1. Startseite
  2. Politik

Großbritannien: Mehr als England, Brexit und die Royals

Erstellt:

Von: Adriano D'Adamo

Kommentare

21.06.2011, Großbritannien, London: Schulkinder schwenken Union Jacks, als die britische Königin Elizabeth II. die St. Paul‘s Cathedral nach einem Gottesdienst zur Feier ihres dreihundertjährigen Bestehens verlässt. Die britische Königin Elizabeth II. ist tot. Sie starb am Donnerstag im Alter von 96 Jahren
Die britische Flagge heißt Union Jack und wurde 1801 offiziell eingeführt. © Akira Suemori/AP/dpa

Großbritannien ist auch nach dem Brexit politisch und wirtschaftlich eine wichtige Macht: ein Überblick über die Insel der Royals.

London – Großbritannien ist für vieles bekannt: die Royals, Fußball-Vereine wie Manchester City und FC Liverpool, den Brexit und eine Historie, die sich über mehr als 2.000 Jahre erstreckt. Sowohl in den vergangenen Jahrhunderten, als auch heute, ist Großbritannien ein wichtiger Knotenpunkt des Weltgeschehens.

NameGroßbritannien
LänderEngland, Wales, Schottland
Einwohner65,3 Millionen
Fläche229.850 km²
RegierungsformParalmentarische Monarchie

Großbritannien ist nicht gleich das Vereinigte Königreich

England, Großbritannien und das Vereinigte Königreich. Diese drei Begriffe sind keine Synonyme, die denselben Ort beschreiben. Das Vereinigte Königreich, oder auch United Kingdom auf Englisch, ist ein Länderzusammenschluss aus England, Schottland, Wales und Nordirland. Großbritannien hingegen umfasst nur die Insel bestehend aus England, Schottland und Wales.

Weiterhin gibt es noch das Commonwealth of Nations. Dieser Zusammenschluss wurde 1931 geformt und besteht aus dem Vereinigten Königreich und ehemaligen britischen Kolonien. Zu den weiteren Mitgliedsstaaten gehören unter anderem Australien, Kanada und Indien. Irland war einer der Gründungsstaaten, verließ das Commonwealth aber 1949.

Römische Provinz und Kolonialgeschichte

Die ersten Aufzeichnungen über Großbritannien datieren über 2.000 Jahre zurück, und zwar in die Zeit als die Römer die Insel Britannia einnahmen. Circa 55 vor Christus hat Julius Caesar die ersten Expeditionen zur Insel angeordnet. Rund 400 Jahre war Britannia eine römische Provinz, bis die Truppen Anfang des fünften Jahrhunderts die Insel verlassen haben.

Ende des 16. Jahrhunderts begann Großbritannien, große Teile Amerikas, Europas, Afrikas und Asiens zu kolonialisieren. Zu den britischen Kolonien gehörten unter anderem Indien, Hongkong, Ägypten, Südafrika und Teile von Kanada und den heutigen USA. Australien wurde ab 1787 als Sträflingskolonie benutzt, britische Gefangene, Kriminelle und deren Familien wurden dorthin deportiert. Der letzte Sträflingstransport fand 1868 statt.

Britische Überseegebiete: Heutige Kolonien Großbritanniens

Viele der ehemaligen Kolonien erhielten im 20. Jahrhundert ihre politische Souveränität. Indien wurde erst 1947 und Hongkong 1997 unabhängig. Heute noch besitzt Großbritannien sogenannte Überseegebiete. 2002 trat mit dem British Overseas Territories Act 2002 ein britisches Gesetz in Kraft, das die restlichen Kolonien in Überseegebiete umbenennt und die Staaten unter die Souveränität Großbritanniens stellt. Bürger der Überseegebiete besitzen auch die britische Staatsbürgerschaft.

Royals und die Queen: Aufgaben und Pflichten der britischen Königsfamilie

Queen Elizabeth II. amtierte 70 Jahre lang als Königin. Sie bestieg 6. Februar 1952 den Thron. Ihre Nachfolge trat ihr Sohn, Charles III., 8. September 2022 an. Auch wenn die Royals für die Bevölkerung sehr wichtig sind, haben sie auf politischer Ebene wenig Einfluss. Das Parlament regiert das Vereinigte Königreich. Lediglich das Oberhaupt der Monarchie, also der König, besitzt Pflichten, die mit dem Amt daherkommen. Er repräsentiert auch Großbritannien im Ausland und empfängt Staatsgäste. 

NameElizabeth Alexandra Mary
Geburt21. April 1926
Thronbesteigung6. Februar 1952
Tod8. September 2022
Jahre auf dem Thron70 Jahre

Der König segnet vom Parlamant beschlossene Gesetze ab und setzt sie in Kraft. Mit dem sogenannten Royal Assent könnte der König die Zustimmung eines Gesetzentwurfs auch verweigern. Das letzte Mal wurde diese Option aber 1708 von Queen Anne genutzt. Weiterhin ist der König für die Einsetzung des Parlamentes zuständig, er muss dieses jedes Jahr eröffnen und auflösen.

