Ende des Kriegs in der Ukraine: Russische Annexion könnte den Frieden verhindern

Die Welt hofft auf ein Ende des Ukraine-Kriegs. Doch die Scheinreferenden in der Ukraine könnte eine friedliche Lösung in weitere Ferne rücken. Eine Analyse.
Kiew – Durch Russlands Teilmobilmachung hat der Krieg in der Ukraine erneut an Brisanz gewonnen: Nachdem immer neue Anschuldigungen bezüglich Massengräbern und Folter durch russische Soldaten die Runde machen, scheint ein Ende des Kriegs in der Ukraine durch Wladimir Putins Aufruf zur Waffe in noch weitere Ferne zu rücken. Doch die 300.000 Reservisten, die die russischen Verluste an der Front ausgleichen sollen, sind nicht die einzigen Hindernisse für Frieden in der Ukraine. Der ukrainische Präsident Selenskyj hat klar gestellt: Eine Annexion ukrainischer Gebiete durch Russland macht Verhandlungen unmöglich.
Ende des Ukraine-Kriegs: Teilmobilmachung und Referenden könnten neue Dynamik in den Krieg bringen
Kurz nachdem Wladimir Putin in Russlands die Teilmobilmachung ausgerufen hat, laufen seit Freitag, dem 23. September, in den vier besetzten Gebieten Cherson, Donezk, Luhansk und Saporischschja Scheinreferenden über einen möglichen Anschluss an Russland. Noch bis zum Dienstag können Menschen in den Regionen an den Abstimmungen teilnehmen, die international als Bruch des Völkerrechts kritisiert werden. Erwartet wird, dass Putin die Gebiete schon am Freitag, 30. September 2022, in die Russische Föderation aufnehmen könnte.
Sollte dies geschehen, könnte ein Ende des Ukraine-Kriegs in weite Ferne rücken. Selenskyj hatte bereits in den ersten Kriegsmonaten davor gewarnt, dass eine mögliche Annexion ukrainischer Gebiete alle Chancen auf Friedensverhandlungen zunichtemachten würden. Das spiegelt sich auch in der Rhetorik an den vergangenen Tagen wider: Sowohl Russland als auch die Ukraine wetzen in ihren Ansprachen immer weiter die Säbel und westliche Experten befürchten umso mehr eine weitere Eskalation im Ukraine-Krieg.
Wann ist der Krieg in der Ukraine zu Ende? Selenskyj schließt Verhandlungen nach möglicher Annexion aus
Sollte eine friedliche Lösung des Ukraine-Kriegs nach einer möglichen Annexion der Gebiete Cherson, Donezk, Luhansk und Saporischschja durch Russland aus ukrainischer Sicht nicht mehr möglich sein, könnte der Konflikt zwischen Moskau und Kiew in den kommenden Monaten noch an Intensität zunehmen. Dass sich Wolodymyr Selenskyj auf ein entsprechendes Szenario einstellen könnte, zeigte jüngst seine Reaktion auf die Referenden. Der ukrainische Präsident erneuerte seine Forderung nach westlicher Unterstützung mit schweren Waffen.
„Wenn die USA in der Lage sind, ihre Führungsrolle unter Beweis zu stellen und die Panzer zu beschaffen, dann werden Deutschland und andere europäische Länder folgen“, sagte Selenskyj und ergänzte: „Ich denke, wenn wir von den USA Panzer bekommen, werden uns auch die europäischen Verbündeten helfen, die ukrainischen Städte mit Panzern zu räumen.“ Es erweckt den Eindruck, als würde Selenskyj nicht mit einem zeitnahem Ende des Ukraine-Kriegs rechnen.
Putin vor möglichem Einsatz von Atomwaffen: Eskalation könnte Ende des Ukraine-Kriegs ausbremsen
Auch der russische Aggressor im Kreml, Wladimir Putin, zeigte sich zuletzt zunehmend kampfbereit und schreckte auch nicht davor zurück, einen möglichen Einsatz von Atomwaffen für Drohungen gegen den Westen zu nutzen. Wie gefährlich eine Eskalation zum Atomkrieg 2022 in Europa wäre, lässt sich derzeit nur erahnen. Doch die Folgen wären nicht nur auf die Ukraine beschränkt: Freigesetzte Radioaktivität könnte den gesamten Kontinent beeinflussen und Auswirkung auf die Nahrungsversorgung ganzer Nationen haben.
