Hartz-IV: Welche Chancen es auf Kostenübernahme für Zahnersatz gibt
Teure Zahnbehandlungen sind für Empfänger von Hartz-IV aus eigener Tasche kaum zu stemmen. Doch es gibt trotz niedriger Regelsätze Möglichkeiten.
Berlin – Zahnbehandlungen sind in der Regel teuer. Für Empfängerinnen und Empfänger von Hartz-IV übersteigen sie die finanziellen Möglichkeiten vor allem in Anbetracht der geringen Regelsätze 2022 schnell. Doch es gibt Wege, um auch mit ALG-II nicht auf Zahnersatzbehandlungen verzichten zu müssen. Um dabei nicht doch in eine Kostenfalle zu tappen, müssen einige Faktoren beachtet werden. Auch ins Bürgergeld, in dem die Ampel den großen Wurf sieht, sollten Erwerbslose keine großen Hoffnungen setzen: Sie sind auch weiterhin auf Tipps und Tricks angewiesen, um nicht noch weiter auf der Strecke zu bleiben – bei der medizinischen Versorgung ist einer dieser Möglichkeiten der „Härtefallantrag“.
Hartz-IV: Welche Kosten werden von Krankenkassen übernommen, und welche müssen trotz geringer Regelsätze 2022 von ALG-II-Empfängern selbst übernommen werden?
Vorab die schlechte Nachricht – viele Leistungen werden von den meisten Krankenkassen nicht übernommen, doch es gibt einige Ansprüche, die Beziehende von Hartz-IV geltend machen können. Vorab sollte sich dabei immer informiert werden, welche Leistungen das sind, ansonsten drohen Kosten zu entstehen, die die Patienten letzten Endes doch selber tragen müssen – und das kann teuer werden. Gerade für Erwerbslose ist das, wie vieles andere, im Rahmen des Arbeitslosengelds nicht zu stemmen, die Regelsätze 2022 bleiben zu gering. Die Linke fordert deshalb einen Corona-Bonus für Emfpänger des ALG-II.

Der Großteil derjenigen, die Hartz-IV beziehen, sind in einer gesetzlichen Krankenkasse pflichtversichert. Diese übernimmt in vielen Fällen nicht alle Kosten: Bei Behandlungen zum Zahnersatz etwa übernimmt sie nur einen Pflichtanteil, der die Hälfte der Behandlungskosten ausmacht. Trotz geringer Regelsätze 2022 muss die andere Hälfte von dem Patienten oder der Patientin selbst übernommen werden. Vollständig übernommen werden hingegen Zahn-erhaltende Wurzelbehandlungen, das Ziehen von nicht mehr zu rettenden Zähnen, sowie die günstigste Variante von Zahnfüllungen bei Karies, wie die Plattform gegen-hartz berichtet.
Hartz-IV 2022: ALG-II-Empfänger können Härtefallregelung bei der Krankenkasse beantragen
Was in der Regelversorgung durch gesetzliche Krankenkassen nicht gewährleistet ist, ist die Kostenübernahme für Implantate oder den Zahnersatz. Das bedeutet jedoch nicht zwingend, dass Empfänger von Hartz-IV die Kosten vollständig aus ihren Regelsätzen 2022 selbst tragen müssen – das wäre bei den Sätzen auch kaum möglich. Der Weg der Kostenübernahme geht über einen Härtefallantrag bei der Kasse. Zwar haben Beziehende von ALG-II gute Chancen, diesen bewilligt zu bekommen, jedoch gelten sie keineswegs automatisch als sogenannte „Härtefälle“. Es muss ein Antrag eingereicht werden.
In diesem Antrag muss begründet werden, wieso die entsprechende Behandlung finanziell nicht zu realisieren beziehungsweise nicht zumutbar ist. Bei einem erfolgreichen Antrag kann die Behandlung auch beim Zahnersatz mit bis zu 100 Prozent übernommen werden. Beachtet werden sollte dabei dennoch, dass immer Leistungen anfallen können, die über die Regelversorgung hinausgehen und deshalb nicht übernommen werden. Dazu gehören Gold- bzw. Keramikimplantate. Ein wichtiger Faktor, der über die Bewilligung durch die Kassen entscheidet, ist die Prognose der Ärzte für die Therapie – zur Übernahme der Kosten durch die Kassen müssen positive Aussichten für den Behandlungserfolg bestehen.
Hartz-IV: Diese Möglichkeit auf Zahnersatz gibt es trotz niedriger Regelsätze 2022 beim ALG-II
Immer wieder kommt in der gesellschaftlichen Diskussion die Frage auf, ob die Sätze bei Hartz-IV für ein menschenwürdiges Leben ausreichen, Kritiker beantworten diese Frage eindeutig mit Nein. Besonders am Beispiel des Zugangs zu flächendeckender medizinischer Versorgung werden die großen Schwierigkeiten für Beziehende des ALG-II deutlich. Seit ihrer Einführung stehen die Hartz-IV-Gesetze in der Kritik, ebenso die Regelsätze 2022 – sie waren trotz wachsender Lebenshaltungskosten kaum erhöht worden. Zuletzt waren nicht nur Lebensmittelpreise, sondern vor allem Strom- und Gaspreise drastisch gestiegen. Ein Antrag der Linkspartei, die Sätze zum Inflationsausgleich anzuheben, wurde durch den Bundestag abgelehnt.
Auch Verdi hatte zuletzt eine Extra-Zahlung von 200 Euro gefordert, damit Hartz-IV-Beziehende die steigenden Kosten besser abfedern können. Verdi-Chef Frank Werneke hatte der dpa dazu gesagt: „Für manche Betroffene lautet die Frage: Essen oder Heizen? Doch das darf nicht sein“. Einmalige Heizkostenzuschüsse reichen zum Ausgleich nicht aus. Die Ampel-Regierung sieht im neuen Bürgergeld den großen Wurf, der viele Probleme lösen soll. Kritiker wie der Armutsforscher Christoph Butterwegge sehen im Bürgergeld keine Abkehr von Hartz-IV, sondern lediglich „semantische Kosmetik“. Auch weiterhin werden Beziehende von Hartz-IV um ausreichende medizinische Versorgung kämpfen müssen.* kreiszeitung.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.