Wladimir Putins Hyperschallrakete Kinschal: So gefährlich ist die Waffe
Hyperschallraketen des Typs Kinschal soll Russland erstmals im Ukraine-Krieg eingesetzt haben. Putins neuartige Waffe bietet dabei großes Gefahrenpotenzial.
Moskau – Seit über drei Wochen tobt der Ukraine-Krieg und inzwischen ist klar, dass sich Wladimir Putin bei der Kampfkraft der Ukrainer verkalkuliert hat. Angetrieben von ihrem Präsidenten Wolodymyr Selenskyj leisten sie erbitterten Widerstand und verhindern bisher erfolgreich die Machtübernahme durch pro-russische Truppen. Schon jetzt steht fest: Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine sorgt für mehr Verluste, als wohl von russischer Seite angenommen wurde. Zu möglichen Nachschubproblemen kommt hinzu, dass Russland wohl bereits viele ranghohe Soldaten verloren hat. Zudem sollen mehr als 14.000 russische Soldaten getötet worden sein. Unabhängig lassen diese Zahlen nicht bestätigen.
Russland setzt wohl in der Ukraine Hyperschallrakete vom Typ Kinschal ein
Während die Ukraine von weit mehr als 10.000 toten Soldaten Russlands spricht, heißt es vonseiten Moskaus, dass bislang knapp 500 Gefallene im Krieg in der Ukraine zu beklagen sind. Selbst wenn beide Zahlen nicht der Wahrheit entsprechen sollten, deuten sie darauf hin, dass der russische Angriffskrieg in der Ukraine nach und nach zum Erliegen kommt. Zu dieser Annahme kommt auch eine Analyse US-Forschungsinstituts Institute for the Study of War. Dass nun eine neue Phase des Ukraine-Kriegs beginnen könnte, ist da naheliegend. Die russische Armee wird versuchen, bisher eroberte Gebiete zu halten und ihre Machtposition zu festigen.
Wie sich Wladimir Putin, der auch indirekt mit dem Einsatz von Atomwaffen drohte, in der gegenwärtigen Kriegsphase verhalten und welche Schritte er als Nächstes anordnen wird, ist schwierig vorherzusehen. Dass er allerdings seine Kriegsführung offenbar ändert, zeigen angebliche Einsätze des Raketensystems Kinschal. Nach eigenen Angaben hat das russische Militär die Hyperschall-Rakete bereits mehrfach am 19, März und 20. März eingesetzt. Ob es wirklich zum Einsatz der Hyperschall-Rakete Kinschal, was übersetzt so viel wie Dolch bedeutet, kam, lässt sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.
Hyperschallrakete Kinschal: Russische Armee beschießt Treibstofflager im Süden der Ukraine
Das russische Verteidigungsministerium in Moskau gab am Sonntag bekannt, dass Kinschal bei einem Angriff auf ein Treibstofflager im Süden der Ukraine eingesetzt worden war. Der Militärstützpunkt im Gebiet Mykolajiw sei aus dem Luftraum über der von Russland annektierten Halbinsel Krim angegriffen worden, sagte Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow. „Von diesem Stützpunkt aus wurden die meisten Treibstofflieferungen für ukrainische Panzerfahrzeuge abgewickelt“, sagte er in einer Bekanntmachung. Kalibr-Marschflugkörper hätten zudem Reparaturwerkstätten für ukrainische Panzer getroffen.

Wie es aus offiziellen US-Regierungskreisen heißt, sollen die Vereinigten Staaten in der Lage gewesen sein, die Hyperschallrakete während ihres Flugs in Echtzeit zu verfolgen. Bereits am vergangenen Freitag will das russische Militär mit einer Hyperschallrakete vom Typ Kinschal das unterirdische Munitionsdepot der ukrainischen Luftwaffe in Deljatyn im Südwesten der Ukraine vernichtet haben. Dies hätte den ersten Einsatz der Waffe in Kampfhandlungen dargestellt. Überprüfbar waren auch diese Angaben nicht.