Festzustellen ist: Sollte Russland immer weiter von einem Ende des Ukraine-Kriegs abrücken und eine verschärfte Eskalation wählen, wären die Auswirkungen global zu spüren. Sollte dies geschehen, könnte der Krieg in der Ukraine auch über seine Grenzen hinaus zu einem expandierenden Krieg anwachsen und am Ende würde es insbesondere einen Verlierer geben: die Ukraine.
Annexion durch Russland: Laut Selenskyj würde ein Ende des Kriegs in der Ukraine unwahrscheinlich werden
Ein mögliches Ende des Kriegs in der Ukraine könnte durch Selenskyjs Aussagen bezüglich der Scheinreferenden in der Ukraine unwahrscheinlich werden. Doch dabei gab es bereits in den ersten Kriegswochen erste Anzeichen, dass beide Seiten an einer Lösung des Konflikts interessiert waren. Russische und ukrainische Delegationen hatten Verhandlungen abgehalten, doch schon länger liegen diese Bestrebungen auf Eis. Russland forderte als Bedingung für Frieden zuletzt unter anderem die Anerkennung der bereits seit 2014 annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim als russisch.
Für die Ukraine waren diese Bedingungen nicht tragbar. Sollte Russland versuchen, durch die Referenden die Gebiete Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson in die Russische Föderation einzugliedern, ist davon auszugeben, dass ähnliche Forderungen aus dem Kreml zeitnahe Friedensverhandlungen unmöglich machen würden.
Niederlage Russlands: Sturz von Putin könnte Ende des Ukraine-Kriegs bringen
Abseits der Möglichkeit, dass Russland den Krieg in der Ukraine eskalieren lässt, könnte das Ende des Ukraine-Kriegs schlussendlich auch durch die Niederlage des Kremls eingeleitet werden. Seit Wochen mehren sich die Anzeichen, dass Wladimir Putin auch aus Verzweiflung handeln könnte: Insbesondere im Süden und Osten der Ukraine mussten die russischen Truppen erhebliche Niederlagen einstecken. Unterstützt durch den westlichen Nachschub gewinnen ukrainische Soldaten zunehmend an Schlagkraft und könnten am Ende dafür sorgen, dass die Ukraine den Krieg gegen Russland gewinnen könnte.
Zudem nimmt in Russland die Stimmungen gegen Putin zu: Ausgelöst durch die Teilmobilmachung tragen Menschen ihre Wut auf die Straßen und auch mehrere kremltreue Politiker werden zunehmend zu Oppositionellen. Der Kremlchef wirkt laut Experten geschwächter denn je und könnte in den kommenden Wochen auch den Anschluss zu seinen letzten Verbündeten verlieren. Sollte der russische Präsident militärisch trotz der Teilmobilmachung ausbluten und der interne Druck gar zu einem Sturz Putins führen, könnte das Ende des Ukraine-Kriegs auch durch Putins Niederlage ausgelöst werden.
Ukraine-Krieg: Gefahr vor Atomkrieg wächst – Referenden in der Ukraine könnten zu Eskalation führen
Alle möglichen Ausgänge des Ukraine-Kriegs könnten derweil gravierende Auswirkungen für die globale Gesellschaft haben, die über neue Migrationsbewegungen, Hungerkatastrophen bis hin zu einem ausgedehnten Atomkrieg reichen können. Bis es überhaupt so weit kommen könnte, dass Frieden in der Ukraine herrscht, scheint es noch ein weiter Weg zu sein: Während sich derzeit wegen der Referenden in Cherson, Donezk, Luhansk und Saporischschja eine weitere Eskalation des Kriegs ankündigen könnte, ist das Ende des Ukraine-Kriegs ungewiss.