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Falsches Timing, falsches Wording – Annalena Baerbock verbockt es

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Von: Leonie Zimmermann

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Annalena Baerbock benutzt in einem Interview das „N-Wort“ – und bestimmt damit die Schlagzeilen. Die Grünen-Kandidatin versperrt sich Weg ins Kanzleramt. Ein Kommentar.

Berlin – Timing ist offensichtlich nicht die größte Stärke von Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock. Kaum dreht sich der öffentliche Diskurs durch das Hochwasser mal um den Klimaschutz – das Kernthema der Grünen – kommt sie mit dem nächsten Fauxpas um die Ecke: Bei einem Interview mit dem Zentralrat der Juden hat sie das „N-Wort“ benutzt. 

Name:Annalena Baerbock
Partei:Bündnis 90/Die Grünen
Position:Kanzlerkandidatin und Parteichefin
Geburtstag:15. Dezember 1980

Statt mit Inhalten zu überzeugen, redet Baerbock sich jetzt wieder einmal um Kopf und Kragen. Damit hat die 40-Jährige womöglich die letzte Chance vor der Bundestagswahl im September verpasst, ihrer Partei wieder einen Höhenflug zu verschaffen. Oder anders gesagt: Baerbock hat es ziemlich verbockt.

Während Gegenspieler Armin Laschet (CDU) sich mal wieder mit vagen Aussagen und einer beherzten „Weiter so“-Einstellung durch sein ZDF-Sommerinterview schmuggelte, ging es nämlich vor allem in den Sozialen Medien hauptsächlich um Baerbock. 

Baerbock zeigt Kompetenz – und sinkt trotzdem in Umfragen

Ein wirklich naiver Ausrutscher, könnte man meinen. Nicht mehr, und nicht weniger. Aber es ist eben nur die Spitze des Fauxpas-Berges im wackeligen Wahlkampf der 40-Jährigen. Da gab es die Lücken in ihrem Lebenslauf, verschwiegene Sonderzahlungen oder die Plagiatsvorwürfe für ihr Buch. Baerbocks Wahlkampf ist gespickt von Fettnäpfchen. Und die scheinen bei ihr in der öffentlichen Wahrnehmung deutlich schwerer zu wiegen, als bei ihren Kollegen. 

Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock auf Wahlkampf-Tour.
Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock. © Christophe Gateau/picture alliance/dpa

Denn obwohl sich Baerbock bei der Hochwasser-Katastrophe vorbildlich verhalten und mit konkreten Lösungsvorschlägen geglänzt hat, sinkt die Zustimmung für sie als Bundeskanzlerin. Die jüngsten Umfragen zeigen, dass sie bei einer Direktwahl deutlich hinter ihren beiden Gegnern landen würde

Sieger wäre dann übrigens CDU-Kandidat Armin Laschet, der sich wohl bemerkt mitten im Krisengebiet zwischen Trümmern und TV-Kameras herzhaft amüsierte. Und das ist keine Ausnahme: Laschet mogelt sich in gewohnter Manier und ohne klare Positionierung so durch den Wahlkampf. Normalerweise wäre das für die Grünen eine perfekte Möglichkeit, mit einem gut durchdachten Wahlkampf und konstruktiven Zukunftsideen Wähler für sich zu gewinnen. 

Baerbock reagiert emotional statt rational auf Kritiker

Zumindest in der Theorie. Denn in der Praxis schafft es Baerbock kaum, eine Woche ohne den Tritt in ein Fettnäpfchen zu überstehen. Deshalb geht es in den Medien auch mehr um persönliche Versäumnisse, als um klimafreundliche Ideen für Deutschland. Dabei sollte Baerbock doch, wenn sie schon Schlagzeilen macht, dieses extrem wichtige Thema adressieren, wann immer es geht.

Stattdessen ist sie vielmehr damit beschäftigt, sich ihren Kritikern auszuliefern. Auf jede Kritik folgt eine Reaktion, oft eher emotional als rational. Und das geht eben auch mal nach hinten los. Die Grünen-Kandidatin befindet sich seit ihrem Wahlantritt im Kreuzfeuer – und manchmal geht dabei auch die professionelle Maskerade verloren. Aber eine Sache darf man dabei nicht vergessen: In Baerbock steckt eben auch Annalena. Eine 40-jährige Mutter und Ehefrau. Eben ein ganz normaler Mensch. Und der darf auch mal Fehler machen.

Grünen-Kandidatin Baerbock bietet jede Menge Angriffsfläche

Ein Blick auf Social Media zeigt, dass das scheinbar viele Menschen vergessen. Baerbock bietet genug Angriffsfläche; vor allem jene Teile der Gesellschaft, die gerne an alten Strukturen festhalten. Außerdem steht Baerbock für eine recht strikte Klimapolitik, die vor allem für Autofahrer und Vielreisende mitunter Einschränkungen bedeutet. Vielleicht sind es genau diese Punkte, die dafür sorgen, dass die Fehler der Grünen-Kanzlerkandidatin so große Wellen schlagen, während die Fehltritte ihrer männlichen Kollegen schnell unter den Tisch gekehrt werden. 

Zugegeben, einige Kritikpunkte der vergangenen Wochen sind durchaus berechtigt. Mit der Plagiats-Affäre und ihrem unglücklichen Versprecher hat sich Baerbock alles andere als einen Gefallen getan. Der Traum vom Kanzleramt ist für Baerbock wahrscheinlich schon jetzt ausgeträumt. Aber hätte es Robert Habeck genauso hart getroffen, wenn er eine ähnliche Fettnäpfchen-Parade durchlaufen hätte? Wohl nicht – aber das werden wir wohl frühestens bei der nächsten Bundestagswahl erfahren. * kreiszeitung.de und 24hamburg.de sind ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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