Klatsche für Scholz: US-Magazin feiert Habeck als „echten Kanzler“
Kleine Genugtuung für den Minister: Ein US-Magazin krönt Robert Habeck zum „Macher Europas“ – weit vor Kanzler Scholz. Daheim sieht man den Grünen kritischer.
Berlin – Daheim pfui, im Ausland hui: Wegen seiner Tatkraft in der Energiekrise genießt Robert Habeck (Grüne) in der Welt offenbar hohes Ansehen. So gilt der deutsche Wirtschaftsminister jetzt als einflussreichster Macher Europas. Das US-Magazin Politico setzte den 53-Jährigen auf Platz seines alljährlichen Beliebtheitsrankings. Er treffe unpopuläre Entscheidungen, versprühe Charisma und habe eine direkte Verbindung zu den Wählerinnen und Wähler, hieß es zur Begründung. „Damit stellt er seinen Chef in den Schatten.“ Für den Grünen-Politiker ein kleiner Achtungserfolg. Denn in Deutschland sanken seine Beliebtheitswerte zuletzt.
Deutscher Politiker: | Robert Habeck (Grüne) |
Amt: | Bundeswirtschaftsminister |
Ehefrau: | Andrea Paluch (verheiratet seit 1996) |
Kinder: | vier Söhne |
Robert Habeck: US-Magazin Politico kürt Minister im Ranking zum Macher Europas – Putin ist der „Loser des Jahres“
Das Ranking von Politico spiegelt keine repräsentative Umfrage wider. Dennoch wirft die Wahl zum einflussreichsten Politiker Europas ein Schlaglicht darauf, wie in den USA die Politik des alten Kontinents bewertet wird. Vor allem das Handeln im Zuge der weltweiten Energie- und Inflationskrise, die durch den Ukraine-Krieg losgetreten worden ist, spielte für das US-Magazin eine große Rolle. Während Robert Habeck auf Platz eins gesetzt wurde, bildet Russlands Präsident das Schlusslicht. Wladimir Putin wurde zum „Loser des Jahres“ erklärt.

Schöne News für Habeck: US-Magazin Politico würdigt seine Tatkraft in der Ukraine-Krise
Doch in der Rubrik „Einflussreichster Politiker in Europa“ hat Habeck die Nase vorn. Gleich nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine habe der Grüne die Verantwortung übernommen, zitierte das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) aus dem Politico-Bericht. Im Gegensatz zu Kanzler Olaf Scholz (SPD), der in den USA vor einem Jahr noch als Roboter verspottet worden war, habe der Grüne nicht gezögert und habe die schwierige Aufgabe gemeistert, Deutschland auf der Suche nach alternativen Energiequellen über den Winter zu bringen, obwohl Deutschland eigentlich seine Null-Emission-Politik vorantreiben wollte. Dafür habe er als Grüner auch unpopuläre Entscheidungen wie das Aussetzen des Atomausstiegs in Kauf genommen und dennoch als einer der ersten Politiker in Europa auf scharfe Sanktionen gegen Putin gepocht – trotz der hohen Gas-Abhängigkeit von Deutschland.
Für Habeck ist das Jahr damit ein kleines Wechselbad der Gefühle. Nach dem Start der Ampel-Koalition vor knapp einem Jahr stieg er schnell zum Umfragekönig in Deutschland auf. Auch in Deutschland kam seine zupackende Art in der Krise gut an. Als Politiker neuen Typs wurde er landauf, landab gefeiert. Denn während er die unpopulären Entscheidungen traf, machte er kein Geheimnis daraus, dass ihm das als Grüner schwerfiel. Seine innere Zerrissenheit über die eigenen Entscheidungen machte er in Talkshows öffentlich.
Robert Habeck: Bundeswirtschaftsminister liegt in Umfragen hinter Baerbock – aber vor Scholz
Die Deutschen liebten ihn dafür und hielten ihn plötzlich für kanzlertauglich. Doch Habeck selber misstraute stets diesem Popstar-Image. Von Umfragewerten könne er sich nichts kaufen, verriet er im Sommer der Süddeutschen Zeitung. Damals kam die Gaskrise noch eher theoretisch um die Ecke. Doch der Grüne witterte bereits zu dem Zeitpunkt, dass es mit der Beliebtheit schnell vorbei sein könnte, wenn bei den Deutschen erst mal die hohen Nebenkostenabrechnungen ins Haus flattern würden. Und er sollte recht behalten.
Das Chaos um die Gasumlage kostete den Grünen wieder enorm viel an Ansehen. In den Umfragen ging es wieder leicht bergab. Mittlerweile steht Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) im jüngsten ZDF-Politbarometer wieder vorne. Habeck rutschte auf Platz zwei ab. Erst dahinter folgt Scholz.
Liste von Politico: Robert Habeck muss sich aber Wolodymyr Selenskyj geschlagen geben
Insofern wird Habeck nach der wochenlangen Kritik in Deutschland das Politico-Ranking sicherlich mit Genugtuung zur Kenntnis nehmen. Mehr aber auch nicht. Denn er weiß: An einem kommt er sowieso nicht vorbei: Wolodymyr Selenskyj. Der ukrainische Präsident, der sich eisern und unverdrossen gegen Russlands Überfall stemmt, ließ sich in keine Kategorie stecken. Er wurde deshalb außerhalb aller Rubriken geführt. Selenskyj, der auch schon von der Times zur Person des Jahres gekürt worden ist, stehe „über allen“.