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Hartz IV: Erhöhung um drei Euro – neue Regelsätze ab 2022

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Von: Jens Kiffmeier

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Ab 2022 gibt es mehr Geld: Die Hartz-IV-Sätze werden erhöht – um drei Euro. Die Freude hält sich in Grenzen – auch wenn bereits im Dezember ausgezahlt wird.

Berlin – Zu knapp bemessen: Die Kritik an den neuen Hartz-IV-Regelsätzen will nicht verstummen. Nur einen Tag nach der Vereidigung der neuen Ampel-Koalition forderte die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi die Aufstockung der ALG-II-Bezüge um 150 Euro. Nur so ließe sich die explodierenden Lebenshaltungskosten auffangen, sagte Verdi-Chef Frank Werneke der Bild-Zeitung. Er sehe in diesem Bereich einen dringenden Handlungsbedarf. Doch seine Forderung wird wohl in der Politik wenig Gehör finden.

Eine Frau steht in der Bundesagentur für Arbeit an einem Schalter. Im Vordergrund ist ein Schild mit dem Aufdruck „Hartz IV“
Ab Januar 2022 wird der Hartz-IV-Regelsatz um drei Euro erhöht © Oliver Berg/dpa

Vorerst müssen die zirka vier Millionen Arbeitslose in Deutschland mit einem kleineren Plus in den monatlichen Bezügen vorliebnehmen. Ab Januar 2022 soll der Regelsatz erst einmal um drei Euro angehoben werden. Bereits Ende Dezember 2021 wird der neue Hartz-IV-Betrag von den Arbeitsagenturen an die Empfänger ausgezahlt*. Für Kinder unter 14 Jahren, die in einem Hartz-IV-Haushalt leben, gibt es einen Aufschlag von zwei Euro. Doch was genau erhält dann ein Arbeitsloser? Eine Antwort bietet die folgende Tabelle:

Hartz IV: Diese Regelsätze gelten ab dem Jahr 2022 für Empfänger – Die Erhöhung um drei Euro für Arbeitslose kommt

Single-Haushalt:von 446 auf 449 Euro
Partner innerhalb einer Bedarfsgemeinschaft:von 401 auf 404 Euro
Junge Menschen unter 25 im Haushalt der Eltern:von 357 auf 360 Euro
Jugendliche von 15 bis 17 Jahren:von 373 auf 376 Euro
Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren bei Alleinstehenden:von 309 auf 311 Euro

In den vergangenen Jahren ist viel um die Höhe der Grundsicherung gestritten worden. Dabei schwang immer die Frage mit, ob die Regelsätze ausreichend für ein menschenwürdiges Leben sind. Ausgenommen der Miete müssen damit die täglichen Dinge des Lebens bestritten werden: Lebensmittel, Bus und Bahn, Handy, Kultur und Freizeit. Für jeden Posten gibt es eine genaue Berechnung. Zwar prahlen hin und wieder einige Arbeitslose damit, dass man auf Kosten des Staates angeblich ein fürstliches Leben führen kann. Jedoch sind es Ausnahmen für Hartz-IV-Empfänger. Einem Großteil der Arbeitslosen fällt es zunehmend schwieriger, die Preise zu stemmen.

Wie werden die Hartz-IV-Sätze berechnet?

Hartz IV: Empfänger sehen sich Anstiegen beim Lebensmittelpreis sowie Gaspreis und Strompreis ausgesetzt

Insbesondere in den vergangenen Monaten kletterten die Preise für Lebensmittel sowie der Gaspreis und Strompreis schwungvoll für Verbraucher oben. Angetrieben von einem hohen internationalen Gaspreis knackte die Inflation in Deutschland im September erstmals seit 28 Jahren wieder die Vier-Prozent-Marke. Die Teuerungsrate bekommen die Verbraucher an der Supermarktkasse oder an der Tankstelle deutlich zu spüren.

Gewerkschaften und Sozialverbände hatten die Entwicklung bereits vorausgesehen und seit Jahresanfang die deutliche Erhöhung der Regelsätze für Arbeitslose gefordert und eine Armutsfalle angeprangert. Die Aufstockung um drei Euro sei ein „blanker Hohn“, kritisierte der Paritätische Wohlfahrtsverband mehrfach. Und auch Verdi stimmte nun in diesen Chor mit ein. Das alles sei ein „schlechter Witz“, erklärte Gewerkschaftschef Werneke in der Bild-Zeitung. Denn die Zulage gleiche allein nicht einmal die gestiegene Inflation aus.

Bürgergeld statt Hartz IV: Laut Koalitionsvertrag soll die Grundsicherung abgeschafft werden – wann wird Erhöhung ausgezahlt?

Die Erhöhung der Regelsätze, die nach Ansicht vieler Deutscher bei 811 Euro liegen müssten, erfolgt in der Regel automatisch. Alle fünf Jahre wird der Anspruch von Arbeitslosen durch das sogenannte Regelbedarfs-Ermittlungsgesetz bestimmt. Darin wird die Inflationsrate, aktuelle Ereignisse und die durchschnittlichen Lebenshaltungskosten berücksichtigt. Doch aus Sicht der Verbände reicht dieser Automatismus derzeit nicht mehr aus.

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Doch auf eine deutlichere Erhöhung sollten die Arbeitslosen lieber nicht hoffen. Zwar versprachen SPD, FDP und Grüne in ihrem Koalitionsvertrag die Abschaffung des Hartz-IV-Systems und die Einführung eines neuen Bürgergeldes, womit einige Erleichterungen beim Schonvermögen und den Sanktionsmöglichkeiten verbunden sind. Jedoch auf einen kräftigen Zuschlag beim Regelsatz oder Geld für alle statt Hartz IV, wie einige gehofft hatten, konnten sich die Ampel-Partner nicht verständigen. * kreiszeitung.de und 24hamburg.de sind ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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