1. Startseite
  2. Politik

Bundestagswahl: Wen soll ich heute wählen? Ein Ratgeber

Erstellt:

Von: Jens Kiffmeier

Kommentare

Welche Partei passt zu mir? Kurz vor der Bundestagswahl sind viele Deutsche verunsichert. Unser Tipp: Taktisches Wählen bringt nichts. Folgen Sie ihrem Herzen.

Berlin/Hannover – Wem vertrauen Sie? Dem langweiligen, aber professionellen und kontrollierten Roboter Olaf Scholz (SPD)? Dem ehrlichen Armin Laschet (CDU), der allerdings in unpassenden Momenten einen Lachanfall bekommt*, wenn die Flut hunderte Häuser weggespült hat? Oder doch lieber Annalena Baerbock (Grüne), die engagiert und Fakten-sicher daherkommt – wenn es nicht gerade um ihren Lebenslauf geht? Kurz vor der Bundestagswahl schütteln viele Wählerinnen und Wähler den Kopf. Denn sie tun sich extrem schwer damit, eine Wahlentscheidung zu treffen.

Bundestagswahl 2021:20. Legislaturperiode zum Deutschen Bundestag
Termin:26. September 2021
Art der Wahl:geheim
Kanzlerkandidaten:Armin Laschet, Olaf Scholz, Annalena Baerbock (Grüne)

Auf den ersten Blick stecken die Wählerinnen und Wähler in einem Dilemma. Sie auch, liebe Leserin oder lieber Leser? Bitte nicht verzweifeln, wir helfen Ihnen da raus. Sie müssen sich nicht grämen. Hier kommt unsere Analyse mit ein paar Tipps:

Bundestagswahl 2021: Wen soll ich wählen? Welche Parteien passt zu mir? Hier die Antwort

Wichtig: Sie sind nicht allein. Denn nach einer Umfrage des Allensbach-Meinungsforschungsinstituts sind eine Woche vor der Stimmabgabe noch 40 Prozent der Deutschen unentschlossen. Der Anteil ist dabei größer als vor vier oder acht Jahren. Die Mehrheit führt das vor allem auf die drei Spitzenkandidaten Olaf Scholz (SPD), Armin Laschet (CDU) und Annalena Baerbock (Grüne) zurück. So gaben 68 Prozent der Befragten an, dass das Trio insgesamt wenig überzeugend sei.

Im Vordergrund sind Buttons zu sehen, welche die Logos der Parteien CDU/CSU, dem Bündnis 90/Die Grünen, der FDP sowie der SPD zeigen. Im Hintergrund ist eine Person zu sehen, die ihren Stimmzettel für die Bundestagswahl abgibt.
Bei der Bundestagswahl 2021 treten über 40 Parteien an. Darunter die CDU/CSU, das Bündnis 90/Die Grünen, die FDP sowie die SPD. (kreiszeitung.de-Montage) © Michael Bihlmayer/imago images & Christian Ohde/imago images

Richtige Partei, aber falscher Kandidat? Tatsächlich drängen sich so kurz vor dem Wahltag vor allem die Spitzenleute in den Vordergrund. Auf dem Prüfstand stehen ihre Schlagfertigkeit, ihre Eloquenz, ihre Fehler. Doch das Gezerre um Scholz, Laschet und Baerbock verdeckt einen Großteil der Inhalte.

Viele Wähler hadern deswegen mit dem Wahlkampf. Zu langweilig. Zu viel Personenstreit. Kaum Inhalte. Das ist vielerorts die Grundstimmung. Und schon beginnen die Spielchen ums taktische Wählen im Kopf: Wenn ich Grün wähle, stimme ich für den Klimaschutz – was vielleicht gut wäre. Aber will ich eine Kanzlerin Baerbock? Vielleicht in einer Jamaika-Koalition? Vielleicht lieber nicht, dann nehme ich doch den Scholz, der ein Ampel-Bündnis will. Leider könnte dann aber auch Rot-Rot-Grün dabei herausspringen. Das geht ja gar nicht. Was ist denn mit Laschet? Und so weiter, und so weiter und so weiter.

Bundestagswahl 2021: Scholz, Baerbock oder Laschet – warum taktisches Wählen nichts bringt

„Der Spielraum für taktische Überlegungen war noch nie so groß wie in diesem Jahr. Aber taktisches Wählen war auch noch nie so kompliziert wie in diesem Jahr“, sagt Frank Brettschneider, Politikexperte und Professor an der Universität Hohenheim, zu kreiszeitung.de. Früher gab es große Gewissheiten. Da konnten Unionsanhänger zur FDP wechseln und SPD-Anhänger zu den Grünen. Denn die eigene Stimme blieb im Lager. Eine Koalition der Genossen mit FDP und Grünen – in Kohl-Zeiten völlig undenkbar. Im Gegensatz zu heute.

Laut den aktuellen Wahlumfragen kommen nach der Wahl verschiedene Konstellation infrage: Eine Ampel-Koalition, Jamaika, Rot-Grün-Rot oder die Neuauflage der Großen Koalition. Doch von dem Geschrei um Regierungsbündnisse sollten Sie, liebe Leserinnen und Leser, sich nicht blenden lassen. Zwar endet mit dem Ende der Ära von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eine gewisse Planbarkeit. Aber was nach der Wahl passiert, kann keiner sagen. Auch die Parteien nicht.

