Hartz IV: Hierfür ist der Regelsatz im Alltag vorgesehen

Bis Deutschland ein Bürgergeld bekommt, erhalten Menschen ohne Arbeit Hartz IV. Der monatliche Regelsatz beträgt aktuell 449 Euro. Häufig reicht das Geld kaum.
Berlin – Das Leben in Deutschland wird immer teurer. Schuld daran sind die steigende Inflation und Turbulenzen auf dem Energiemarkt. Nicht zuletzt durch die Spannungen im Ukraine-Krieg, die Auswirkungen auf den deutschen Markt haben und die Preise für unter anderem Gas in die Höhe treiben könnten, müssen Hartz-IV-Empfänger derzeit doppelt genau darauf achten, wie und wofür sie ihr Geld ausgeben. Besonders zum Tragen kommen die derzeitigen Preissteigerungen an der Supermarktkasse. Wanderten vor einigen Monaten noch deutlich mehr Lebensmittel in den Einkaufskorb, muss ein Empfänger von Hartz IV mittlerweile genau darauf achten, wofür er seinen Regelsatz 2022 bei Hartz IV ausgibt.
Regelsatz bei Hartz IV: Leistungsempfänger erhalten monatlich Geld vom Amt
Der Regelsatz bei Hartz IV sorgt seit der Einführung von Hartz IV für Diskussionen. Und insbesondere die Höhe der monatlichen Unterstützung sorgt bei Hartz-IV-Empfängern nicht selten für Kopfschütteln. Verantwortlich für die Kommunikation mit den Leistungsempfängern ist in der Regel das Jobcenter. Dieses ist auch zuständig für die Bewilligung von Antragen. Dass dies für Empfänger von Hartz IV auch ein nicht so erfreuliches Ende nehmen kann, zeigte der Fall einer Antragsstellerin. Die Frau, die auf Hartz IV angewiesen ist, brauchte einen neuen Kühlschrank und beantragte eine Unterstützung vom Jobcenter. Der Antrag wurde mit dem Hinweis abgelehnt, dass die Frau ihre Lebensmittel auch an kühlen Orten aufbewahren könnte.
Jobcenter lehnt Antrag für Kühlschrank ab: In Köln erhält ehemaliger Hartz-IV-Empfänger Zahlungsaufforderung
Die Absage des Kühlschrank-Antrags durch das Jobcenter ist im Alltag von Hartz-IV-Empfängern keine Seltenheit. In Köln sah sich ein Kioskbesitzer derweil mit einer sonderbaren Forderung konfrontiert. Nach 15 Jahren forderte das Jobcenter einen kleinen Centbetrag zurück. Der Mann hatte damals wohl während einer Überbrückungszeit Hartz 4 bezogen und ihm war zu viel Geld überwiesen worden.
Der Frau, die einen neuen Kühlschrank brauchte, wurde indes auch der Ratschlag gegeben, das neue Elektrogerät über den Regelsatz zu ersparen. Angesichts der gegenwärtigen Preisentwicklungen wirkt dieser Tipp fast wie Hohn. Während die Bundesregierung derzeit über die Reform von Hartz IV debattiert und künftig ein Bürgergeld einführen will, stieg der Regelsatz 2022 bei Hartz IV zum Jahreswechsel um drei Euro. Für viele Leistungsempfänger reichte die Steigerung nicht aus und spiegelte nicht die Realität der gegenwärtigen Preissteigerungen wider.
Regelsatz 2022 bei Hartz IV: So viel Geld gibt es im Monat
- 449 Euro im Monat für Alleinstehende und Alleinerziehende.
- 404 Euro für volljährige Partner.
- 376 Euro für Kinder von 14. bis 17. Jahren sowie Personen, die das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet haben und ohne Zusicherung des BGA umziehen.
- 360 Euro für erwachsene Leistungsberechtigte, die keinen eigenen Haushalt führen.
- 311 Euro für Kinder von 6 bis 13 Jahre.
- 285 Euro für Kinder bis 6 Jahre.
