„In flagranti erwischt“: Die Frau mit den vollen Geldtaschen – wer ist Eva Kaili?
Verdacht auf Bestechung und Geldwäsche: Brüssel versinkt im Korruptionsskandal. Im Zentrum: EU-Vize Eva Kaili und ihr Lebensgefährte. Wer sind die beiden?
Brüssel – Wut, Enttäuschung und Entsetzen: Wenige Tage nach Bekanntwerden der Korruption innerhalb des Europaparlaments regiert in Brüssel und in den anderen europäischen Hauptstädten noch die Fassungslosigkeit. „So was, das haben wir lange nicht erlebt“, sagte die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und forderte eine lückenlose Aufklärung des Skandals, der die Europäische Union (EU) in ihren Grundfesten erschüttert und in dessen Zentrum die Vizepräsidentin Eva Kaili steht.
Die Politikerin aus Griechenland galt einst als Hoffnungsträgerin und sitzt jetzt zusammen mit ihrem Lebensgefährten wegen des Verdachts auf Bestechung und Korruption in Untersuchungshaft. Doch wer ist die Frau? Ein Blick auf ihren steilen Aufstieg – und den tiefen Fall.
Vizepräsidentin des Europaparlaments: | Eva Kaili |
Alter: | 44 Jahre |
Lebensgefährte/Partner | Francesco Giorgi |
Kinder: | eine Tochter |
Korruption im Europaparlament: Festnahme von Eva Kaili in Brüssel – wer ist die Vizeparlamentspräsidentin?
Eva Kaili war erst seit Januar 2022 als eine von 14 Stellvertretern in das Präsidium des Europaparlaments gewählt worden. Bis dato war sie vor allem in ihrer Heimat Griechenland ein bekanntes Gesicht. Mit ihrer Verhaftung am Freitag, 9. Dezember 2022, in Brüssel hat sich das schlagartig geändert. Von einem auf den anderen Tag ist die Frau und Mutter in der ganzen (EU) bekannt.

Eva Kaili privat: EU-Abgeordnete und Mutter einer Tochter sitzt mit Lebensgefährten und Partner in Untersuchungshaft
Im Zuge von Ermittlungen zu einer möglichen Einflussnahmen Katars auf Politiker waren die EU-Parlamentsvizepräsidentin Kaili und mehrere Parlamentsmitarbeiter festgenommen worden, darunter auch ihr italienischer Lebensgefährte und Partner Francesco Giorgi, mit dem die 44-Jährige eine zweijährige Tochter hat. Beide sind seit fünf Jahren liiert und sitzen jetzt mit zwei weiteren Beschuldigten in Untersuchungshaft. Gegen eine weitere Person wird ebenfalls ermittelt.
Kaili steht laut den Ermittlungsbehörden unter Verdacht, dass sie Geld kassiert hat, damit sie für das WM-Gastgeberland Einfluss auf politische Entscheidungen nimmt. So wird derzeit auf EU-Ebene in Erwägung gezogen, die Visa-Regeln für Staatsbürger von Katar zu erleichtern. Man habe Kaili „in flagranti“ erwischt und bei ihr mehrere Taschen voller Geld sichergestellt, hieß es seitens der Polizei.
Aufstieg und Fall von Eva Kaili: Griechin trat bereits im Alter von 20 Jahren in die Politik ein
Damit erlebt Eva Kaili in der Politik einen tiefen Fall. Bis zu ihrer Festnahme hatte ihr Karriereweg nur eine Richtung gekannt: nach oben. Erstmals war sie in ihrer griechischen Heimatstadt Thessaloniki in Erscheinung getreten, wo sie im Jahr 1998 im Alter von 20 Jahren für die sozialdemokratische Pasok-Partei in den Stadtrat eingezogen war.
Es folgte ein Bilderbuchaufstieg: Auf ihr Architekturstudium sattelte sie noch den Studiengang der internationalen und europäischen Beziehungen obendrauf und absolvierte ein Volontariat. Ab 2004 moderierte sie für den Sender Mega die täglichen Nachrichten – und wurde landesweit bekannt. 2009 kam dann der Wechsel ins griechische Parlament. 2014 ging es nach Brüssel. In ihrer Partei habe sie stets als Querkopf gegolten, berichtete jetzt der Nachrichtensender n-tv über die junge Frau.
Nach Bekanntwerden der Festnahme reagierte die Pasok umgehend und leitete ein Parteiausschlussverfahren ein. Von ihrem Posten als EU-Vizeparlamentspräsidentin wurde sie suspendiert. Und in Griechenland wurde sämtliches Vermögen eingefroren.
Vermögen eingefroren und entmachtet: SPD in Deutschland ist mit Vorgehen gegen Kaili zufrieden
In Deutschland wurde das Vorgehen gegen Kaili mit Genugtuung zur Kenntnis genommen. Es sei gut, dass die EU-Abgeordnete so schnell entmachtet worden sei, sagte SPD-Chef Lars Klingbeil. Ihr Verhalten und das anderer Beschuldigter sei „in keinster Weise akzeptabel, das ist nicht erklärbar, nicht duldbar“, betonte Klingbeil. „Diese Personen vertreten keine sozialdemokratischen Werte, die müssen raus aus unserer Partei. Da bin ich froh, dass so schnell gehandelt wurde.“
Mit unserem Newsletter verpassen Sie nichts mehr aus ihrer Umgebung, Deutschland und der Welt – jetzt kostenlos anmelden!
Dennoch warnte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auch vor Vorverurteilungen. Die Berichte seien beim Regierungschef auf Entsetzen gestoßen, sagte ein Regierungssprecher. Dennoch müsse man erst einmal die weiteren Ermittlungen und Entwicklungen abwarten. Sollten sich die Berichte bestätigen, sei das „ein sehr ernster Vorgang, der allerdings dann auch auf Ebene des Europaparlaments zu diskutieren ist und nicht von einzelnen Nationalstaaten“, hieß es.