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Wladimir Putin: So gefährlich ist der Kalte Krieger für Deutschland

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Von: Leonie Zimmermann

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Wladimir Putin sorgt mit einem gewaltigen Militäraufmarsch vor der Ukraine für Schrecken. Nur eine Drohgebärde des russischen Präsidenten, dem Realitätsverlust bescheinigt wird?

Berlin – Hunderttausende Soldaten haben sich an der russischen Grenze zur Ukraine in Stellung gebracht – was sie genau dort vorhaben, darüber können Beobachter bislang nur rätseln. Die Großmachtfantasien eines einzigen Mannes versetzen dieser Tage die westliche Welt in Angst und Schrecken. Wird Russlands Präsident Wladimir Putin die Ukraine angreifen – oder ist das alles nur Taktik, um seinen Willen durchzusetzen? Darüber können wir aktuell nur spekulieren. Und genau das macht den russischen Zaren so gefährlich. 

Wladimir Putin und der Ukraine-Konflikt

Name:Wladimir Putin
Alter:7. Oktober 1952 (69 Jahre)
Position:Präsident von Russland

Spätestens seit Beginn der Coronavirus-Pandemie hat sich der russische Staatschef zunehmend isoliert. Er trifft lediglich Menschen, die zumindest grob seiner Meinung sind, liest kaum Zeitung und schaut nur Sendungen seines eigenen Staatssenders im TV. Was er sich im stillen Kämmerlein für Pläne ausgedacht hat – kaum einer hat gesicherte Informationen darüber. Seine Vergangenheit, sein Familienleben, seine Motive – wohl gehütete Geheimnisse. 

Wladimir Putin: Russlands Präsident treibt Konflikt mit Ukraine voran – Er „will zurück in die Zeit des Kalten Krieges“

Wenn Putin sich öffentlich äußert, dann meistens mit abstrusen Forderungen und Vorwürfen gegen westliche Länder. Das primäre Ziel seiner aktuellen Bemühungen: der Rückzug der Nato aus seinen Nachbarländern. Wladimir Putin fordert nicht weniger, als die Garantie, dass osteuropäische und skandinavische Länder dem Bündnis niemals beitreten werden. Der russische Präsident will die offizielle Anerkennung seines Einflusses in Osteuropa. 

Russlands Präsident Wladimir Putin und Teilnehmer an einer Solidaritäts-Demonstration für die Ukraine vor dem Brandenburger Tor
Russlands Präsident Wladimir Putin gilt als unberechenbar. Doch stellt er auch eine Gefahr für Deutschland dar? (kreiszeitung.de-Montage) © Paul Zinken/dpa

„Wladimir Putin will zurück in die Zeit des Kalten Krieges“, sagte FDP-Verteidigungsexpertin Marie-Agnes Strack-Zimmermann zur Nachrichtenagentur AFP. Ihrer Meinung nach teste der russische Zar aktuell aus, wie weit er mit seinen Machtspielchen gehen könne. „Er führt uns vor und zwingt uns das Narrativ auf, dass wir uns bewegen müssen.“ Für sie ist klar: Der Westen darf keine zu großen Zugeständnisse machen. 

Biografie Putins ist eng mit Deutschland verknüpft – doch in der Ukraine-Krise sind Baerbock und Scholz über den Umgang mit dem Präsidenten uneins

Aber wie reagiert man auf einen Präsidenten, über dessen Motive so wenig bekannt ist? Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sind sich im Umgang mit dem russischen Präsidenten jedenfalls nicht immer so einig. Während Baerbock sehr klare Grenzen setzt, kann sich Scholz lediglich dazu durchringen, mit vagen „hohen Kosten“ im Falle einer Eskalation zu drohen. 

