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Asow-Bataillon: Ukraine-Botschafter bezeichnet Regiment als „mutige Kämpfer“

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Von: Alexander Eser-Ruperti

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Der Ukraine-Botschafter in Deutschland verwehrt sich gegen Kritik am rechtsradikalen Asow-Regiment. Das gibt zu denken.

Kiew – Die Lage im Ukraine-Krieg ist unübersichtlich. Immer wieder gibt es Berichte über neue Kriegsbeteiligte, begegnet von Widerspruch und Dementi. In vielen Fällen ist es kaum möglich, Informationen unabhängig zu überprüfen. Gesichert hingegen ist, dass sich das Asow-Bataillon am Kampf gegen die russische Armee beteiligt. Das Regiment setzt sich aus Ultranationalisten und Rechtsradikalen zusammen. Auf Berichte darüber reagiert der Ukraine-Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, verärgert: Er verwehrt sich jeglicher Kritik und wagt den Schulterschluss.

Ukraine-News: Botschafter Andrij Melnyk über das Asow-Bataillon – „Lassen Sie sie in Ruhe“

Es war ein Bericht der Zeit, der den ukrainischen Botschafter Andrij Melnyk zuletzt zu einem Twitter-Post veranlasste, der zu denken gibt. Die Zeit hatte über das Asow-Bataillon berichtet, das im Ukraine-Krieg an den Kampfhandlungen teilnimmt und sich vorwiegend aus Rechtsradikalen und Ultranationalisten zusammensetzt. Davon zeugen nicht nur einschlägige Bilder im Netz, das Regiment selbst nutzt eindeutige Symbolik: Ihr Wappen ist die Wolfsangel. Sie dient unter Neonazis schon lange als Erkennungsmerkmal.

Zu sehen sind Einheiten des Asow-Bataillons. Am Ukraine-Krieg beteiligt sich auch das rechtsradikale Asow-Regiment. Der ukrainische Botschafter in Deutschland wiegelt Kritik ab. (Symbolbild)
Am Ukraine-Krieg beteiligt sich auch das rechtsradikale Asow-Bataillon. Der ukrainische Botschafter in Deutschland wiegelt Kritik ab. (Symbolbild) © IMAGO / ZUMA Wire

Der Bericht der Zeit griff auf, wofür das Asow-Bataillon steht, wo es herkommt und wie es sich zusammensetzt. Melnyk reagierte darauf auf Twitter. Er schrieb: „Bitte hören Sie auf, das Asow-Regiment zu dämonisieren und russischer Propaganda - jetzt auch mitten im RUS Vernichtungskrieg - in die Hände zu spielen. Diese mutigen Kämpfer verteidigen ihre Heimat, vor allem die belagerte Stadt Mariupol. Lassen Sie sie in Ruhe.“ Es ist eine Reaktion, die weit über ein unkritisches Verhältnis zu Rechtsradikalen hinausgeht, es ist der Schulterschluss – auch das gehört zu den Realitäten dieses Kriegs. Im Krieg gibt es viel Propaganda und viele Lügen. Die Ausrichtung Asows hingegen ist unstrittig – egal, wie Putin das, wenig glaubwürdig, für seine Zwecke nutzt.

Ukraine-News: Das Asow Bataillon – Rechtsradikale und Ultranationalisten

Besonders bei der Verteidigung von Mariupol unterstützen sie das ukrainische Militär im Ukraine-Krieg: Das Asow Bataillon. Einer seiner Gründer war Andrej Biletzki, wie die Zeit berichtet, seines Zeichens Anführer der Neonaziorganisation „Sozial-Nationale Versammlung“ und „Patriot der Ukraine“. Seit Jahren pflegt Asow auch den Kontakt zu rechtsradikalen Strukturen in anderen Ländern – auch nach Deutschland, wie die Bundesregierung auf eine Linken-Anfrage bestätigte. Dort will Innenministerin Nancy Faeser (SPD) indes stärker gegen rechte Netzwerke vorgehen.

Die UN-Menschenrechtsorganisation OHCHR hat Asow in der Vergangenheit bereits vorgeworfen, im Donbass schwere Verbrechen verübt zu haben, darunter Vergewaltigungen und Folter. Die Rechtsradikalen und Ultranationalisten stehen unter Waffen an der Seite der ukrainischen Armee: Es ist kaum davon auszugehen, dass sie nach einem möglichen Kriegsende bereit sind, sich unterzuordnen. Das Asow Regiment ist geprägt von rechter Ideologie: In einem Propaganda-Video tunken Angehörige des Regiments ihre Kugeln in Schweinefett. Sie erklären, man wolle damit gegen tschetschenische Einheiten auf russischer Seite kämpfen – von ihnen sind viele Muslime.

Ukraine-News: Putins „Entnazifizierung“, das Asow Bataillon, und der Rechtsextremismus

Dass der Einmarsch Russlands unter Wladimir Putin in die Ukraine nicht im Kampf gegen den ukrainischen Rechtsextremismus begründet liegt, ist zweifelsfrei. Auch die Lage des Rechtsextremismus in Russland selbst zeugt von anderen Prioritäten Putins, ebenso wie die Nähe zur Söldnergruppe „Wagner“, deren vermeintlicher Anführer Dmtri Utkin seine Haut unter anderem mit Siegrunen der SS schmückt. Das jedoch ändert nichts daran, dass auch die Ukraine ein Problem mit Rechtsextremismus hat, zu dem fraglos das Asow-Bataillon seinen Teil beiträgt.

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Es ist keine Frage der Glaubwürdigkeit Putins: Asow vertritt eine zutiefst rechte Ideologie. Ein Botschafter, der den Schulterschluss mit einer solchen Gruppierung wagt, sie vor Kritik verwehrt und Berichten über sie mit der Forderung „Lassen Sie sie in Ruhe“ begegnet, muss sich Fragen aussetzen. Vorausgesetzt, sie werden auch gestellt. *kreiszeitung.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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