Regelsatz von Hartz IV 2022: Für Essen und Getränke gibt es ungefähr 156 Euro monatlich
Wie das Portal Gegen-Hartz berichtet, sind im Regelsatz von Hartz IV 2022 einzelne Bedarfe aufgeschlüsselt. Mit ihm sollen unter anderem laufende und einmalige Kosten gedeckt werden. Dazu zählen etwa Ernährung, Kleidung, Körperpflege, Hausrat und Strom. Die Bundesregierung schlüsselte für den Regelsatz 2022 auf, dass für Essen, Getränke und Tabakwaren etwa 156 Euro vorgesehen sind. Das entspricht einem Anteil von ungefähr 35 Prozent. Für Ausgaben im Bildungswesen sind im Regelsatz 2022 hingegen nur 1,62 € vorgesehen – mit 0,38 Prozent ist das der kleinste Posten, der für Empfänger von Hartz IV, die auch von Ausfällen beim Arbeitslosengeld betroffen sein könnten, vorsehen ist.
Wenn der Regelsatz für jeden Tag des Bezugsmonats aufgeschlüsselt wird, ergibt sich ein prekäres Bild: Jeder Hartz-IV-Empfänger in Deutschland, der als Single lebt, hat pro Tag etwas mehr als fünf Euro zur Verfügung, um Lebensmittel zu kaufen – für den ganzen Tag wohlgemerkt. Angesichts steigender Lebensunterhaltskosten und der gegenwärtigen Inflation fast ein Ding der Unmöglichkeit, wenn auf gesunde Ernährung geachtet werden soll.
Entwicklung Regelsatz: So stiegen die Bezüge bei Hartz IV bis 2022
- 01.01.2005: Arbeitslosengeld II, auch Hartz IV genannt, wird in Deutschland eingeführt. Der Regelsatz wird zu Beginn bereits als verfassungswidrig eingestuft und beiträgt 345 Euro im Westen. Im Osten erhalten Hartz-IV-Empfänger 331 Euro.
- 01.07.2007: Der Regelsatz bei Hartz IV steigt erstmals um 2 Euro und wird für Deutschland vereinheitlicht. Menschen in allen Bundesländern erhalten nun 347 Euro.
- 01.07.2008: Erstmals übersteigt der Regelsatz 350 Euro. Durch Rentenanpassung stehen Leistungsempfängern nun 351 Euro zu.
- Ab Juli 2009: Erneute Steigerung des Regelsatzes bei Hartz IV: Empfänger erhalten nun 359 Euro. Bis zum 01.01.2016 steigt der Regelsatz in weiteren Schritten und übersteigt zum Jahreswechsel erstmals die Grenze von 400 Euro. Am Januar 2016 erhalten Menschen in Deutschland 404 Euro.
- Ab Januar 2017: In mehreren Schritten wird der Regelsatz bei Hartz IV erhöht. Dabei betragen die Steigerungen zwischen 1,5 und über 3 Prozent. Zum ersten Januar 2022 wurde der Regelsatz letztmalig angepasst. Aktuell erhalten Empfänger von Hartz IV 449 Euro.
Leistung für Hartz-4-Empfänger: Höhe des Regelsatzes richtet sich nach Bedarfsgemeinschaft
Auswirkung auf die tatsächlichen Summen, die Hartz-4-Empfänger monatlich von der Agentur für Arbeit erhalten, haben auch die Lebensverhältnisse, in denen die Menschen leben. Je nach Größe ihrer Bedarfsgemeinschaft werden die Bezüge angepasst. Sollten etwa zwei Partner jeweils Hartz IV, das bald durch ein Bürgergeld ersetzt wird, beziehen, erhalten sie nicht jeweils 449 Euro, sondern gemeinsam 808 Euro. Sie fallen aufgrund ihrer Lebensumstände in die Regelbedarfsstufe 2, die etwa 90 Prozent der Geldleistung für Alleinerziehende umfasst.
Zusätzlich zum Regelsatz erhalten Hartz-IV-Empfänger weiter Unterstützungsleistungen: Diese umfassen etwa die Kosten für Miete und Heizung. Welche Wohnung Leistungsempfängern zusteht, richtet sich nach der Angemessenheit der Wohnkosten. Diese werden auf Grundlage der persönlichen Bedürfnisse, der Wohnfläche und des ortstypischen Mietspiegels festgelegt. Eine angemessene Wohnung für Alleinstehende umfasst in der Regel etwa 50 Quadratmeter. Für jede weitere Person kommen etwa 15 Quadratmeter hinzu. Hartz-IV-Empfänger haben zudem die Möglichkeit bei dem Jobcenter einen Antrag auf einen Mehrbedarf zu stellen, der zusätzlich zum Regelsatz gewährt werden kann. *kreiszeitung.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.