Energiepauschale von 300 Euro: Wer profitiert? Wohl nur die Falschen
Das Entlastungspaket 2022 bringt auch die Energiepauschale in Höhe von 300 Euro. Inzwischen ist auch klar, wer von der Energiepreispauschale profitiert.
Berlin – Es wurde als Hilfe für „die Mitte der Gesellschaft“ angekündigt – das Entlastungspaket 2022 soll angesichts des Ukraine-Kriegs den Bürgern in Deutschland zugutekommen und starke Preissteigerungen auf dem Energiemarkt abfangen. So weit die Theorie. Zwar sprach Grünen-Chefin Ricarda Lang kürzlich noch von einem Paket „für die Breite der Gesellschaft“, allerdings wird immer mehr klar, dass nicht alle Bürger gleichermaßen von den geplanten Maßnahmen der Bundesregierung von Olaf Scholz (SPD) profitieren werden.
Entlastungspaket 2022: Wer profitiert von der Energiepauschale in Höhe von 300 Euro
Während die Koalition aus SPD, Grüne und FDP mit Kosten in zweistelliger Milliardenhöhe plant, zeichnet sich ab, dass zumindest die Energiepauschale von 300 Euro nicht für alle Bürger vorgesehen ist. Zwar sollen etwa der Tankrabatt für Benzin und Diesel und das 9-Euro-Ticket für Bus und Bahn für jedem zur Verfügung stehen, allerdings sieht es bei der Energiepreispauschale von 300 Euro anders aus: Geplant ist, dass jeder einkommenspflichtige Erwerbstätige von der Energiepauschale profitieren soll. Berechtigt ist somit jeder, der in den Steuerklassen 1 bis 5 eingeordnet ist.

Rentner gehen damit in der Regel bei der Energiepauschale leer aus. Auch andere Personengruppen, die keine Einkommenssteuern zahlen, werden nicht profitieren. Dabei benötigen insbesondere private Haushalte in Deutschland, die über wenig Einkommen verfügen, am dringendsten Hilfe. Wie nun eine aktuelle DIW-Studie zeigt, sind Haushalte mit geringem Einkommen nämlich am stärksten von den steigenden Energiepreisen betroffen – und das selbst dann, wenn man die Hilfen durch das Entlastungspaket 2022 mit einbezieht.
Energiepauschale von 300 Euro – so profitieren Bürger in Deutschland von der Sonderzahlung
Der deutsche Energiemarkt ist in Aufruhr: Der Ukraine-Krieg von Wladimir Putin verschärfte die angespannte Situation auf dem deutschen Energiemarkt, der bereits Ende 2021 vielerorts zu Preisanstiegen und Insolvenzen bei Energielieferanten führte. Inzwischen klettern die Preise für Gas und Strom weiter in die Höhe – unter anderem auch durch die Ankündigung Deutschlands, vollständig aus dem russischen Gas-Geschäft aussteigen zu wollen. Die 300 Euro Energiepauschale, die auch steuerpflichtig ist, soll nun Abhilfe bringen – doch wie nun bekannt wurde, profitieren Bürger in Deutschland unterschiedlich von der Sonderzahlung.
Wie das DIW in einer Mitteilung schreibt, müssen alle privaten Haushalte in Deutschland mittelfristig im Durchschnitt 2,1 Prozent ihres Nettoeinkommens mehr für Energie ausgeben. Ohne staatliche Entlastungen durch die Energiepauschale in Höhe von 300 Euro wären es 3,4 Prozent. Währenddessen sieht das Entlastungspaket 2022 auch eine spezielle Entlastung für Familien in Form eines Kinderbonus vor. Zudem sollen alle Bürger mit einem 9-Euro-Ticket quer durch das Land fahren können.
Energiepauschale von 300 Euro: Wer profitiert – Arme besonders stark belastet
Da es sich bei diesem Wert um eine gemittelte Angabe handelt, sind insbesondere einkommensschwächere Haushalte deutlich stärker von den Preisanstiegen betroffen. Laut DIW müssen die Haushalte bis zu 6,7 Prozent des Nettoeinkommens mehr ausgeben. Das vernichtende Ergebnis der DIW-Wissenschaftler: Wer in Deutschland zu den Ärmsten zählt, leidet auch am stärksten unter den steigenden Energiepreisen. Zwar werde diese Gruppe anteilig auch mehr entlastet als die Reichen, allerdings kommt es dennoch zu großen Unterschieden.
„Die deutlich gestiegenen Energiepreise schlagen insbesondere bei ärmeren Haushalten erheblich zu Buche – ganz zu schweigen von den Preiserhöhungen bei weiteren Produkten wie Lebensmitteln“, sagt DIW-Ökonom Stefan Bach, der die Studie gemeinsam mit Jakob Knautz erstellt hat. Die Entlastungspakete der Bundesregierung würden Haushalten mit wenig Einkommen mittelfristig nur bedingt helfen, so Bach und adressiert einen klaren Handlungsbedarf für die Politik: „Künftige Maßnahmen sollten stärker auf die Geringverdienenden konzentriert werden“, sagte der Wissenschaftler.
Entlastungspaket 2022: Kritik an Energiepreispauschale aus Reihen der Union
„Angesichts der Belastungen für die öffentlichen Haushalte spricht einiges dafür, Besser- und Hochverdienende nicht zu entlasten und mittelfristig die Steuern auf sehr hohe Einkommen und Vermögen anzuheben“, fordert DIW-Wissenschaftler Bach. Kritik an der Ausformulierung der Energiepreispauschale und die damit verbundene Ungerechtigkeit bei der Verteilung äußerte auch die Unions-Fraktion im Bundestag und benennt erhebliche Probleme. Unter anderem sieht die finanzpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Antje Tillmann, die Gefahr, dass es auch zu einem Missbrauch bei der Verteilung kommen könnte.
Während ärmere Menschen in Deutschland eine deutliche Mehrbelastung durch die steigenden Energiepreise in Deutschland spüren werden, wird der Anstieg bei der finanziellen Belastung auf etwa zwei Prozent beziffert – allerdings stellt das DIW fest, dass die Belastung unter Berücksichtigung der Unterstützungen aus dem Entlastungspaket 2022 nur noch etwa 1,3 Prozent beträgt. Anteilig leiden also die Besserverdienenden deutlich weniger unter den derzeitigen Preisentwicklungen, als andere Bevölkerungsgruppen.
Entlastungspaket 2022: Empfänger von Hartz IV profitieren von gesondertem Zuschuss
Auch wenn die Verteilung bei den prozentualen Mehrkosten für Haushalte durch die steigenden Energiepreise in Deutschland ungerecht verteilt scheinen: Das Entlastungspaket 2022 der Bundesregierung beinhaltet durchaus Maßnahmen, die speziell für Einkommensschwache konzipiert sind. Für Empfänger von Hartz IV ist ein Zuschuss von 200 Euro vorgesehen, Empfänger von Wohngeld bekommen einen Zuschuss für die Heizkosten in Höhe von 270 Euro.
Dennoch wird eine große Bevölkerungsgruppe bei den geplanten Maßnahmen des Entlastungspakets 2022 schmerzlich vernachlässigt: Menschen, die knapp ihren Lebensunterhalt stellen können und nicht mit Hartz IV aufstocken oder Wohngeld beziehen. Sie treffen die gegenwärtige Inflation und die hohen Energiepreise besonders – und im Vergleich zu Menschen mit hohem Einkommen zeigt sich die Mehrbelastung am Monatsende viel deutlicher auf dem Konto.