Doch wen soll ich wählen? Welche Partei ist die richtige für mich? Bei der Entscheidungsfindung sollte immer ein Leitgedanke stehen: Es werden nicht Kandidaten gewählt, sondern Parteien. Sie bestimmen die Politik in Deutschland. Sie wählen den Bundeskanzler. Und diese sind, oh Wunder, durchaus zu unterscheiden.

Bundestagswahl: Mit Wahlomat und ein paar Grundfragen – so treffen Sie die richtige Entscheidung

Konzentrieren Sie sich doch kurz einmal auf ein paar Grundfragen. Was glauben Sie, wird in den kommenden Jahren das drängendste Problem: das Klima, die Wirtschaft oder doch das Soziale? Glauben Sie, dass der Staat schon genug Geld hat? Oder sollte er Steuern und Abgaben nach den Vorstellungen der jeweiligen Parteien erhöhen? Und wer sollte das vorrangig bezahlen? Diejenigen, die ein hohes Einkommen und Vermögen haben? Oder sollte man lieber auf die Kraft von Innovationen setzen? Soll die Politik Unternehmen oder Geringverdiener entlasten*? Wie lautet ihrer Präferenz: Wachstum durch den freien Markt oder Umverteilung von oben nach unten? Und vor allem beim Klimaschutz: Volles Tempo oder langsamer Stufenplan?

Sicherlich fällt es nicht schwer, die Präferenzen von CDU, FDP, AfD sowie SPD, Grünen und Linkspartei zu erkennen und sich selber zu verorten. Denn bei allem Wahlkampf-Bohei – in der Grundausrichtung sind die fünf bis sechs Parteien, die eine realistische Chance auf Einzug in den Deutschen Bundestag haben, weiterhin gleichgeblieben.

Fakten und Zahlen zur Bundestagswahl 2021

Bei der Bundestagswahl treten am 26. September 2021 insgesamt 42 Parteien an. Eine genaue Übersicht über alle Kandidatinnen und Kandidaten findet sich auf der Homepage der Bundeszentrale für politische Bildung. Wahlberechtigt sind 60,4 Millionen Deutsche. Mit 31,2 Millionen stellen die Frauen den größeren Anteil. Insgesamt 2,8 Millionen Wählerinnen und Wähler dürfen zum ersten Mal ihre Stimme abgeben.

Die Frage, wer Kanzler wird, ist eigentlich zweitrangig – zumal in diesem Jahr vielleicht auch der Zweitstärkste den Sieger ausbremsen kann. Daran ändert ihre Stimme auch nichts. Es ist auch nebensächlich, denn der Regierungschef entscheidet sowieso nichts alleine wie in einem Präsidialsystem. Egal ob Baerbock, Laschet oder Scholz – jeder von ihnen muss seine Gesetzesvorhaben durch ein Kabinett, zwei bis drei Regierungsfraktionen, den Bundestag und den Bundesrat durchbringen.

Wer wird Kanzler? Bei der Bundestagswahl haben SPD, CDU, Grüne, FDP, AfD und Linkspartei viele Optionen

Am Ende entscheidet ihre Stimme vor allen Dingen darüber, wie stark eine Partei und Fraktion im Bundestag wird. Je mehr Stimmen sie auf sich vereinen, umso stärker ist ihr Gewicht und ihr Mitspracherecht in Koalitionsverhandlungen oder im Parlament. Die Grünen schwören in einem Bündnis mit SPD oder CDU ja nicht dem Klimaschutz ab, ebenso wenig wie die FDP etwa nicht die Steuerpolitik fallen lässt. Aber es macht einen Unterschied, ob man als dritte, zweite oder stärkste Kraft dabei ist. So oder so, ihre Stimme ist nie verschenkt. Sie hilft den Parteien immer – ob in der Regierung oder der Opposition.

Sie schwanken noch bei ihrer Wahlentscheidung? Unser Newsletter informiert Sie kostenlos über alle Entwicklungen und Hintergründe.

Fazit: Taktisches Wählen bringt am Ende gar nichts. Mehr denn je kommt es auf Inhalte an. Setzen Sie diese bei der Entscheidungsfindung über die Personalauswahl – auch, wenn es vielleicht schwerfällt. Sollten Sie die Inhalte nicht zuordnen können, kein Problem: Hier können Sie sich im Wahlomat inspirieren lassen. Oder Sie lesen unseren Themencheck zur Bundestagswahl. Oder Sie klicken sich durch die unsere Übersichten zu den Wahlprogrammen von CDU, SPD, Grüne, AfD oder der FDP.

Wichtig ist nur: Gehen Sie wählen. Nur wer nichts tut, muss sich ärgern, wenn am Ende ein launischer Roboter mit falschem Lebenslauf über seinen Kopf hinweg entscheidet.

Wahl 2021: Alle News, Ergebnisse und Prognosen sowie Hochrechnungen zur Bundestagswahl in Deutschland am 26. September 2021

Am Sonntag, 26. September 2021 berichtet kreiszeitung.de mit einem Live-Ticker laufend aktuell von allen Ergebnissen der Bundestagswahl 2021, außerdem gibt es detaillierte Ergebnisse und gewählte Direktkandidaten aus Niedersachsen, Bremen und Hamburg. Spannend wird es auch bei der Stichwahl zur Kommunalwahl in Niedersachsen. Und hautnah bei der Wahl 2021 ist man beim etwas anderen Live-Ticker zur Bundestagswahl 2021 dabei, der die besten Reaktionen von Twitter einfängt. * kreiszeitung.de, 24hamburg.de, merkur.de sind Angebote von IPPEN.MEDIA.

Auch interessant

Kommentare