Hyperschallrakete Kinschal: Das macht die russische Waffe so gefährlich im Ukraine-Krieg
Während nun die neue Hyperschall-Rakete der Russen erstmals in Kampfhandlungen eingesetzt wurde, kamen Kinschal-Raketen bisher vor allem bei Manövern zum Einsatz. Das Gefährliche an der Hyperschallrakete Kinschal: Nach russischen Angaben kann das Waffensystem Kinschal bis zur zehnfachen Schallgeschwindigkeit erreichen und ist damit noch schneller als herkömmliche Überschallwaffen. Dadurch soll Kinschal in der Lage sein, feindliche Luftabwehrsysteme mühelos zu umgehen. Zudem sollen Kinschal-Raketen Ziele in bis zu 2000 Kilometer Entfernung angreifen können. Westliche Schätzungen gehen von einer deutlich kürzeren Reichweite aus.
Dass sich die Hyperschallrakete Kinschal wohl kaum von herkömmlichen Abwehrsysteme abfangen lässt, vermutet auch die Nato. Besonders tückisch bei Kinschal: Als ballistische Flugkörper bleibt sie auch spät im Flug noch gut manövrierfähig. In einem Bericht vom 20. November 2020 beschrieb die Nato die neuartige Waffentechnologie als Möglichkeit und Herausforderung zugleich. Das russische Ch-47M2 Kinschal-System wurde derweil von der Nato als Ass-24 Killjoy (Spielverderber) getauft – was durchaus das Gefahrenpotenzial der Waffe erkennen lässt.
So funktioniert die Kinschal: Russische Hyperschallrakete kann von Abfangjägern aus gestartet werden
Nicht nur ihre Geschwindigkeit macht die Kinschal-Hyperschallrakete zu einer gefährlichen Waffe. Sie ist zudem sehr universell einsetzbar. Präsident Wladimir Putin stellte die Kinschal-Raketen als eine von mehreren Superwaffen erstmals im März 2018 in seiner Rede an die Nation öffentlich vor. Wie es aus offiziellen Quellen heißt, kann die Hyperschallrakete von einem Abfangjäger des Typs MiG-31 abgefeuert werden. Erst in sicherer Entfernung vom Flugzeug zündet das eigene Raketentriebwerk. Es trägt die Kinschal erst bis zu 20 Kilometer in die Höhe, bevor sie Kurs auf ihr Ziel nimmt.
Neben herkömmlichen Sprengstoff kann die Hyperschallrakete Kinschal auch mit einem nuklearen Sprengkopf ausgerüstet werden. In Verbindung mit ihrer Reichweite und Geschwindigkeit könnte sie so wichtige Ziele in Europa angreifen. „Hyperschallraketen mit ihrer neuartigen Kombination von Geschwindigkeit und Manövrierfähigkeit können alle gegenwärtigen Raketenabwehrsysteme überwinden und verkürzen radikal die Reaktionszeit des angegriffenen Akteurs“, schrieb die Münchener Sicherheitskonferenz in ihrem Bericht 2019.
Kinschal-Hyperschallrakete kann bis zu 480 Kilogramm Last aufnehmen
Das Center for Strategic and International Studies (CSIS) schreibt in einem Beitrag über die Kinschal-Hyperschallrakete, dass diese eine Länge von acht Metern habe und bis zu 480 Kilogramm Last aufnehmen könnte. Das Fluggewicht soll bis zu 4300 Kilogramm betragen. Unklar sei laut mehrerer Studien, wann die genaue Entwicklung des russischen Hyperschall-Raketensystems begann. Frühere Konzepte sollen aus den frühen 2010er Jahren stammen.
Als gesichert gilt, dass durch neue Waffensysteme, die Hyperschallraketen hervorbringen, eine neue strategische Gefahr entstehen könnte. Während Russland nun offenbar bereits entsprechende Raketen im Ukraine-Krieg einsetzt, arbeiten auch andere Nationen an der Entwicklung. So berichtete das Militärbündnis Nato in einem Papier von 2020 von Forschungen in Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Australien und Indien. An der Entwicklung von Hyperschallraketen arbeiten auch die USA und China. Teilweise steht aber auch die Abwehr solcher Raketen im Vordergrund. Wie aus Informationen von AFP hervorgeht, soll China bereits flugfähige Raketen besitzen. Nordkorea soll zumindest über flugfähige Prototypen verfügen. (Mit Material der dpa) * kreiszeitung.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.