Niedersachsen und Bremen machen sich für Geflüchtete aus der Ukraine bereit

Auch die Bundesländer Niedersachsen und Bremen bereiten sich auf die Geflüchteten vor, die aufgrund von Wladimir Putins Angriffskrieg aus der Ukraine fliehen.
Hannover – Niedersachsen und Bremen stellen die Weichen auf die Aufnahme von Geflüchteten aus der Ukraine. Darüber hinaus will Niedersachsen die Kapazitäten noch erhöhen. „Wir schaffen Räume für neue Plätze“, äußerte sich Innenminister Boris Pistorius (SPD) gegenüber dem NDR, um gleichzeitig an die Kommunen zu appellieren, dass diese auch prüfen sollten, ob noch mehr Platz angeboten werden könne.
Geflüchtete aus der Ukraine nach Niedersachsen: Landesaufnahmestellen zu 75 Prozent ausgelastet
Derzeit sind die Landesaufnahmestellen für Flüchtlinge in Niedersachsen den Angaben zufolge bei einer Belegung von knapp 75 Prozent. Bislang sei noch nicht abzusehen, ob und in welche Richtung es Fluchtbewegungen aus der Ukraine geben werde. Völlig offen ist, wie viele Flüchtlinge es aus der Ukraine geben könne – laut Pistorius könnten das ein paar Hunderttausend, aber auch eine Million oder zwei Millionen Menschen sein.
Pistorius warnte im NDR auch vor Cyberangriffen aus Russland wie Wladimir Putins Trollfabrik: „Die Behörden sind in Hab-Acht-Stellung, wir bereiten uns seit einer Woche vor.“ Angriffe auf Städte und Kommunen kämen häufig vor, man wisse auch, dass russische Hacker unterwegs seien. „Die Bedrohung ist nicht präzise einschätzbar“, sagte der Minister über die Hacker und Trolle ins Wladimir Putins Arsenal.
Bremen: So plant das Bundesland die Aufnahme von Geflüchteten aus der Ukraine
Während in Berlin die ersten Geflüchteten am Samstag, 26. Februar 2022, eintrafen, kam am Tag zuvor ein Krisenstab um Sozialsenatorin Anja Stahmann von den Grünen in Bremen zusammen, um sich über die mögliche Aufnahme, aber vor allem die Unterbringung von Geflüchteten aus dem Krieg in der Ukraine zu beraten. Dabei will die Senatorin laut einem Videobericht von buten un binnen auf die Erkenntnisse aus der Flüchtlingskrise 2015 zurückgreifen. Während die Zeltstädte aus der Zeit der Flüchtlingswelle nicht mehr bestehen und auch die Schulen ihre Turnhallen wieder für den Schulbetrieb nutzen, sieht es derzeit noch etwas dünn bei den Kapazitäten aus.
„Wir könnten mit sehr großer Kraftanstrengung in sehr kurzer Zeit Anstrengungen von sieben bis zehn Tagen 1000 Betten bereitstellen. Und dann werden wir schauen, welche Räder wir in Bremen drehen können“, erklärte Stahmann gegenüber buten un binnen. Derzeit geht die aktuelle Flüchtlingsprognose davon aus, dass Deutschland aufgrund des Krieges in der Ukraine mit etwa 380.000 Geflüchteten der Krisenregion zu rechnen habe. Derzeit haben nach übereinstimmenden Medienberichten bereits über 120.000 Menschen aus der Ukraine die Grenze nach Polen überschritten. Überwiegend seien es Frauen mit Kindern und Männer im nicht wehrfähigen Alter.
Nach Angaben von Stahmann würde das kleinste Bundesland, indem ebenso wie in Niedersachsen unzählige Menschen zur für Frieden und gegen den Ukraine-Krieg auf die Straßen gingen, ein Prozent übernehmen. „Das hieße 3800 Menschen in das Bundesland Bremen, 20 Prozent davon würden nach Bremerhaven verteilt“, so die Sozialsenatorin weiter. Daher werden auch Wohnungsbaugesellschaften und private Vermieter bei der Aufnahme aufgefordert zu helfen, während auch den Kirchen erneut wie 2015 wichtige Rolle bei der Versorgung der Geflüchteten spielen.
Getreide: Landwirtschaftskammer geht mit steigenden Preisen aus – Ukraine und Russland wichtige Weizen-Exporteure
Angesichts des Krieges in der Ukraine rechnet derweil die Landwirtschaftskammer Niedersachsen mit steigenden Preisen für Getreide, Futtermittel, Betriebsmittel und Dünger. Die Ukraine gehört zu den weltweit größten Weizen-Exporteuren. „Die Kurse an den Warenterminbörsen gehen durch die Decke“, weiß Stephanie Stöver-Cordes, Fachreferentin für Markt- und Absatzfragen, zu berichten. „Russland steht auf der Rangliste der Weizenexporteure auf Platz zwei, die Ukraine auf Platz vier.“ Die Exportmenge beider Staaten umfasse mehr als ein Viertel der Weltexportmenge.
Angst vor Nahrungsmittelknappheit durch Krieg in der Ukraine wächst
Die großen Importregionen der Welt im Mittleren Osten, Nordafrika und Südostasien fürchteten bei einem Stillstand des Getreidehandels in der Schwarzmeerregion um ihre Versorgung: „Manche Analysten sprechen bereits von einer möglichen weltweiten Nahrungsmittelknappheit“, sagte Stöver-Cordes.
Sollte aus Russland und der Ukraine kein Weizen mehr verschifft werden können, würden sich die globalen Einkäufer Europa und den USA zuwenden. „Diese Tendenzen lassen sich bereits an der Entwicklung der Weizenkurse an den Börsen in Chicago und Paris ablesen“, ergänzte Marktexperte Albert Hortmann-Scholten. „Im vorbörslichen Handel schossen die Kurse an der Chicago Board of Trade nach der Veröffentlichung der Meldungen über die russische Invasion so stark in die Höhe, dass der Handel am Donnerstag ausgesetzt wurde“, berichtete er. An der Warenterminbörse in Paris habe der März-Weizen zwischenzeitlich um mehr als 14 Prozent zugelegt.
Getreidepreise: Auch Mais-Exporte könnten ins Stocken geraten
Die Ukraine sei zudem ein großer Maisproduzent: Laut Schätzungen des US-Agrarministeriums liege die Produktionsmenge im Wirtschaftsjahr 2021/22 bei 42 Millionen Tonnen. Ein Großteil davon werde exportiert – auch in die EU. Die Maisexporte der Ukraine beliefen sich auf 33,5 Millionen Tonnen. (mit Material der dpa) * kreiszeitung.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.