49-Euro-Ticket: Warum das Klimaticket fast niemanden interessiert
Das 49-Euro-Ticket soll kommen, doch schon vor Beginn des Angebots überwiegt Desinteresse. Weshalb planen so wenige Menschen, sich das Monatsticket zuzulegen?
Berlin – Auch wenn die Länder und der Bund beim Thema ÖPNV noch um Finanzfragen streiten scheinen sie sich in einem Punkt einig zu sein: Das 49-Euro-Ticket kommt – früher oder später. Angedacht ist aktuell ein Start Anfang des Jahres 2023. Damit müssen Nutzerinnen und Nutzer des öffentlichen Personennahverkehrs noch ein bisschen auf das vergünstigte Angebot warten.
Viele scheint das indes nicht so sehr zu treffen: Aktuelle Umfragen zeigen, dass das Klimaticket im Allgemeinen alles andere als mit Hochspannung erwartet wird. Rund die Hälfte der Befragten wollen sich das Ticket gar nicht erst zulegen.
Warum ist das so?
49-Euro-Ticket: Ab wann es genau kommt ist unklar – klar wird derweil: Das Desinteresse ist groß
In einigen Details gibt es weiterhin Unklarheit beim 49-Euro-Ticket: Ab wann es genau kommt ist bisher ebenso unklar, wie die Antwort auf die Frage, ob sich Bund und Länder final auf Finanzierungsfragen zum ÖPNV geeinigt bekommen. In einem Punkt wächst indes die Klarheit: Das Desinteresse an dem vergünstigten Monatsticket der Ampelkoalition unter Kanzler Olaf Scholz (SPD) ist groß – sehr groß. Im Rahmen einer Umfrage, durchgeführt durch das Insa-Institut, erklärten knapp 50 Prozent der Befragten, das Klimaticket nicht kaufen zu wollen.

Den dringend benötigten Schub für die Verkehrswende in Deutschland wird das Angebot, gemessen an den Umfragewerten, keineswegs bringen. Weitere Details der Umfrage zeigen, was zumindest einige der ablehnenden Personen umstimmen könnte: Rund jeder fünfte Skeptiker erklärte, sich möglicherweise umzuentscheiden, wenn auch Fahrten mit Fernbussen inbegriffen wären. Zuletzt hatte es Berichte über Pläne für eine Integration des Flixbus-Angebots bei einem 9-Euro-Ticket-Nachfolger gegeben. Das Ergebnis zeigt: Grund für die Ablehnung scheint nicht generelles Desinteresse am ÖPNV, sondern das Angebot in seiner jetzigen Form.
49-Euro-Ticket floppt? Das 9-Euro-Ticket als Vorgänger erwies sich im Verkauf als voller Erfolg
Schon jetzt zeichnet sich ab, dass das 49-Euro-Ticket floppen könnte. Wie bereits erwähnt scheint das jedoch kaum am generellen Unwillen der Bevölkerung zur ÖPNV-Nutzung zu liegen. Der beste Beweis dafür ist das Vorgänger-Angebot: Das 9-Euro-Ticket erwies sich im Verkauf als voller Erfolg, die Nachfrage war riesig. Die Monatskarte hatte das Potenzial, tatsächlich etwas zur Verkehrswende beizutragen. Insgesamt 52 Millionen Mal war das 9-Euro-Ticket laut Angaben der Bundesregierung verkauft worden. Eine Verlängerung hätte nach Ansicht vieler Beobachter Sinn gemacht.
Die aktuellen Umfrageergebnisse zeigen im Zusammenspiel mit den Verkaufszahlen des 9-Euro-Tickets: Das 49-Euro-Ticket scheitert nicht am Hang der Menschen zum Individualverkehr, sondern an seinem Preis. Insbesondere in Zeiten der Inflation sind 49 Euro mehr, als viele Menschen aufbringen können. Mit einem mehr als fünfmal so hohen Preis wie der erfolgreiche Vorgänger ist das Ticket nicht konkurrenzfähig. Auch die Chefin der Verbraucherzentrale Bundesverband, Ramona Pop, sagte der Rheinischen Post, das Ticket biete vor allem für einkommensschwache Haushalte preisbedingt nur einen sehr geringen Anreiz.
49-Euro-Ticket: Pro Monat mehr als fünfmal so teuer wie der Vorgänger – wieso?
Doch warum ist das 49-Euro-Ticket pro Monat überhaupt so teuer? Verbraucher sollen für das neue Angebot mehr als fünfmal so viel ausgeben wie für den Vorgänger. Damit ist das Klimaticket nicht konkurrenzfähig. Aus Politik, Verbänden und Gesellschaft waren immer wieder Forderungen nach einem günstigeren Tarif gekommen – sie stießen offenbar auf taube Ohren.
Tatsächlich scheint hinter dem hohen Preis vor allem der politische Unwille des Bundes zur Kostenübernahme zu stehen. Wie weit weg die Ampel tatsächlich von einem Angebot ist, das dem 9-Euro-Ticket auch nur annähernd ähneln würde, zeigt der aktuelle Streit: Selbst bei einem Angebot wie dem 49-Euro-Ticket, mit hoher Selbstbeteiligung, gibt es Zoff bei der Frage nach der Kostenübernahme zwischen Bund und Ländern.