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Nie wieder Lockdown: Darum ist Lauterbach plötzlich Fan vom Corona-Plan

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Von: Felix Busjaeger

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Der Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach (SPD) befürwortet das Ende der epidemischen Lage in Deutschland. Allerdings macht er sich Sorgen mit Blick auf den Winter.

Berlin – Steigende Fallzahlen, die Sorge vor vollen Intensivbetten und die Angst vor neuen Virusvarianten: Die Corona-Pandemie hat in Deutschland wieder Fahrt aufgenommen. In dieser Situation preschten SPD, Grüne und FDP vor und kündigten an, dass sie ein Ende der gesetzlichen Corona-Sonderlage befürworte. Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach (SPD) begrüßt diese Entscheidung: „Das Eckpunktepapier wird der Bekämpfung der Corona-Pandemie gerecht. Es ist ein guter Kompromiss aus weiterhin möglichen Maßnahmen für die Länder und einer Absage an harte Einschnitte wie Lockdowns oder Ausgangssperren“, sagte Lauterbach der Rheinischen Post. Die Verhandler der möglichen Ampelkoalition haben sich noch nicht auf Personalfragen geeinigt, es könnte aber gut sein, dass Lauterbach in der kommenden Regierung eine wichtige Rolle in der Gesundheitspolitik übernehmen könnte. Mehrere Medien halten das allerdings für eher unwahrscheinlich.

Deutscher Politiker:Karl Lauterbach
Geboren:21. Februar 1963 (Alter 58 Jahre), Düren
Partei:Sozialdemokratische Partei Deutschlands
Amt:Mitglied des Deutschen Bundestages seit 2005

Karl Lauterbach: Gesundheitspolitiker befürwortet Pläne der Ampelkoalition

Die Parteien der möglichen Ampelkoalition hatten am Mittwoch angekündigt, dass sie die epidemische Lage in Deutschland nicht über den 25. November hinaus verlängern wollen. Stattdessen soll eine Übergangsphase in Kraft treten, die bis zum 20. März gelten soll. Damit soll den Bundesländern weiterhin die Möglichkeit gegeben werden, „weniger eingriffsintensive“ Maßnahmen anordnen zu können – etwa Maskenverordnungen oder Zugangsregeln für Geimpfte, Genesene und Getestete. Dr. Marco Buschmann, Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Fraktion, sagte am Mittwoch: „Es gibt ein absolutes Ende aller Maßnahmen. Diese enden spätestens mit dem Frühlingsbeginn am 20. März 2022.“ Diese Aussage gelte aber nur, wenn die Pandemielage sich nicht rapide verschlechtert. In Bremen fällt derweil schon die Maskenpflicht an Haltestellen weg.

Karl Lauterbach trägt eine Maske.
Karl Lauterbach sorgt sich vor einer Coronawelle im Winter. © Kay Nietfeld/dpa

„Niemand braucht mehr einen Lockdown oder Schulschließungen“, begrüßte Lauterbach den Vorschlag von SPD, FDP und Grüne. Gleichzeitig machte der SPD-Politiker aber deutlich, dass Impfungen gegen das Virus weiterhin große Bedeutung behalten werde. Es sei zudem erst im Frühjahr möglich, zu entscheiden, ob ab dem 21. März alle Corona-Maßnahmen fallen könnten. „Das ist auch davon abhängig, ob noch Virus-Varianten auftreten werden.“ Seine Prognose für Ungeimpfte ist dabei bitter: „Klar ist aber, dass die meisten Ungeimpften von heute bis dahin entweder geimpft, genesen oder leider verstorben sind, denn das Infektionsgeschehen mit schweren Verläufen betrifft vor allem Impfverweigerer.“

Karl Lauterbach: SPD-Politiker warnt vor steigenden Coronazahlen auf Intensivstationen

Lauterbachs Aussage kommt einem Sinneswandel gleich: Erst vor wenigen Tagen sagte der SPD-Gesundheitspolitiker im Morgenmagazin der ARD, dass er zwar grundsätzlich nicht gegen ein Ende des Ausnahmezustands sei, aber es für schwierig halte, ihn zum gegenwärtigen Zeitpunkt zu beenden. „Wir haben derzeit steigende Fallzahlen, wir haben steigende Hospitalisierungsraten, wir haben auch wieder steigende Zahlen in den Intensivstationen - und die Impfrate stagniert“, sagte er in der Sendung. Das Ende des Corona-Notstands plante auch bereits auch Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU).

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Einen Lockdown für Ungeimpfte hält er für unsinnig: „Dann kann man auch gleich die Impfpflicht einführen, was ich auch für falsch hielte.“ Ähnliche Maßnahmen werden derzeit in Österreich diskutiert. Lauterbach befürwortet eher eine andere Strategie, die mit möglichst wenig Einschränkungen die Pandemie unter Kontrolle hält. Sorgen bereiten ihn vermehrt aber die Kinder: „Wir werden nach den Herbstferien deutlich mehr Ausbrüche in den Schulen erleben, weil die Kinder nicht mehr lange lüften können“, sagte er dem Nachrichtensender nTV. Um die unkontrollierte Pandemie in Schulen unter Kontrolle zu bekommen, würde er auf eine umfangreiche Teststrategie setzen und mindestens drei Tests pro Woche befürworten.

Christine Aschenberg-Dugnus (FDP) verteidigt Pläne der Ampelkoalition

Während Karl Lauterbach mittlerweile die Pläne der SPD, Grüne und FDP befürwortet, gibt es mehrere Stimmen, die sich kritisch äußern. In Zeiten von steigenden Infektionszahlen sei dies ein falsches Zeichen. Die gesundheitspolitische Sprecherin der FDP, Christine Aschenberg-Dugnus, hat im RTL/nTV-Frühstart das Vorhaben verteidigt. „Wir ignorieren nicht, dass das Virus noch vorhanden ist. Aber wir sind in einer anderen Situation als noch von anderthalb Jahren“, sagte die Politikerin.

Im Hinblick auf die örtlich teils stark unterschiedliche Lage wies sie darauf hin, dass das Handeln differenzierter betrachtet werden müsse. „Da muss ein Land wie Schleswig-Holstein natürlich anders beurteilt werden als zum Beispiel Bayern, die ganz andere Zahlen haben.“ Gleichzeitig sprach sie sich dafür aus, die Impfkampagne in Deutschland neu anschieben zu wollen. Man müsse verstärkt auf Menschen zu gehen, mit ihnen den Dialog suchen und nicht „die Ärmel-Hoch-Kampagne“ einfach weiterzuführen. *kreiszeitung.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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