Lauterbach schlägt Impfstoff-Alarm – und will Dosen aus Osteuropa importieren
Deutschland hat zu wenig Impfstoff. Eine Meinung, die Gesundheitsminister Karl Lauterbach in Bezug auf die Vakzine von Biontech vertritt. Was ist sein Plan?
Berlin/Hamburg – Der ZDF-Jahresrückblick von Markus Lanz am Mittwochabend, 15. Dezember 2021, sollte zur großen Corona-Rückschau werden. Mittendrin statt nur dabei: der neue Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Der SPD-Politiker sprach über die Impfanstrengungen der Bundesrepublik und sein konkretes Vorgehen beim Beschaffen von neuen Impfstoffdossen für Deutschland.
Deutscher Bundesminister für Gesundheit: | Karl Lauterbach |
Geboren: | 21. Februar 1963 (Alter 58 Jahre), Düren |
Ehepartnerin: | Angela Spelsberg (verh. 1996–2010) |
Partei: | Sozialdemokratische Partei Deutschlands |
Amt: | Mitglied des Deutschen Bundestages seit 2005 |
Ausbildung: | Harvard T.H. Chan School of Public Health (1992–1995) u.v.m. |
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sieht zu wenig Biontech-Impfstoff – und verspricht drei Millionen Dosen bis Jahresende
Der Biontech-Impfstoff gegen das Coronavirus sei laut Lauterbach schon jetzt knapp bemessen. Bis zum Jahresende solle Deutschland aber mit rund drei Millionen Dosen Biontech versorgt werden. „Das ist aber viel weniger als das, was die Ärztinnen und Ärzte jede Woche abrufen“, hieß es vom Gesundheitsminister im Gespräch mit ZDF-Talkmaster Markus Lanz.

Schon zuvor hatte Lauterbach vor einem Mangel an Impfstoff im ersten Quartal 2022 gewarnt. Hierzu hatten sich die Union, aber auch Hausärzte kritisch geäußert. Nur einen Tag nach seiner Feststellung, am Nachmittag des 16. Dezembers, will Lauterbach zusammen mit dem Präsidenten des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, über die Impfstoffversorgung für Anfang 2022 informieren.
„Das sind schon Reserven“: Deutschland zerrt von Impfstoff-Resten – Lauterbach darf für 2,2 Milliarden Euro Vakzine beschaffen
„Wir können in der nächsten Woche 1,2 Millionen Dosen Biontech für ganz Deutschland ausliefern, in der Woche darauf 800 000 Dosen und dann noch einmal 1,2 Millionen Dosen“, fasste Lauterbach die Impfstoff-Kapazitäten bis Ende 2021 zusammen. Jedoch konnte der neue Gesundheitsminister bei „Markus Lanz – Das Jahr 2021“ auch nicht die Realität beschönigen.
Das sind schon Reserven. Wir schütten hier alles aus. Denn die Kampagne muss ja laufen so gut, wie sie kann.
Der Sozialdemokrat erwähnte zudem, dass ihm der neue Finanzminister Christian Lindner (FDP) insgesamt 2,2 Milliarden Euro zur Verfügung stellt, um mehr als 90 Millionen Dosen Biontech-Impfstoff nachzukaufen. Wie aber ist es zu erklären, dass solch eine prekäre Situation hinsichtlich Deutschlands Versorgung mit ausreichend Impfstoff überhaupt erst entstehen konnte?
Ex-Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) lässt Option auf Impfstoff-Bestellung verstreichen – Nachfolger Lauterbach wird in Osteuropa fündig
Wie die „Bild“ berichtet, hätten Deutschland und die Europäische Union (EU) im Frühherbst 2021 eine Bestelloption über mehrere Millionen zusätzliche Dosen Biontech verstreichen lassen. Mögliches Lieferdatum wäre der Januar 2022 gewesen. Doch hätten weder der damalige Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) noch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf zusätzlichen Impfstoff gedrängt.
Muss Lauterbach, Aufklärer und Mahner in Personalunion, also letztendlich ausbaden, was sein Vorgänger verbockt hat? Aus CDU-Kreisen, der Partei von Jens Spahn, hieß es, dass Lauterbach laut „Feuer“ rufen würde, um dann Feuerwehr zu spielen. Doch hatte Lauterbach fast schon gebetsmühlenartig betont, dass die Mitteilung über Impfstoffknappheit kein Vorwurf gegen Spahn sei.
Über das ganze Jahr hinweg sei auch genügend Impfstoff vorhanden gewesen, aber eben nicht für eine sehr schnelle Boosterkampagne. „Ich versuche jetzt, notfallmäßig Impfstoff aus osteuropäischen Ländern zurückzukaufen“, lautet Lauterbachs vorübergehender Plan. Denn das dorthin gelieferte Serum könne zum Teil nicht verimpft werden.
Karl Lauterbach im Kreuzfeuer der Kritik: Neuer Gesundheitsminister würde „Angst“ verbreiten
Derweil wird die Öffentlichkeitsarbeit Lauterbachs nicht nur von der CDU, sondern auch von Ulrich Weigeldt kritisiert. Laut dem Vorsitzenden des Deutschen Hausärzteverbandes würden die einen „Angst“ bekommen, „dass sie nicht mehr geboostert werden können“. Doch damit nicht genug:
Die anderen nehmen Abstand von der Impfung, weil sie das Gefühl haben, es bringt nichts, sich darum zu bemühen.
Denn dies würde nicht helfen. Indes hat der Sozialverband VdK bereits gefordert, bei einem deutlich absehbaren Mangel an Impfstoffen schon jetzt Risikogruppen bei der Booster-Impfung vorzuziehen. Eines scheint bereits klar: Egal, wie Karl Lauterbach bei der weiteren Impfstoff-Beschaffung vorgeht, Kritik wird sich der Gesundheitsminister wohl weiter aussetzen müssen. * kreiszeitung.de und 24hamburg.de sind Angebote von IPPEN.MEDIA.