Das britische Parlament: Die Regierung von Großbritannien

Das Parlament des Vereinigten Königreichs ist das höchste und wichtigste Verfassungsorgan in Großbritannien und Nordirland. Es ist in seiner Bedeutung gleichzusetzen mit dem Bundestag in Deutschland. Das britische Parlament besteht aus drei Teilen, dem Unterhaus beziehungsweise House of Commons, dem Oberhaus beziehungsweise House of Lords und dem König, der formell eine souveräne Rolle innehat.

Das höchste politische Amt des Landes ist das des Premierministers, es entspricht in etwa dem des Bundeskanzlers in Deutschland. Der erste Premierminister Großbritanniens war Sir Robert Walpole, der das Amt von 1721 bis 1742 innehatte. Ein nennenswerter Premierminister in den vergangenen Jahren war unter anderem Boris Johnson. Er war der Bürgermeister Londons und ab 2019 Premierminister. Er setzte sich stark für den Brexit und damit den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union ein.

Im Juli 2022 legte Boris Johnson nach verstärkten Misstrauensbekundungen aus der konservativen Partei das Amt des Premierministers nieder. Seine Nachfolgerin wurde Liz Truss. Sie war von September bis Oktober 2022 die Premierministerin. Ihr Nachfolger wurde Rishi Sunak.

Die Kammern des Parlaments: Das Oberhaus und Unterhaus

Unterhaus und das Oberhaus bilden das britische Parlament. Die einflussreichere Kammer ist das Unterhaus, es besteht aus 650 Abgeordneten. Aus jedem Wahlkreis des Vereinigten Königreichs wird je ein Abgeordneter nach dem Mehrheitswahlrecht ins Unterhaus gewählt. Das Unterhaus wird auch House of Commons genannt und ist für den Staatshaushalt und Gesetzgebungen verantwortlich. 

Das Oberhaus ist die zweite Kammer und wird auch House of Lords genannt. Die Mitglieder ergeben sich aus den geistlichen Lords und den weltlichen Lords. Die weltlichen Lords unterteilen sich wiederum in den Erbadel und Adelige auf Lebenszeit. Sie bilden mit 780 Mitgliedern die Mehrheit im Parlament.

Der Brexit kommt: Goodbye UK

Seit Januar 2020 ist das Vereinigte Königreich kein Teil der Europäischen Union mehr. Das erste Mal formuliert wurden diese Pläne 2013 von David Cameron, dem damaligen Premierminister. Er wollte damit die Rolle des Vereinigten Königreichs in der EU neu verhandeln. Fahrt nahm der Brexit erst 2016 auf. Fast vier Jahre dauerte es bis zur Umsetzung des Brexit. Das EU-Austrittsverfahren begann 2016, als die Wähler in einem Referendum mit 51,9 Prozent für den Austritt aus der Europäischen Union stimmten. 

Brexit
Großbritannien und die EU gehen seit drei Jahren getrennte Wege. (Symbolbild) © Stefan Rousseau/PA Wire/dpa

Bevor es jedoch zum EU-Austritt kam, kündigte David Cameron im Juni 2016 seinen Rücktritt an. Seine Nachfolgerin wurde die damalige Innenministerin Theresa May. Sie kündigte an, dem Bürgerentscheid über den EU-Austritt zu folgen, auch wenn es zu dem Zeitpunkt noch keine Strategie oder konkrete Pläne gab. Erst im Juni 2017 einigten sich die EU und das Vereinigte Königreich auf einen Austrittsvertrag. Nach mehreren Neuwahlen, Verschiebungen und Fristverlängerungen verließ das Vereinigte Königreich am 31. Januar 2020 die Europäische Union.

Premier League: Die Heimat von Manchester City, Liverpool und mehr Top-Klubs

Das Vereinigte Königreich beheimatet mit der Premier League eine der beliebtesten und größten Fußballligen der Welt. Zu den Vereinen zählen unter anderem Manchester City, Liverpool FC, Arsenal FC, Manchester United, Chelsea FC und Tottenham Hotspur. Diese Vereine sollten 2021 auch an der Super League mit anderen internationalen Top-Teams teilnehmen. Jedoch wurden die Pläne sehr schnell wieder verworfen.

Manchester City
Manchester City ist einer der bekanntesten Fußballvereine aus Großbritannien. (Archivbild) © Lindsey Parnaby/dpa

London, Edinburgh und mehr: Was ist bei einer Reise nach Großbritannien zu beachten?

Seit dem 1. Oktober 2021 gibt es neue Regelungen, was die Einreise nach Großbritannien betrifft. Der Personalausweis wird für EU-Bürger nicht mehr als gültiges Reisedokument anerkannt. Deswegen ist ein Reisepass nötig. Wenn der Aufenthalt weniger als sechs Monate dauert, ist kein Visum nötig. Studenten müssen aber ein Studentenvisum beantragen. Ein Au-Pair-Aufenthalt ist nicht mehr möglich und Praktika nur noch unter sehr eingeschränkten Bedingungen. 

Hinsichtlich der Sicherheit von Touristen rät das Auswärtige Amt zur Vorsicht. Taschendiebstählen und andere Delikten können vorkommen. Weiterhin gilt für die „Marching Season“ in Nordirland, die von Mitte Juni bis Mitte August andauert, eine Warnung. Hier kommt es laut dem Auswärtigen Amt sehr schnell zu gewaltsamen Auseinandersetzungen.

Auch interessant

Kommentare