1. Startseite
  2. Politik

Iran-Proteste: Musiker Saman Yasin wegen „Krieg gegen Gott“ zum Tode verurteilt

Erstellt:

Von: Alexander Eser-Ruperti

Kommentare

Seine Lieder zeugen vom Widerstand gegen Unterdrückung und Ausbeutung: Saman Yasin. Wegen seines Protests hat das Iran-Regime ihn offenbar zum Tode verurteilt.

Teheran – Das Regime im Iran reagiert mit kaum vorstellbarer Gewalt und Repression auf die anhaltenden Proteste im Land. Einer derjenigen, die sich schon seit längerem gegen Ungerechtigkeit, Ausbeutung und soziale Missstände stark machen, ist der kurdische Musiker Saman Yasin (Seydi) aus Kermanshah.

Wie die Menschenrechtsorganisation Hengaw berichtet, wurde auch er, der die Proteste unterstützte, wegen „Moharebeh“, also „Krieg gegen Gott“, vor Gericht gestellt – und zum Tode verurteilt. Die Gewalt durch das Regime eskaliert weiter.

Iran-Proteste aktuell: Musiker Saman Yasin (Seydi) wegen „Krieg gegen Gott“ verurteilt

Dem kurdischen Musiker Saman Seydi, bekannt als Saman Yasin, droht im Iran laut Angaben der Menschenrechtsorganisation Hengaw die Ermordung durch das Regime. Der Künstler hatte die aktuellen Iran-Proteste unterstützt und sich bereits zuvor gegen Missstände im Land stark gemacht. Der 27-Jährige war im Zuge der aktuellen Ereignisse Anfang Oktober festgenommen worden.

Angaben über den genauen Hergang seiner Festnahme variieren. Klar ist: Nur wenige Wochen später, am 29. Oktober 2022, erhob die iranische Justiz Anklage wegen „Moharebeh“. Eine Verurteilung in diesem Punkt führt nicht selten zum Tod, so auch in diesem Fall: In einem Verfahren soll der Sänger jetzt zum Tod verurteilt worden sein.

IMG_57872_311022_4c
Auch an diesem Wochenende gibt es in Berlin und Hamburg wieder Demonstrationen zur Situation im Iran. (Archivbild) © Rüdiger Schäfer

Frei übersetzen lässt sich der Vorwurf „Moharebeh“ mit „Krieg gegen Gott“, was eines der schwersten Verbrechen in der islamischen Staatsordnung darstellt. Berichten der Menschenrechtsorganisation Hengaw zufolge war der Musiker während seiner Haft sowohl psychisch als auch physisch schwerer Folter ausgesetzt. Der Sänger ist unter anderem bekannt für seine Protest-Lieder auf kurdisch – ebenso wie er war auch die getötete Mahsa (Zhina) Amini Kurdin Ihr Tod nach der Verhaftung durch die Sittenpolizei war Ausgangspunkt der nach wie vor anhaltenden landesweiten Proteste.

Iran-Proteste: „Krieg gegen Gott“ offenbar immer wieder Vorwurf gegen Regimegegner

Der Vorwurf des „Kriegs gegen Gott“ ist ein Konstrukt, mit dem offenbar schon früher gegen Regimegegnerinnen und Regimegegner vorgegangen wurde. Tara Sepehri Far von Human Rights Watch in New York hatte der Kreiszeitung zum Vorwurf des „Kriegs gegen Gott“ kürzlich erklärt: „Das ist kein Einzelfall. Die Behörden haben diese Anklage auch schon bei früheren Protesten gegen Personen erhoben, die verhaftet wurden. Es handelt sich dabei um eine vage definierte Anklage, die zu Todesstrafen führen kann, und die Gerichtsverfahren sind notorisch unfair.“

Auch der Musiker Saman Yasin könnte auf Grundlage dieses konstruierten Vorwurfs im Zuge der aktuellen Iran-Proteste durch das Regime hingerichtet werden.

Iran News: Immer wieder Berichte über Folter in überfüllten Haftanstalten

Der Fall von Saman Yasin gehört zu den vielen schockierenden Iran-News dieser Tage. Er steht beispielhaft für viele der Inhaftierten Regimegegnerinnen und Gegner in iranischen Haftanstalten. Auch die Berichte über massive psychische und physische Folter an dem 27-Jährigen scheinen keine Ausnahme zu sein. Tara Sepehri Far hatte der Kreiszeitung hierzu erklärt: „Derzeit befindet sich die Mehrheit der Inhaftierten in Untersuchungshaft. Soweit wir wissen, werden vor allem Demonstranten in überfüllten Haftanstalten festgehalten und ihres Rechts auf ein ordentliches Verfahren beraubt. Uns liegen auch Berichte vor, wonach einige der Inhaftierten gefoltert wurden.“

Mit unserem Newsletter verpassen Sie nichts mehr aus ihrer Umgebung, Deutschland und der Welt – jetzt kostenlos anmelden!

Ein weiterer bekannter Musiker aus dem Iran wurde kürzlich ebenfalls festgenommen: Toomaj Salehi. Auch er gehört zu den tausenden Iranerinnen und Iranern, die derzeit in Haftanstalten um ihr Leben fürchten. Toomaj Salehi hatte sich schon früher gegen Machtmissbrauch und Korruption im Iran stark gemacht. Unter anderem in Hamburg und Berlin gibt es am Freitag, 4. November 2022, beziehungsweise tags darauf am Samstag, 5. November 2022, erneut Demonstrationen zu den aktuellen Ereignissen.

Auch interessant

Kommentare