Revolutionsgarden drohen Protest im Iran: „Kommt nicht mehr auf die Straße“
Das Regime im Iran steht landesweit anhaltenden Protesten gegenüber. Die Revolutionsgarden drohen Demonstrierenden offen. Doch die geben nicht nach.
Teheran – Ihr Mut und ihre Wut auf die bestehenden Verhältnisse dominieren ganz offensichtlich die Angst vieler Menschen im Iran: Trotz anhaltender Repression des Regimes und steigender Todeszahlen reißen die Proteste nicht ab. Der Staat reagiert weiterhin mit massivster Repression, die Revolutionsgarden drohen den Menschen unverhohlen.
Von den Garden heißt es, es sei „der letzte Tag der Proteste“. Im wahrsten Sinne des Wortes scheint dies ein frommer Wunsch des Regimes, denn die Wut der Menschen bricht sich weiter Bahn.
Iran-Proteste: Revolutionsgarden drohen Demonstrierenden – „Geduld des Systems nicht überstrapazieren“
„Hört auf damit! Heute ist der letzte Tag der Proteste, kommt nicht mehr auf die Straße“ – das sind die Worte von Hussein Salami. Der Kommandeur der Revolutionsgarden reagiert damit auf die anhaltenden Proteste im Iran. Und Salami hatte noch mehr zu sagen: Er erklärte laut ARD zudem, die Demonstrierenden sollten „die Geduld des Systems nicht überstrapazieren“. Bisher hat die Einheit noch nicht eingegriffen.
Die Ereignisse im Land zeigen allerdings, dass auch die Drohungen des Regimes und seiner Institutionen die Menschen nicht mehr einschüchtern: Erneut zogen vielerorts Menschenmengen auf die Straße, alles steht auf der Kippe. Salami erneuerte seinerseits den staatlichen Vorwurf, die anhaltenden Iran-Proteste seien eine westliche Verschwörung – doch dafür fehlt nach wie vor jeder Beweis.

Der Kommandeur erklärte, niemand würde es den Demonstrierenden erlauben, „weiter Unsicherheit zu stiften“ oder Universitäten in ein „Schlachtfeld“ zu verwandeln. Überall im Land ist auch eine Vielzahl von Studentinnen und Studenten unter den Protestierenden. Am 28. September hatten zudem insgesamt 72 Lehrkräfte der Universität Teheran in einem offenen Brief an die Regierung die Freiheit aller Demonstrierenden gefordert.
Sie benannten in dem Schreiben, veröffentlicht in der Zeitung Etemad, konkrete ökonomische und politische Missstände, wie unter anderem die FAZ berichtet. In Deutschland bleibt die mediale Aufmerksamkeit zu den Ereignissen derweil insgesamt weiter überschaubar – zum Entsetzen vieler Aktivistinnen und Aktivisten.
Iran News: Anhaltende Proteste, anhaltende Repression und Lohnerhöhungen für Sicherheitskräfte
Trotz der anhaltenden Repression ist es dem Regime bisher nicht gelungen, die Proteste niederzuschlagen: Die Protestaktionen halten an. Unter den aktuellen Iran News sind zudem immer wieder Berichte über Gewaltexzesse der Sicherheitskräfte in verschiedensten Landesteilen: Zuletzt soll in Sahedan, im Südosten des Landes, auf Demonstrierende geschossen worden sein, so der Spiegel. Es ist nur einer von unzähligen Berichten dieser Art.
Um seine Repressionsorgane bei Laune zu halten, erhalten diese nun ein Lohnplus durch den iranischen Staat. Der Spiegel berichtet unter Bezugnahme auf die staatliche Nachrichtenagentur Irna, das Parlament habe einer Erhöhung der Löhne um 20 Prozent zugestimmt.
Trotz hunderter Toter und vieler tausend verhafteter Demonstrierender halten die Proteste nun mehr seit über 40 Tagen an. Ausgangspunkt der landesweiten Aktionen war der Tod der jungen Kurdin Mahsa (Zhina) Amini. Die 22-Jährige war durch die Sittenpolizei wegen eines vermeintlichen Verstoßes gegen die islamischen Kleidervorschriften verhaftet worden und in Polizeigewahrsam gestorben. Seitdem entbrennen quer durchs Land Proteste.
Iran: Internationale Solidaritätsaktionen für die Protestierenden, weitere Kundgebungen auch in Deutschland
Seit einiger Zeit gibt es zum Iran internationale Solidaritätsaktionen. An der größten Veranstaltung dieser Art in Deutschland, zuletzt in Berlin, beteiligten sich Schätzungen zufolge etwa 80.000 Menschen. Zuvor hatte es bereits kleinere Aktionen gegeben. Nun haben in vielen Städten weltweit zum wiederholten Male Solidaritätsaktionen stattgefunden: Auch in Rom, Paris oder Berlin gingen die Menschen erneut auf die Straßen, um ihrer Unterstützung für die Demonstrierenden Ausdruck zu verleihen.