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Grüne: Ricarda Lang greift nach der Macht – doch wer ist sie?

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Von: Jens Kiffmeier

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Sie ist jung und scheut keinen Zoff: Ricarda Lang. Die 27-Jährige will neue Vorsitzende der Grünen werden – und damit Baerbocks Nachfolgerin. Doch wer ist sie?

Berlin – Sie liebt die Klartext-Ansage: Im Streit um grüne Standpunkte kann sie deutlich werden. Auch vor einem Millionenpublikum. Als im Sommer auf dem Höhepunkt des Wahlkampfes die Benzinpreis-Debatte tobte und CSU-Generalsekretär Markus Blume der Öko-Partei einen Feldzug gegen Autofahrer vorwarf, da platze Ricarda Lang in der ARD der Kragen. Eine Brandmarkung des grünen Konzepts als unsozial sei „heuchlerisch“, wetterte die Vize-Parteichefin bei „Hart, aber fair“ und schob sogleich hinterher. Es sei „respektlos“, wenn „man die Leute verarscht“, die wenig Geld im Portemonnaie hätten. Das saß. Den darauffolgenden Shitstorm der Unionsanhänger registrierte sie mit einem Achselzucken.

Deutsche Politikerin:Ricarda Lang
Partei:Bündnis90/Die Grünen
Geboren:17. Januar 1994 in Filderstadt
Aktuelles Amt:Stellvertretende Bundesvorsitzende

Jung, wortgewaltig und ein hohes Maß an Durchhaltewillen – so wird oftmals Ricarda Lang beschrieben. Nachdem sie sich in den vergangenen Jahren mehr und mehr in den Vordergrund gespielt hat, steht jetzt der nächste Karriereschritt an: Die 27-Jährige will Bundesvorsitzende der Grünen werden und damit Annalena Baerbock beerben.

Ricarda Lang (Grüne): Bundesvize strebt die Nachfolge von Annalena Baerbock als Parteivorsitzende an

Am Montag erklärte sie offiziell ihre Kandidatur. „Wir haben uns nicht weniger vorgenommen, als unsere Gesellschaft sozial und ökologisch umzubauen – in der Regierung und darüber hinaus. Es wäre mir eine große Ehre, mich in den Dienst dieser großen Aufgabe zu stellen“, twitterte sie. Zuvor hatte sie bereits in einem Interview mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland ihre Bereitschaft zur Übernahme des Vorsitzes kundgetan.

Bundesvize Ricarda Lang (Grüne) redet mit geballter Faust auf dem Podium eines Bundesparteitages.
Kandidiert als neue Bundesvorsitzende: Ricarda Lang (Grüne). © Michael Kappeler/dpa

Es ist ein steiler Aufstieg, den sie hingelegt hat. Seit 2012 ist die gebürtige Baden-Württembergerin bei den Grünen. In deren Nachwuchsorganisation wurde sie schnell zur Chefin, die den Verband massiv ausbaute. 2019 wurde sie dann bei der Mutterpartei als Vize in den Bundesvorstand gewählt. Bei der Bundestagswahl 2021 schaffte sie erstmals den Sprung ins Parlament. Ihre Themen sind Klimapolitik, soziale Gerechtigkeit und Frauenrechte.

Bündnis90/Die Grüne: Doppelspitze mit Omid Nouripour geplant – Hassattacken wegen Gewicht auf Lang

Gerade für letzteres wird sie immer wieder Opfer zahlreicher Angriffe. Weil sie lautstark die Stimme gegen die Unterdrückung der Frauen erhebt, erlebt sie immer wieder Hassattacken im Netz. Vor allem wegen ihrer Positionen, aber auch auf persönlicher Ebene wird sie beleidigt und beschimpft. Dabei wird immer wieder ihr Gewicht thematisiert. Doch Lang sei niemand, der deswegen klein beigebe, beschrieb kürzlich die Taz die Jungpolitikerin in einem Artikel. Statt einzuknicken, thematisiert sie seit dem Bodyshaming.

Ihre klare Haltung kommt an, zumindest in der eigenen Partei. Bereits vor der offiziellen Kandidatur war sie als Favoritin für die Baerbock-Nachfolge gehandelt worden. Eine andere Anwärterin, Franziska Brandter, verfolgt ihre eigenen Ambitionen nicht mehr, zugunsten von Lang. Höchstwahrscheinlich wird die 27-Jährige nun Ende Januar bei einem Parteitag zur neuen Spitzenfrau gewählt – im Duo mit Omid Nouripour, der ebenfalls für die vakante Doppelspitze kandidiert und Robert Habeck nachfolgen kann.

Ministerliste: Posten im Ampel-Kabinett sorgten zuletzt in der Partei für Unruhe

Die Personalrochade ist durch den Wechsel von Baerbock und Habeck ins Ampel-Kabinett von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nötig geworden. Nachdem die beiden drei Jahre gemeinsam die Partei halbwegs geschlossen geführt haben, zogen sie einen Ministerposten vor. Laut Parteistatut ist eine Doppelfunktion nicht möglich.

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Die Vergabe der Kabinettsposten hatte dabei zuletzt für ein wenig Unruhe in der Partei gesorgt. Vor allem zwischen dem linken und rechten Parteiflügel waren wegen der Ministerliste Risse aufgetreten, nachdem Fraktionschef Anton Hofreiter nicht zum Minister berufen worden war. Statt des Linken war Realo Cem Özdemdir zum Zuge gekommen. Unklar war deswegen, ob dieser Streit auch die Wahl des neuen Vorsitzendenduos belasten könnte. Doch derzeit regt sich kaum Widerstand gegen Lang und Nouripour. Für parteiinterne Kritiker hätte die 27-Jährige sonst vielleicht auch noch eine Klartext-Ansage parat. * kreiszeitung.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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