktivität und Investitionen schwach bleiben, heißt es in einer CBI-Mitteilung. „Wir haben es ziemlich schwer, und der Brexit hat die Sache nicht einfacher gemacht“, zitierte das Handelsblatt John McCabe, Chef der Handelskammer im Nordosten Englands.
Keine Aussicht auf Besserung: Fronten zwischen Regierung und Bevölkerung in Großbritannien verhärtet
Die britische Regierung hat auf die Protestwelle reagiert und zeigte sich enttäuscht. Sie betonte zudem regelmäßig, es sei einfach kein Geld mehr vorhanden nach den Corona-Hilfen. „Die Gewerkschaften stehlen uns Weihnachten“, klagte die konservative Presse laut Angaben der dpa. Premierminister Rishi Sunak sei vor allem enttäuscht, dass die Streiks zu Weihnachten stattfinden und den Alltag der Menschen erheblich einschränken. Der Premierminister hatte sich selbst außerhalb seines Landes um festliche Stimmung bemüht. Bei einem Besuch in Estland verteilte Sunak Weihnachtsessen an die dort stationierten britischen Truppen und Nato-Soldaten.
Doch in Großbritannien werden wohl keine frohen Feste die Weihnachtszeit bestimmen. In der Bevölkerung in Großbritannien wächst zunehmend der Unmut gegenüber den Tories. Das spiegelte sich auch wider in den schlechten Wahlergebnissen der Tories, die dieses Jahr einen Tiefpunkt erreichten. Die Bevölkerung ist wegen der leeren Brexit-Versprechen gefrustet. Zwar hatte Premierminister Sunak engere Beziehungen zur EU angestrebt, doch zuletzt hatte er Diskussionen um eine Umkehr des Brexits dementiert. Nicht nur unter der Bevölkerung, sondern auch in der Politik scheint Sunak Rückhalt zu verlieren. Ehemalige Tories starteten eine Kampagne gegen den Premierminister, um Sunak unter Druck zu setzen. Großbritannien dürfte sich also auch nach Weihnachten auf weitere Krisenzeiten einstellen.