Das ist Bündnis 90/Die Grünen: Gründung, Politik, Themen - Was man wissen muss

Seit der Bundestagswahl 2021 sitzt Bündnis 90/Die Grünen wieder in der Bundesregierung. Wie die einstige Protestpartei zu einer der stärksten deutschen Parteien wurde.
Die Partei Bündnis 90/Die Grünen sind in erster Linie durch ihren Schwerpunkt in der Umweltpolitik bekannt. Ihr großes Ziel ist die soziale und ökologische Nachhaltigkeit und so vertreten sie die Werte der 80er Jahre. Die linksliberale Partei gehört zu den stärksten Parteien und sitzt seit 2021 in der Bundesregierung.
Partei | Bündnis 90/Die Grünen |
Parteivorsitzende | Ricarda Lang, Omid Nouripour |
Gründung die Grünen | 13. Januar 1980 |
Gründung Bündnis 90 | 21. September 1991 |
Zusammenschluss zu Bündnis 90/Die Grünen | 14. Mai 1993 |
Mitgliedszahlen | 125.126 (Stand: Dezember 2021) |
Die Grünen – Ihre Entstehungsgeschichte bis zum Einzug in den Bundestag
Am Ende der Siebzigerjahre stiegen die Ölpreise immer weiter an. So setzten immer mehr europäische Länder auf Atomkraft. Aus der atomaren Ausrüstung Europas und die daraus folgenden Schäden für die Umwelt entstand die grüne Gegenbewegung. Sie gilt als Ursprung der Partei der Grünen, die einige Jahre später gegründet wurde.
Es waren viele kleine Splitterparteien und regionale Zusammenschlüsse, die in der Gesellschaft oft als „Müslifresser“ oder „Ökospinner“ verlacht wurden, in den Anti-Atomkraft-Bewegung aktiv. Lange Zeit kämpften sie alleine und versuchten ein Umdenken zu bewegen. Doch 1980 schlossen sich die Umweltbewegung, die Friedensbewegung, die Anti-Atom-Bewegung und die Fraueninitiative zusammen und gründeten die Vorläuferpartei die Grünen.
Die ersten Parteivorsitzenden der westdeutschen Grünen waren Petra Kelly, August Haußleiter und Norbert Mann. Drei Jahre nach der Gründung schafften sie es mit 5,6 Prozent der Stimmen in den Bundestag. Die Grünen brachten als erste Partei Themen wie Ökolandbau, nachhaltiges Wirtschaften, Vergewaltigung in der Ehe sowie die Entschädigung von Zwangsarbeitern in den Bundestag.
Die Grünen und Bündnis 90 schließen sich zusammen
Nach der Vereinigung Deutschlands verloren die Grünen 1990 die erste gesamtdeutsche Bundestagswahl. Jedoch zog Bündnis 90 in den Bundestag ein. Mit dem Ziel, bundespolitisch stark zu werden, schlossen sich zuerst die West- und Ost-Grünen zusammen und später auch die Grünen mit Bündnis 90.
Das Bündnis zahlte sich aus: 1994 zog die Partei Bündnis 90/Die Grünen in den Bundestag. Den Parteivorsitz bildeten Joschka Fischer und Kerstin Müller. Die erste grüne Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags wurde Antje Müller.
Bündnis 90/Die Grünen: Einzug in die Bundesregierung
Die Grünen nahmen immer weitere Plätze in der Bundesregierung ein. Nach der Amtszeit des Bundeskanzlers Helmut Kohl (CDU) 1998 bildeten die SPD und Bündnis90/Die Grünen die neue Bundesregierung. Joschka Fischer wurde der erste grüne Außenminister und Vizekanzler. Andrea Fischer übernahm die Position der Gesundheitsministerin und Jürgen Trittin wurde Umweltminister.
