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Homeoffice zum Energie sparen: Wie viel hilft das überhaupt?

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Von: Alexander Eser-Ruperti

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Im Zuge der Energiekrise soll auch das Homeoffice beim Energiesparen helfen. Doch tut es das wirklich, und: bleibt am Ende mehr Last an Arbeitnehmern hängen?

Berlin – Die Energiekrise in Deutschland hat Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) zu einigen Regeln zum Energiesparen veranlasst. Zuletzt war im Bund gar eine Homeoffice-Pflicht für Beamte in den Ministerien diskutiert worden, die auch aufgrund logistischer Probleme keine Umsetzung fand – eine einseitige Pflicht ist arbeitsrechtlich allerdings meist ohnehin mehr als nur bedenklich. Die großen Fragen, die sich im Zuge der Debatte um Energiesparen und Homeoffice stellen, betreffen zum einen Arbeitnehmende und zum anderen das Energiesparen an sich: Wie viel bringt das Arbeiten von zu Hause wirklich beim Energie sparen – und tragen Arbeitnehmer damit die größere Last? Das Homeoffice kann zur Gefahr für Arbeitnehmerrechte werden.

Energie sparen im Büro: Wie viel Einsparungen gibt es durch das Home-Office wirklich?

Im Zuge der Aufforderungen zum Energie sparen im Büro stellen sich hinsichtlich der Option Home-Office zwei Fragen: Wie viel bringt die Heimarbeit an Einsparungen – und wer zahlt die Mehrkosten an Energie zu Hause? Tatsächlich zweifeln Experten daran, dass die Verlagerung der Arbeit nachhause beim eigentlichen Heizen nennenswert Einsparungen erzielt. Rudolf Friedrich von der Hochschule Technik und Wissenschaft in Saarbrücken geht mit Blick auf den Raumwärmebedarf gegenüber der ARD-Tagesschau von einem „Nullsummenspiel“ aus. Insgesamt führt das Aus-bleiben einer Heizung in Büros daher nicht zwingend zu einem insgesamt sinkenden Bedarf – denn auch viele Wohnungen etwa in Altbauten sind nicht saniert.

Homeoffice
Homeoffice: Wie viel hilft es wirklich beim Energie sparen? © Sina Schuldt/dpa

Auf anderer Ebene sieht der Experte jedoch klares Einsparungspotenzial durch das Homeoffice, nämlich beim Pendeln. Friedrich rechnet vor: 20 Millionen Menschen in Deutschland pendeln durchschnittlich 18 Kilometer zu ihrer Arbeit. Der Experte erklärte der ARD, dabei nutzten etwa 67 Prozent das Auto. Angenommen, 25 Prozent davon würden einen Tag wöchentlich von zu Hause arbeiten, ergäbe dies Einsparungen von 200 Millionen Liter Treibstoff jährlich. Umgerechnet wären das 540.000 Tonnen Treibhausgas jedes Jahr. In Anbetracht der Bedeutung des Pendlerverkehrs erscheint auch die Debatte um einen bezahlbaren ÖPNV umso virulenter.

Wie kann man Energie sparen: Home-Office sieht Absprachen mit Arbeitnehmern zwingend vor

Die Frage, wie kann man Energie sparen im Büro, unterliegt allerdings auch ganz eindeutig einer entscheidenden arbeitsrechtlichen Dimension. Ein Aspekt dabei ist, dass das Homeoffice zwingend im Interesse beider Seiten sein muss. Dies gilt vor allem, da der Energieverbrauch in Privatwohnungen durch das Arbeiten von zu Hause deutlich steigt – das ist mit erheblichen Mehrkosten verbunden. Ein Energiesparen wäre dann nur auf Arbeitgeberseite zu verzeichnen. Zwar wurde kürzliche die Homeoffice-Pauschale erhöht – weitere Erhöhungen werden gefordert – trotzdem würden Arbeitnehmer bei aktuellen Preisen auf Kosten sitzen bleiben.

Der Saarbrücker Arbeitsrechtler Marwin Roth erklärte der ARD: „Das heißt, wenn der Arbeitgeber gerne Homeoffice verordnen will, um Energie zu sparen, geht das nur mit dem Einverständnis der Arbeitnehmer. Der Arbeitgeber kann Homeoffice nicht auf eigene Faust durchsetzen, es ist auch arbeitsrechtlich nicht erzwingbar.“ Das bedeutet im Umkehrschluss hingegen nicht, dass bestimmte Arbeitgeber es nicht trotzdem versuchen können – im Recht sind sie damit allerdings nicht nur moralisch nicht, sondern genauso wenig rechtlich. Eindeutig gestattet ist es Arbeitgebern hingegen, Angestellten das Homeoffice anzubieten, so tut es etwa Otto.

Homeoffice-Pflicht gibt es nicht, allgemein bedarf es besonderer Achtsamkeit bei Arbeitnehmerrechten

Doch nicht nur die Tatsache, dass es eine solche einseitige Home-Office-Pflicht nicht geben darf, ist wichtig zu wissen: Das Homeoffice bringt allerhand weitere Risiken für Angestellte mit sich und kann durch Arbeitgeber zu einem Angriff auf Arbeitnehmerrechte genutzt werden. Ein besonders spektakulärer Fall ereignete sich in diesem Rahmen kürzlich in den Niederlanden: Dort hatte ein US-Softwarestudio seinem niederländischen Angestellten abverlangt, seine Webcam anzulassen – den ganzen Tag. Ein Gericht gab dem Mann recht: Es handelte sich um einen Eingriff in die Privatsphäre.

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Üblicher sind hingegen arbeitnehmerfeindliche Zustände wie unbezahlte Überstunden. Hier gilt es, sich genau über die Rechtslage zu informieren, damit Arbeitnehmer nicht unverhältnismäßig in Anspruch genommen werden. Das Homeoffice kann eine Chance sein – doch es öffnet auch Tür und Tor für Missbrauch.

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