Förder-Stopp von Gasheizungen: Sind Wärmepumpen die Zukunft?

Wegen der Angst vor einem Gasnotstand in Deutschland wird der Einbau neuer Gasheizungen nicht mehr gefördert. Aber sind Wärmepumpen die beste Alternative?
Berlin – Aufgrund des Ukraine-Kriegs schießen die Gaskosten in Deutschland bereits seit Monaten enorm in die Höhe. Infolge der reduzierten Gaslieferungen aus Russland besteht zudem die Sorge vor einem Gasnotstand, der Heizungen im Winter kalt bleiben lässt. Deswegen hat die Regierung Mitte August die Förderung von neuen Gasheizungen gestoppt. Diese Entwicklungen spiegeln sich schon jetzt deutlich im Absatz der Heizungsanlagen wider – und begünstigen einen Aufschwung der klimafreundlicheren Wärmepumpe. Doch ist das wirklich die Zukunft?
Gaskrise in Deutschland begünstigt das Ende von Gasheizungen – Regierung stoppt die Förderung
Gasheizungen scheinen in Deutschland vor dem Aus zu stehen. Das hat mehrere Hintergründe: Zum einen endete am 15. August 2022 die staatliche Förderung vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) für neue Gasheizungen. Der Preis für eine neue Gasheizung muss deswegen jetzt gänzlich aus eigener Tasche gezahlt werden. Zum anderen gucken sich Verbraucher auch schlicht aus Kostengründen nach Alternativen für ihre Gasheizungen um – schließlich nehmen die Heizkosten für Gasheizungen derzeit astronomische Ausmaße an.
Während Gaskrise in Deutschland: Wärmepumpen boomen – Absatz von Gasheizungen schwindet sichtlich
Diese Entwicklungen zeigen sich schon jetzt im schwindenden Absatz von Gasheizungen – und begünstigen zudem den Boom von Wärmepumpen – dies kann unter anderem zuletzt mit der Gaskrise in Deutschland zusammenhängen. Zahlen des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) zufolge haben Heizungsbauer im ersten Halbjahr 2022 etwa 25 Prozent mehr Wärmepumpen ausgeliefert als im Vorjahreszeitraum, berichtet das Handelsblatt. Der Absatz von Gasheizungen brach derweil Berechnungen der Tageszeitung nach im zweiten Quartal um zehn Prozent ein.
Die Absatzzahlen spiegeln dabei Kaufentscheidungen wider, die bereits einige Monate zurückliegen. Offenbar ist laut dem Handelsblatt aus der Branche zu hören, dass sich dieser Trend seit dem Ukraine-Krieg noch einmal deutlich verschärft hat. Ist die Wärmepumpe also die Wärmeversorgungsoption der Zukunft?
Wärmepumpen in Deutschland: „Technik funktioniert nicht wie gewünscht“ – Verbraucher sind teils überfordert
Das scheint derzeit noch eine gewagte These zu sein, denn auch wenn der Absatz von Wärmepumpen deutlich steigt, so mehren sich auch die Beschwerden zu der klimafreundlichen Alternative. „Wir sehen leider, dass die Technik nicht so funktioniert wie gewünscht“, erklärt Anwalt Werner Dorß, bei dem sich laut dem Spiegel die Fälle unzufriedener Wärmepumpen-Nutzer stapeln. Dem selbsternannten „Wärmepumpendoktor“ Frank-Rolf Roth zufolge würden 98 Prozent der installierten Geräte „ineffizient arbeiten“, da die Systeme offenbar häufig fehl geplant werden, berichtet er dem Spiegel. Oder die Verbraucher seien schlicht mit den Geräten überfordert, auch wenn diese einwandfrei funktionieren würden.
Ein weiteres Problem von Wärmepumpen: Die Geräte fressen besonders im Winter extrem viel Energie – und Strom scheint derzeit genau wie Gas zur Mangelware zu werden. „Durch den Wärmepumpen-Ausbau könnte das Stromnetz massiv überfordert werden“, befürchtet Anwalt Dorß. Deswegen warnen Energieexperten laut dem Spiegel schon lange davor, für die Zukunft allein auf Wärmepumpen zu setzen.