Aber nicht nur in Deutschland, wo Putin ausweislich seiner Biografie als KGB-Agent viele Jahre verbracht hat, herrscht rege Uneinigkeit darüber, wie mit dem russischen Zaren umzugehen ist. Selbst in den USA ist die Verunsicherung deutlich spürbar. Kurze Zeit, nachdem Jen Psaki, Sprecherin des Weißen Hauses, die Lage als „extrem gefährlich“ einstuft, hält US-Präsident Joe Biden eine Rede, in der er eher harmlose Töne anschlägt. Biden spricht unter anderem lediglich von einem möglichen „geringfügigen Eindringen“ – einen „ausgewachsenen Krieg“ halte er für unwahrscheinlich. 

Alle Zeichen auf Krieg in der Ukraine-Krise? Wladimir Putin investiert in Rüstung und zieht Reservisten ein

Also eigentlich alles halb so wild? Betrachtet man die Faktenlage, so gibt es durchaus Grund zur Sorge. Für Putins Kriegsfantasien spricht etwa, dass der russische Präsident in den vergangenen Jahren viel Geld in Rüstung gesteckt hat. Mittlerweile zählt die russische Armee zu den schlagkräftigsten Einheiten der ganzen Welt. Hinzukommt, dass Putin in jüngster Vergangenheit auch Reservisten eingezogen, die militärische Präsenz in Weißrussland erhöht und Diplomaten aus Kiew abgezogen hat. 

Ich bin unsicher, ob Putin noch Kontakt zur Realität hat.

Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) im Jahr 2014 zu US-Präsident Barack Obama

Es wirkt beinahe so, als bereite sich Russland auf einen Krieg vor – bei dem der eigene Präsident die Strippen zieht. Ob Wladimir Putin überhaupt bewusst ist, in welcher machtvollen Situation er sich aktuell befindet, darüber wird immer wieder spekuliert. Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) hat es in ihrer Amtszeit immer wieder geschafft, zum Langzeit-Präsidenten durchzudringen. Ein Gespräch zwischen ihr und dem damaligen US-Präsidenten Barack Obama, das 2014 in US-Medien kursierte, lässt allerdings an der Zurechnungsfähigkeit Putins zweifeln. Darin sagte Merkel, sie sei unsicher, „ob Putin überhaupt noch Kontakt zur Realität hat“.

Wer ist Wladimir Putin? Sein Leben mit Freundin und Kindern schirmt er ab – Nach außen tritt mit Drohgebärden auf

Sollte Wladimir Putin allerdings wirklich unter Realitätsverlust leiden, wäre das im Zusammenspiel mit den russischen Atomwaffen und der einsatzbereiten Armee eine hochexplosive Mischung. Sollte der russische Präsident, der sein privates Leben mit Freundin und Kindern nach außen geheim hält, nämlich tatsächlich an einem Krieg in Europa interessiert sein, dann bleibt ihm dafür nicht viel Zeit. Laut Informationen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) wird Russland seine militärische Schlagkraft innerhalb der nächsten fünf Jahre verlieren. 

Fraglich bleibt natürlich, ob Putin an einem Krieg vor der eigenen Haustür interessiert ist. Mit seinen Drohgebärden sorgt er ja bereits jetzt dafür, dass seine Forderungen Gehör finden und der Westen sich in Meinungsverschiedenheit und Unsicherheit zu verlieren droht. Für Putin ein klarer Punktsieg in der Ukraine-Krise. Für Deutschland wird in diesem Zusammenhang vor allem der weitere Verlauf der deutsch-russischen Zusammenarbeit im Bau der Gaspipeline Nordstream 2 interessant werden. 

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Bereits im Herbst letzten Jahres setzte Putin das Bauprojekt als Druckmittel ein und drohte, dass er nur im Fall einer Eröffnung der Pipeline mehr Gas nach Westeuropa liefern würde. Gas, das auch Deutschland benötigt, um den Energiebedarf des Landes zu decken. Auf der anderen Seite ist die Gaspipeline Nordstream 2 aktuell wohl der einzig große Trumpf, den Deutschland noch in Petto hat, um den russischen Präsidenten vielleicht doch noch in die richtige Bahn zu lenken. * kreiszeitung.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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