Experten warnen: 1,5-Grad-Schwelle könnte bis 2026 überschritten werden
Erderwärmung schreitet weiter voran, für die nächsten Jahre werden schlechte Prognosen aufgestellt: Die globale Erwärmung könnte erstmals über 1,5 Grad liegen.
Genf – Die Weltwetterorganisation (WMO) rechnet bis zum Jahr 2026 mit einem neuen globalen Temperatur-Rekord. Die weltweite Durchschnittstemperatur eines Jahres könne demzufolge zwischen 2022 und 2026 erstmals bei mehr als 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau liegen. Die Wahrscheinlichkeit dafür beträgt den Genfer Wetterexperten zufolge fast 50 Prozent. Im Jahr 2015 galt es noch als praktisch ausgeschlossen, dass die 1,5 Grad-Marke innerhalb von fünf Jahren überschritten wird.
Sonderorganisation der Vereinten Nationen: | Weltorganisation für Meteorologie (WMO) |
Hauptstandort: | Genf, Schweiz |
Gegründet: | 23. März 1950 |
Ziele: | Förderung der weltweiten Zusammenarbeit bei der Einrichtung von Stationsnetzen für meteorologische Beobachtungen, die Unterstützung bei der Errichtung und dem Betrieb von zentralen meteorologischen Dienstleistungseinrichtungen |
WMO warnt vor Erderwärmung: 1,5-Grad-Schwelle könnte bis 2026 erstmals überschritten werden
Vor sieben Jahren einigte sich die Weltgemeinschaft beim bekannten Pariser Klimaabkommen, dass die Erwärmung auf der Erde auf deutlich unter zwei Grad und möglichst unter 1,5 Grad gehalten werden sollte. Doch momentan geht der Trend in die falsche Richtung. Im Schnitt rechnen Wetterexperten in den kommenden Jahren mit weiter steigenden Temperaturen. Aktivisten klagen aus dem Grund gegen das lasche Klimaschutzgesetz mit der Aussage: „Wir haben Angst um unsere Zukunft.“
Bis zum Jahr 2026 könnte die globale Durchschnittstemperatur die 1,5-Grad-Schwelle eines Jahres erstmals überschreiten. Das heißt laut WMO zwar nicht, dass diese gefürchtete Marke dauerhaft geknackt wird, in den Folgejahren könne den Experten zufolge, der Wert auch wieder niedriger liegen – doch: „Diese Untersuchung zeigt mit wissenschaftlicher Kompetenz auf hohem Niveau, dass das zeitweilige Erreichen des niedrigeren Ziels des Pariser Klimaabkommens messbar näher rückt“, so der WMO-Generalsekretär Petteri Taalas laut dpa.
Neuer Hitzerekord droht: Bis 2026 könnte 1,5-Grad-Ziel global überschritten werden
Diese wenig erfreulichen Nachrichten treffen genau zwischen der vergangenen Weltklimakonferenz in Glasgow und dem nächsten Klimatreffen in Ägypten im November 2022 ein. Dazu werden im Badeort Scharm el-Scheich rund 30 000 Teilnehmer erwartet, darunter auch 120 Staats- und Regierungschefs. Nun zur Halbzeit wird aber bereits eine ernüchternde Bilanz gezogen:
Das weltweit heißeste Jahr wurde bislang 2016 gemessen, damals lag die globale Durchschnittstemperatur bei etwa 1,2 Grad über dem vorindustriellen Niveau. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Rekord bis 2026 gebrochen wird, liegt laut WMO bei 93 Prozent. Genauso wahrscheinlich sei es, dass die durchschnittliche Temperatur über den Fünf-Jahres-Zeitraum 2022 bis 2026 höher liege als in den fünf Jahren davor, berichtet dpa. Die Berechnungen für diese Prognosen hat die britische Meteorologiebehörde für die WMO vorgenommen.

1,5 Grad-Ziel könnte bis 2026 geknackt werden: Wetterexperten der WMO warnen vor weltweiter Erderwärmung – mit schädlichen Folgen
Die berüchtigte 1,5 Grad-Marke kommt dabei nicht von ungefähr: Taalas zufolge markiere sie „den Punkt, an dem Klimafolgen zunehmend schädlich für Menschen und für den ganzen Planeten werden“, berichtet tagesschau.de. Die Folgen von weiterhin hohem Treibhausgas-Ausstoß seien wärmere und saurere Weltmeere, eine Schmelze von Meereis und Gletschern, steigende Meeresspiegel und extremere Wetterlagen.
Im Jahr 2021 lag die globale Durchschnittstemperatur dem bisherigen Klimabericht der WMO zufolge bei 1,1 Grad über dem vorindustriellen Niveau. Doch dieser Wert soll in Zukunft weiter steigen: In diesem und den kommenden vier Jahren soll er zwischen 1,1 und 1,7 Grad liegen. Um der Erderwärmung entgegenzutreten, fordert eine Umweltschützerin nun sogar, dass Reiche nur noch maximal zwei Kinder bekommen sollten – da der Lebensstil Wohlhabender ein Klimakiller sei.
Die Auswirkungen der Erderwärmung werden sich in unterschiedlichem Ausmaß zeigen: In diesem Jahr rechnen Meteorologen damit, dass es in Südwesteuropa und im Südwesten Nordamerikas trockener sein wird als im Durchschnitt der Jahre 1991 bis 2020. In Nordeuropa, der Sahel-Zone, Nordostbrasilien und Australien hingegen soll es wohl feuchter werden. Da Deutschland seine Klimaziele verfehlt, werden auch aus der Politik Forderungen laut: Der Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Robert Habeck, drängt auf die Solardachpflicht auf allen Wohnhäusern. (Mit Material der dpa)