Flop für die CDU in Hamburg: Ploß liefert Grafik zu E-Fuels – Spott folgt
Christoph Ploß ist Chef der Hamburger CDU. Nach einem Auftritt und anschließendem Tweet zum Thema E-Fuels muss er Kritik einstecken.
Berlin/Hamburg - Seit 2017 sitzt Christoph Ploß für die CDU im Deutschen Bundestag - und genau dort hat er kürzlich bei einer Rede für Irritationen gesorgt. In einer Debatte zum Thema „bezahlbare und klimafreundliche Mobilität“ sprach der Hamburger CDU-Chef über E-Fuels. Dabei sagte der 37-Jährige, seine Fraktion habe sich sehr darüber gefreut, dass E-Fuels künftig an Tankstellen hierzulande vertrieben werden könnten. In der Ampel-Regierung gibt es Planungen für einen entsprechenden Gesetzesentwurf.
Deutschland sei „eines der letzten Länder in der Europäischen Union, in denen das nicht möglich ist“, kritisierte Ploß in seiner Rede, und sparte nicht mit Kritik an den Regierungsparteien: „Wären Sie, liebe Ampel-Koalition, den Anträgen der CDU/CSU-Fraktion gefolgt, dann hätten wir das schon längst in Deutschland beschließen können.“

Nachfrage zu E-Fuels bringt Ploß aus dem Konzept
Im Anschluss daran stellt der Grünen-Abgeordnete Stefan Gelbhaar eine Nachfrage an Ploß. Er habe nur eine ganz kurze Frage, erklärt Gelbhaar. Dann will er wissen: „Können Sie mir sagen, in welchen Ländern denn tatsächlich E-Fuels getankt werden?“ Ploß zögert einen kurzen Moment, dann rät er Gelbhaar ausweichend zu einem Blick auf die europäischen Nachbarstaaten. Konkreter wird er nicht: „Jetzt fehlt mir die Redezeit, die alle aufzuführen. Aber ich schicke ihnen gern eine Grafik.“ Dann ergänzt er: „Sprechen Sie mit den Verbänden.“
Nach dem Auftritt des CDU-Politikers dauert es gut eine Woche, bis Ploß via Twitter tatsächlich eine Grafik nachliefert. Auf der Internetplattform hatte seine Rede zuvor für viel Aufmerksamkeit gesorgt. In dem Tweet schreibt der CDU-Politiker von einem „Servicetweet“ für Gelbhaar und die Grünen.
Ploß löst mit Grafik Versprechen nicht ein - Häme auf Twitter
Doch auf Twitter wird sofort Kritik an Ploß‘ Tweet laut. Der Grund: Wie in der Beschreibung zu lesen ist, zeigt die Übersicht, wo in der EU „heute bereits synthetische biogene KS (HVO) getankt werden können“. Bei HVO-Kraftstoffen handelt es sich aber nicht um E-Fuels. Anders als diese werden HVO-Kraftstoffe aus Pflanzen gewonnen.
Entsprechend lauten auch die Kommentare unter dem Tweet: „Sie haben im Bundestag als Sprecher der CDU/CSU einfach mal Unfug erzählt!“, schreibt ein User. Eine andere Userin wirft Ploß „zielgerichtete Falschinformation“ vor.
Ploß reagiert auf Kritik: „Schmutzkampagne der Grünen“
Der CDU-Politiker wandte sich gegenüber IPPEN.MEDIA explizit gegen diese und ähnliche Vorwürfe. „Es ist erschreckend, welche Schmutzkampagnen die Grünen und ihnen nahestehende Lobbyverbände lostreten, wenn ihre ideologischen Glaubenssätze bedroht sind – und dass auch einige Medienvertreter diese völlig unkritisch übernehmen“, erklärte Ploß. Seine Äußerungen seien keine „Behauptung“, sondern zutreffend, die Grafiken seien korrekt und entsprechend kommentiert.
In der Beschreibung zur Grafik stand unter anderem, dass derzeit weltweit E-Fuel-Fabriken im Industriemaßstab gebaut würden. Allerdings gebe es noch „keine Mengen u(nd) zudem gibt es in (der) EU noch keine passenden Zulassungskriterien“.
Mit seinem Tweet erweckte Ploß also den Eindruck, dass es in der fraglichen Passage der Bundestagsdebatte um E-Fuels gegangen wäre, sondern um klimaneutrale Kraftstoffe allgemein. Dabei hatte er Gelbhaar eigentlich eine Grafik mit der Auskunft versprochen, wo man derzeit in der EU E-Fuels tanken kann. Die von ihm selbst gepostete Grafik zeigt: Noch nirgendwo. (grmo)
Hinweis: Wir haben nach Veröffentlichung des Artikels ein Statement von Christoph Ploß ergänzt.