Kanzler Olaf Scholz abgetaucht: SPD stürzt in Umfragen ab – Union wieder vorne
Wo ist Olaf Scholz (SPD)? Der Kanzler zeigt kaum Präsenz, seine Partei wird in Umfragen abgestraft und die Union zieht an den Sozialdemokraten vorbei. Und nun?
Berlin – In der beliebten Kinderbuchreihe „Wo ist Walter?“ muss auf detailreichen Wimmelbildern die Figur des Weltenbummlers Walter gesucht werden. Gar nicht so leicht, schließlich versteckt er sich zwischen hunderten von Menschen, auf überfüllten Stränden oder in typischen Stadtszenen. Ob Olaf Scholz (SPD) sich ein Beispiel an diesem Versteckspiel nimmt? Schließlich ist der Kanzler kaum mehr präsent, die anfängliche Euphorie rund um die Ampel-Koalition ist nahezu gänzlich verschwunden.
Olaf Scholz in der Kritik: Bundeskanzler taucht ab – und SPD schmiert in Umfragen ab
Dem bisherigen Kurs von Olaf Scholz müssen die Umfragewerte der SPD auf jeden Fall schon mal Rechnung tragen. Im ARD-„Deutschlandtrend“ konnte die Union die SPD sogar erstmals seit August 2021 überholen. Wäre am nächsten Sonntag Bundestagswahl, käme die Partei von Olaf Scholz auf 22 Prozent. Dies stellt ein Minus von vier Prozentpunkten im Vergleich zum Vormonat dar.

Freuen können sich hingegen CDU/CSU. Denn die Union hat um vier Punkte auf 27 Prozent zugelegt und rangiert somit vor der SPD. Es folgen die Grünen (16 Prozent), die AfD (zwölf Prozent), die FDP (zehn Prozent) und die Linken (fünf Prozent). Hinsichtlich Umfragewerten stellt die SPD momentan also nur noch die zweite Kraft dar. Alles wegen Olaf Scholz?
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in der Kritik: Unzufriedenheit mit seiner Arbeit und dem Schaffen der Ampel-Koalition
Im Sonntagstrend der „Bild am Sonntag“ haben sich die Leser auch explizit zum Kanzler der neuen Bundesregierung geäußert. Nur 32 Prozent der Befragten seien mit der Arbeit von Olaf Scholz zufrieden. Demgegenüber stehen 46 Prozent der Befragten, die Kritik am Schaffen des Sozialdemokraten äußern.
65 Prozent der Befragten werfen Olaf Scholz konkret vor, in den großen Krisen der Gegenwart, Ukraine und Corona, nicht entschlossen genug zu handeln. Auch der Zusammenschluss von SPD, FDP und den Grünen zur Ampel-Koalition und im Speziellen deren Arbeit kommen nicht gut weg. Nur 30 Prozent sind zufrieden, mehr als die Hälfte der Befragten (56 Prozent) äußern Kritik.
CDU-Chef Friedrich Merz knöpft sich Olaf Scholz vor: USA-Reise von Kanzler wirkt „wie der Besuch eines Bittstellers“
Also: Quo vadis, Olaf Scholz? Erstmal in die USA. Denn am Montag, 7. Februar 2022, trifft sich der Bundeskanzler mit US-Präsident Joe Biden im Weißen Haus, um vor allem über die Ukraine-Krise zu sprechen. Eine Reise, die für den neuen CDU-Chef Friedrich Merz „zu spät“ kommt. Im Interview mit der „Bild am Sonntag“ wirft Merz dem Sozialdemokraten eine zögerliche Außenpolitik vor.
Jetzt wirkt die Reise wie der Besuch eines Bittstellers, der aus einer selbst verschuldeten Situation nicht mehr herauskommt und deshalb den großen Bruder in Washington um Hilfe bitten muss.
Nach Ansicht von Merz wären die Reise und der politische Austausch mit Biden „schon vor Wochen notwendig gewesen“. Hätte, wenn und aber – das Leben und auch die Politik finden bekanntlich nicht im Konjunktiv statt. Und doch muss sich Olaf Scholz weiterhin Kritik gefallen lassen, die sich auf verpasste Chancen oder einen zu zögerlichen Führungsstil fokussiert.
Fehlt es Olaf Scholz an Führungsstärke? Bundeskanzler tritt erst in der SPD auf, dann allein in der Öffentlichkeit
Dunkle Anzüge, die Krawatte fein säuberlich gebunden, dazu die lichte Haarpracht und ein oftmals stoischer Blick: Olaf Scholz sticht aus der breiten Maße wahrlich nicht heraus, und dennoch hat man sein Erscheinungsbild klar vor Augen. Ähnlich verhält es sich übrigens mit dem Weltenbummler Walter. Brille, ein rot-weiß gestreifter Pullover sowie eine Pudelmütze sind deren Markenzeichen.
Politik-Beobachter fassen Führungsstärke als starke Charaktereigenschaft und letztendlich auch als Markenzeichen auf. Muss der Kanzler Olaf Scholz dafür aber dauerhaft sicht- und greifbar sein? Daran werden sich die Geister weiter scheiden. Den Stil von Scholz zeichnet aus, erst im Kollektiv, in der Partei, aufzutreten. Und erst dann in der Öffentlichkeit.
Olaf Scholz vor den Wochen der Wahrheit: Bundeskanzler trifft sich wegen Ukraine-Krise mit Joe Biden und Wladimir Putin
Im Grunde lauert Scholz wie die Schlange vor dem Kaninchen und schlägt im entscheidenden Moment zu. Kann man gut finden, muss man natürlich aber auch nicht. Auf diesem Wege hat sich der SPD-Politiker zumindest am Ende gegen die Kanzler-Konkurrenz in Form von Armin Laschet (CDU) und Annalena Baerbock (Grüne) durchgesetzt.
Nun stehen für Olaf Scholz aber die sprichwörtlichen Wochen der Wahrheit an. Erst das Treffen mit Joe Biden im Weißen Haus, eine Woche später steht der Austausch im Kreml mit Russlands Präsident Wladimir Putin an. Vielleicht ändert sich danach das öffentliche Meinungsbild über den Kanzler.
Bis dahin kann er sich in Anlehnung an eine populäre RTL-Castingshow deren Logo ans Revers heften. „DSDS“ steht in diesem Fall jedoch für „Deutschland sucht den Scholz“. Eingefleischter Sozialdemokrat, Kanzler, alles andere als ein Lautsprecher – und heimlich vielleicht Fan von „Wo ist Walter?“. * kreiszeitung.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.