Jürgen Trittin ist noch bis heute ein wichtiger Politiker der Grünen, mit Renate Künast war er von 2009 bis 2012 Vorsitzender der Partei. Die rot-grüne Bundesregierung beschloss mit ihm als Umweltminister den Ausstieg aus der Atomkraft.
Bei der darauffolgenden Bundestagswahl 2002 gingen die SPD und die Grünen auch wieder als Sieger hervor und übernahmen unter Gerhard Schröder (SPD) die Regierung.
Atomausstieg: Ja oder Nein – Die Grünen als Oppositionspartei
Nur drei Jahre nach der Wahl im Jahr 2002 wurde das Parlament unter Schröder nach gestellter Vertrauensfrage aufgelöst und es kam zu Neuwahlen. Die CDU gewann mit der Vorsitzenden Angela Merkel und es wurde eine schwarz-rote Koalition gebildet. Die Grünen wurden so zur Oppositionspartei.
Bündnis 90/ Die Grünen: Die Bundestagswahl 2009
Bei der Wahl 2009 scheiterten die Grünen wieder, die CDU und CSU ging als Gewinner hervor und bildete die Regierung mit der FDP. Die schwarz-gelbe Koalition nahm den 2001 beschlossenen Atomausstieg wieder zurück, trotz der Bemühungen der Grünen.
Endlich wieder ein Teil der Regierung: Bundestagswahl 2021
2021 stellten die Grünen für die Bundestagswahlen das erste Mal eine grüne Kanzlerkandidatin: Annalena Baerbock. Mit ihr erreichten sie ihr bis dahin bestes historisches Ergebnis mit 14,8 Prozent.
Bei einer digitalen Urabstimmung stimmten die Parteimitglieder für eine Koalition mit der SPD und FDP. So regiert das erste Mal eine Ampel-Regierung auf Bundesebene:
Name | Amt |
Annalena Baerbock | Bundesministerin des Auswärtigen |
Robert Habeck | Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz |
Steffi Lemke | Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz |
Cem Özdemir | Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft |
Lisa Paus | Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend |
Den Parteivorsitz haben seit 2022 Ricarda Lang und Omid Nouripour.
Wahlprogramm und Ziele der Grünen
Die Grünen legen ihren Fokus besonders auf die Themen Nachhaltigkeit und Umweltpolitik. Doch auch Geschlechtergerechtigkeit, Chancengleichheit und eine multikulturelle Gesellschaft sind die Ziele der Grünen.
Themenschwerpunkte Bündnis 90/Die Grünen:
- Ökologie
- Selbstbestimmung
- Gerechtigkeit
- Demokratie
Eines der zurzeit wichtigsten Ziele der Partei ist es, bis 2030 die Stromversorgung in Deutschland vollkommen auf erneuerbare Energien umzustellen. Aber auch ein Ende der Massentierhaltung, eine neue Definition von Wohlstandsindikatoren, die Einführung von Mindestlöhnen, die Abschaffung privater Krankenkassen sowie eine Vermögensabgabe sind wichtige Themen der Grünen.
Das sind die Wähler der Grünen
Durch den Zusammenschluss der Umweltbewegungen verlor die Partei daraufhin einige Wähler. Auch die kontroversen behandelten Themen wie die deutschen Militäreinsätze in Kosovo und in Afghanistan und die Hartz-IV-Reformen führten zu einem Verlust. Doch sie konnten durch aktuelle Themen wie „Fridays for Future“ neue Wähler und Wählerinnen dazu gewinnen.
Die Hauptwähler von Bündnis 90/Die Grünen sind anno 2022 laut Umfragen vor allem junge Menschen unter 30, die links und ökologisch eingestellt sind. Die Wählerschaft ist meist überdurchschnittlich gebildet und hat ein überdurchschnittlich hohes Einkommen. Frauen wählen häufiger die Grünen als Männer. Freiberufler und Stadtbewohner neigen dazu, die Umweltpartei zu wählen. In den östlichen Bundesländern erhält die Partei die niedrigsten Stimmen, wobei der Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg die Hochburg der Grünen ist.