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Die Leiden des Robert Habeck: Vom Liebling zum Kellerkind

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Von: Johannes Nuß

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Lange Zeit war Robert Habeck einer der beliebtesten Politiker in Deutschland. Von einem, der als Liebling der Wähler antrat und dann tief abstürzte.

Berlin – Es war einmal … so beginnen die meisten Märchen. Der Aufstieg von Robert Habeck (Grüne) in den vergangenen Jahren in der deutschen Politik glich einem Märchen. Jedenfalls muss es sich für den gebürtigen Lübecker so oder zumindest so ähnlich angefühlt haben. Viele Bürgerinnen und Bürger wünschten sich ihn noch vor der Bundestagswahl 2021 als Bundeskanzler, so beliebt war er. Vielleicht wäre er das auch besser geworden, vielleicht wäre er dann auch immer noch der Liebling der Wähler.

Die Leiden des Robert Habeck: Vom Liebling zum Kellerkind

Aber das alles ist ziemlich viel Konjunktiv, denn Habeck wurde Wirtschaftsminister im Kabinett von Olaf Scholz. Und dieser Posten ist in einer der heftigsten Krisen, die die Menschen in der Bundesrepublik Deutschland seit ihrer Gründung erfahren, alles andere als einfach. Hinzu kommt, dass Habeck in der einen oder anderen Situation in den vergangenen Wochen und Monaten eine nicht allzu gute Figur abgegeben hat.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck bei einer Pressekonferenz.
Robert Habeck (Grüne) war einmal der beliebteste Politiker im Land, doch das ist Geschichte. (Archivbild) © IMAGO / Emmanuele Contini

Der eigentlich rhetorisch äußerst gewandte Politiker gerät vor der Presse immer wieder ins Straucheln, verhaspelt sich, brüllt wie ein wild gewordener im Plenum des Bundestags herum, versucht Dinge zu erklären, von denen der Wirtschaftsminister Ahnung haben müsste – sieht dabei aber häufig so aus, als ob er von seinem Job so überhaupt nichts versteht.

Natürlich ist Habeck als studierter Philosoph und Kinderbuchautor kein Wirtschaftsexperte. Das muss man auch klar so sagen. Man muss aber auch sagen: Das muss ein Wirtschaftsminister überhaupt nicht sein. Ein Minister muss vor allen Dingen eines sein: ein Kommunikator, der bei den Menschen mit seinen Worten ankommt. Und das kam Robert Habeck gut, das kam er so richtig gut – und wenn der Druck, der auf ihm lasten muss, nicht so hoch wäre, käme er es immer noch. Und schon wieder Konjunktiv.

Robert Habeck (Grüne): Lächelnd, charmant, witzig, gut aussehend

Lächelnd, charmant, witzig, gut aussehend – würde der Kanzler in Deutschland direkt gewählt, mehr als die halbe Republik hätte Robert Habeck im September 2021 zu Füßen gelegen. Das alles hat ihm vor – und auch noch lange Zeit nach der Bundestagswahl – zu einem der beliebtesten Politiker im ganzen Land gemacht. Im Politbarometer der Forschungsgruppe Wahlen des ZDF tanzte Habeck monatelang seiner Parteikollegin und Außenministerin Annalena Baerbock auf der Nase herum.

Doch, dann kam der Ukraine-Krieg. Eigentliches Terrain der Außenministerin und des Bundeskanzlers. Die sind auch involviert, geben aber in der Öffentlichkeit eine bessere Figur als der Wirtschaftsminister ab. Denn seit Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine explodieren die Preise für Energie, Waren im Einzelhandel – einfach für alles, was die Menschen zum täglichen Leben in diesem Land benötigen.

Robert Habeck (Grüne) wird für die Folgen der Wirtschaftskrise verantwortlich gemacht – berechtigt oder nicht

Und dafür wird – berechtigt oder nicht – ausgerechnet Robert Habeck verantwortlich gemacht. Im Beliebtheitsranking unter den Politikern gibt es daher für ihn seit ein paar Wochen nur noch eine Richtung – und die weist steil nach unten. Zunächst in der vergangenen Woche Platz sechs, dann zu Beginn dieser Woche der Hammer für Habeck: Platz neun nach einer Umfrage von INSA im Auftrag der Bild. Vom Liebling zum Kellerkind! Einzig Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ist noch unbeliebter als er. Sogar die tiefrote Sahra Wagenknecht (Linke) ist beliebter. Selbst Friedrich Merz (CDU) mögen inzwischen mehr Menschen in diesem Land – und das will was heißen.

Habeck hat in den vergangenen Wochen einen Hammer nach dem anderen zu verkünden. Ob die Gasumlage nun kommt oder nicht, die Tatsache, dass die Preise weiter steigen werden, Atomausstieg bei gleichzeitiger Gasmangellage, er spricht davon, dass viele Arbeitsplätze in Gefahr sind. Viel mehr Negatives kann man als Innenpolitiker eigentlich überhaupt nicht mehr verkünden. Und die Menschen in diesem Land – so ist das tatsächlich inzwischen, als Journalisten können wir ein Lied davon singen – machen inzwischen den Überbringer dieser Nachrichten auch noch für die Lage verantwortlich.

Robert Habeck (Grüne) räumt einfach nur den Dreck weg nach 16 Jahren Kanzlerschaft der Union

Doch, um für all das verantwortlich zu sein, müsste Robert Habeck schon mehr als ein Jahrzehnt im Amt sein und dabei am besten – natürlich – den Posten des Bundeskanzlers bekleiden. Denn der gibt die Richtlinien-Kompetenz vor. Das war schon immer so und das wird auch immer so bleiben. Nun hat uns diese Richtlinien-Kompetenz in den vergangenen 17 Jahren vor allen Dingen in eines getrieben: in die Gas-Arme des russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Aus dieser eisigen Umklammerung versucht Robert Habeck unser Land derzeit zu befreien, unterstützt dabei den Kanzler und die Außenministerin nach Kräften. Mal erfolgreich, mal weniger erfolgreich. Das ist in der Politik einfach so. Das kann und das darf man ihm nicht zum Vorwurf machen. Robert Habeck räumt einfach nur den Dreck weg, den 16 Jahre Kanzlerschaft unter der Union angerichtet haben!

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