Wärmepumpen sind „nicht das Allheilmittel“ in der Gaskrise in Deutschland – und nicht ausreichend verfügbar
Konrad Stockmeier, Abgeordneter der FDP und Mitglied des Ausschusses für Klimaschutz und Energie, sieht das ähnlich und teilte Kreiszeitung.de von IPPEN.MEDIA auf Anfrage mit: „Die Wärmepumpe ist insbesondere im Neubau eine tragende Säule der Wärmewende. In Bestandsgebäuden liegen die für einen wirtschaftlichen Betrieb der Wärmepumpe benötigten baulichen Voraussetzungen hingegen oft nicht vor“, erklärt Stockmeier und fügt hinzu: „Die Wärmewende wird nur mit einem umfassenden Mix aller zur Verfügung stehenden Heizsysteme – Wärmepumpe, Fernwärme, Wasserstoff und Biomethan, Solarthermie, Holzpellets und Geothermie – gelingen.“
Auch der CDU-Abgeordneten Anne König zufolge sei die Wärmepumpe zwar ein Instrument, um mehr Klimaschutz und Energieeffizienz in Gebäuden zu erreichen – doch wendet auch sie auf Anfrage der Kreiszeitung ein: „Wärmepumpen sowie Fern- und Nahwärmesysteme sind relevante Versorgungslösungen, aber nicht das Allheilmittel. Und vor allem sind sie kurzfristig nicht ausreichend verfügbar.“ König ist Mitglied im Ausschuss für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen sowie im Ausschuss für Klimaschutz und Energie.
Beim Einbau von Wärmepumpen hapert es – und sie sind doppelt so teuer wie Gasheizungen
Ihr zufolge sei der Einbau von Wärmepumpen aufgrund von massiven Lieferengpässen und einem großen Fachkräftemangel problematisch. Momentan warte man Monate auf einen Handwerkertermin, so die CDU-Abgeordnete. „Um voranzukommen, muss die Ampel hier wirksame Maßnahmen ergreifen.“
Timon Gremmels, Diplom-Politologe und Abgeordneter der SPD-Fraktion, sieht ebenfalls die Regierung in der Verantwortung, Wärmepumpen attraktiver zu gestalten – insbesondere in Bezug auf die Kosten: „Wärmepumpen sind, neben der Nutzung von Nah- und Fernwärme, eine wichtige Alternative. Noch sind diese Heizsysteme aber deutlich teurer. Hier können Förderprogramme helfen, diese durch höhere Stückzahlen perspektivisch preiswerter zu machen“, sagte Gremmels der Kreiszeitung. Tatsächlich können Wärmepumpen doppelt so viel kosten wie eine neue Gasheizung.
Gasheizungen vs. Wärmepumpen: Was spricht dafür – was dagegen?
Alles in allem lässt sich zusammenfassen, dass Wärmepumpen in der Theorie eine klimafreundliche Alternative zu klassischen Gasheizungen darstellen, es in der Praxis aber noch an einigen Ecken und Enden hapert. Das sollte mit Blick auf die Gaskrise und die Abhängigkeit von Russland schleunigst ausgebessert werden. Außerdem sollten nicht alle gasbetriebenen Heizungen über einen Kamm geschert werden, denn: „Fakt ist, dass in mindestens zwei Dritteln des heutigen Gebäudebestandes nicht einfach Wärmepumpen eingebaut werden können. Das muss bei der Gestaltung der Maßnahmen stärker berücksichtigt werden, um den Gasverbrauch zu senken“, so Anne König.
Somit sollten auch Optionen wie Heizungen, die ganz oder teilweise mit erneuerbaren oder dekarbonisierten Gasen betrieben werden, bei etwaigen neuen Förderungen nicht gänzlich vernachlässigt werden.